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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Zähne, sparte sich aber die Antwort.
    Timaios fuhr fort: „Ich kann dir die Geschichte erzählen, wenn du willst.“
    „Erzähle!“
    Timaios nahm noch einen Schluck und b e gann.
    „Wie ich dir ja ein andermal schon berichtet habe, bin ich als Lehrer für die Söhne des Trebatius gekauft worden. Ursprünglich stamme ich aus Athen, doch auf einer Reise geriet ich während eines Überfalls durch Seeräuber in Gefangenschaft, und da ich weder Angehörige noch gr ö ßeres Vermögen hatte, verlor ich meine Freiheit. M e ine Bildung allerdings war mir insoweit von Nutzen, dass ich nicht als gemeiner Hauss k lave verkauft, sondern teuer als Dichter und Gelehrter von einer der reichsten Familien Roms ersteigert wurde. Früher oder später hätte ich wohl damit rechnen können, freigelassen zu werden, beso n ders weil Trebatius große Stücke auf meine Fähi g keiten hält. Er hat mich beauftragt, eine kleine Ep i sode aus dem hispanischen Krieg, in dem er eine bescheidene Rolle spielte, zu einem Drama zu verarbeiten. Das Pr o jekt liegt ihm sehr am Herzen. Als ich noch in Rom war, musste ich täglich mit ihm den Fortgang der Dichtung bespr e chen und seine Vorschläge berücksichtigen. Der Rest meiner Zeit war der Erziehung und Bildung seiner be i den halbwüchs i gen Söhne gewidmet, die unter meiner Anleitung die schönsten Fortschritte machten. Trebatius war so zufrieden mit mir, dass er überall mit seiner E r werbung – mit mir - prahlte und so seinen Schwager auf den Gedanken brachte, seinen einzigen Sohn ebe n falls meiner Ausbildung anzuve r trauen. Hätte er doch darauf verzichtet.
    Ich werde niemals den Tag vergessen, an dem ich den Knaben das erste Mal sah. Es war mir, als sähe ich das Abbild eines jugendlichen Gottes, die Idee reinster Schönheit. Der Atem stockte mir vor seiner Ersche i nung, diesem Gesicht, in dem eben der erste Flaum der Männlichkeit sichtbar wurde. Hätte ich nicht fürchten müssen, für wahnsinnig gehalten und eingesperrt zu we r den, so wäre ich auf der Stelle vor ihm niedergekniet um ihm zu dienen und ihm wie einem Gott zu opfern. Meine größte Freude und das ganze Sehnen meines Daseins waren von nun an die Tage, an denen er am Unterricht teilnahm, und ich werde nie den schönen sinnenden Au s druck seines feinen Gesichtes vergessen, wenn er meinen Ausführungen lauschte. Intelligent und lebhaft fasste er das Gehörte mit Leichtigkeit, seine Fragen ve r rieten mir den wachsten, edelsten Geist. Fast wollte ich mein Schicksal preisen, das mich in Gefangenschaft g e führt hatte und mich nun durch die Gegenwart dieses gottgleichen Jünglings entschädigte. Wie ein leuchtender Strom quoll meine Begeisterung aus mir und verlieh me i ner Rede Glanz und Schönheit, und umso glücklicher war ich schließlich, als ich zu spüren glaubte, dass auch er nicht u n berührt blieb von der göttlichen Freude, die mich durchströmte.
    Dann kam jener Abend vor nunmehr fast zwei Jahren, als die Familie des Trebatius zu einer Ei n ladung das Haus verlassen hatte. Der Türschließer meldete mir einen Gast, und kurz darauf stand mein Angebeteter vor mir. Er hatte sich eine Frage zurechtgelegt, die ihn angeblich so beschäftigte, dass er nicht in den Schlaf fände. Ich ordn e te meine Gedanken, um eine Antwort zu geben, doch bevor ich beginnen konnte, ergriff er meine Hand und sprach zu mir von dem heißen Verlangen, das die Wei s heit, die er in mir gefunden hatte in ihm g e weckt habe. Ich versuchte mich zu entziehen, doch er warf sich in meine Arme. Bessere Männer als ich widerstanden in solch einem Moment, ich verm o chte es nicht.“
    Eine Pause trat ein und Timaios blickte nachden k lich in den Spiegel des Weines in seinem Becher. Wenn er au f gesehen hätte, wäre er erschrocken vor dem Gesicht se i nes jetzigen Schülers, der noch blasser war als sonst und dessen Augen im schw a chen Licht der Öllampe noch stechender erschi e nen. „Was soll ich weiter erzählen, wir suchten und fanden Gelegenheiten, das zu wiede r holen, was einmal geschehen war, und schließlich wurden wir unachtsam. Schlafend, uns einander umschlingend, wu r den wir entdeckt. In der nachfolgenden Unte r suchung hatten wir weder Stärke noch Geschick zu leugnen. Er wurde auf Reisen geschickt und ich in ein Verließ g e steckt. Da man die ganze Sache schwerlich öffentlich verhandeln ko n nte, verlangte der Vater meines Geliebten meine Hinrichtung unter einer anderen An k lage. Du kannst mir glauben, dass ich damals

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