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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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müssten sie ihn auslachen, da sie sich ja keine anderen Begriffe aneignen konnten als die, die sie bisher in der Welt ihrer Schatten sahen und die ihren Verstand formten.“
    „Ja! Dies ist das Schicksal des Erleuchteten, der den Mitmenschen häufig wie ein Wahnsinniger e r scheint, weil er durch das helle Licht der Weisheit geblendet ist und sich nur schwer zurechtfindet in der jämme r lichen Welt der Schatten.“
    „Wenn sie ihn aber sowieso nicht verstehen, wieso sollte er versuchen, ihnen einen Begriff von dem Erlebten zu geben?“
    „Weil es die Aufgabe der Ph i losophie ist, den Menschen das Licht der Wahrheit näher zu bringen.“
    „Wenn die Menschen ihn aber nur auslachen? Ist es nicht klüger, das Wissen um diese andere Welt geheim zu ha l ten und die Weisheit zu nutzen, indem man seine En t scheidungen darauf gründet, die d e shalb sinnvoller sein müssen, als die derer, die nicht erleuchtet wurden? Ist es nicht weiser, die Menschen nach diesem Wissen zu fü h ren, ohne ihnen die Gründe der Entscheidungen o f fen zu legen?“
    „Mein Junge, was du hier ansprichst, nimmt den Me n schen die Möglichkeit, selbst über ihr Schicksal zu en t scheiden. Das kann niemals das Anliegen der Ph i losophie sein.“
    „Wenn aber dass Wissen um das Licht und die a n dere Welt nicht genügt, um die Me n schen von ihren Fesseln zu befreien, ist es dann nicht geradezu grausam, ihnen die Ausweglosigkeit ihres Schicksals auch noch vor A u gen zu führen?“
    „Sicher werden nicht alle den Weg der Wah r heit gehen, aber um der Wenigen willen, die es schaffen, sich aus den Banden zu befreien und die Wahrheit zu erreichen, muss jede Anstrengung unternommen werden.“
    „Du hast aber auch schon anders gesprochen. Als wir uns vor langem über die Sirenen unterhielten, sagtest du, dass es gnädiger wäre, den Menschen den Glauben an diese Wesen zu lassen, weil es i h nen bei der Trauer um ihre Angehörigen helfen könne. Wenn das besser ist, als der Wahrheit auf den Grund zugehen, so ist deine G e schichte von der Höhle nichts wert.“
    „Das hast du ganz falsch verstanden! Und übe r haupt ist das ja etwas ganz anderes!“
    „Wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass der, der das Licht sah, seine Erkenntnis in sich verschließen sollte und die Geheimnisse vor Gespött bewahren muss? Willig und demütig soll der Nichterleuchtete sich den Entsche i dungen des Sehenden fügen.“
    „Du vergisst, dass jeder Mensch ursprünglich Anteil ha t te an der göttlichen Weisheit, und dass ihn zu lehren heißt, ihn dem Göttlichen zurückzugeben.“
    „Das kann aber nur für die Auserwählten ge l ten.“
    „Nein, das muss für alle gelten, denn sonst wäre die menschliche Entscheidung, wer a u serwählt ist und wer nicht über die göttliche Weisheit gestellt. Jeder muss die Möglichkeit der Erleuchtung sehen, und die Auserwäh l ten werden ihre Chance ergreifen und sich würdig erwe i sen.“
    Er war noch nicht so richtig überzeugt, aber er wollte nicht, dass ihr Gespräch noch in einen Streit ausartete, und so drehte er den Kopf zur Seite und lenkte ein.
    „Du hast wohl Recht.“
    Timaios spürte den Widerstand seines Schülers, aber auch er hatte ein Gespür für die Unverei n barkeit ihrer Standpunkte, und so hielt auch er sich zurück. Jede Mis s stimmung hätte ihn schwer getro f fen, denn die beiden hatten sich in der Einsamkeit der Villa eng aneinander angeschlossen.
    Längst war es wieder Frühling geworden, und bald stand die Zeit des Jahres ins Haus, in der die Fam i lie Trebatius aus Rom anreisen würde, um die heißen Sommermonate in der Villa hoch über den Klippen zu verbringen. T i maios fand diese Aussicht aus ve r schiedenen Gründen äußerst betrüblich, auf jeden Fall wäre damit das Ende ihrer geruhsamen Stunden gekommen. Doch zu ihrem Glück kamen beunruhigende Gerüchte auf. Im Hinte r land habe es Unruhen gegeben, die Samniten, ehemalige Verbündete der Römer in verschiedenen Kriegen, hä t ten begonnen, ihrer Forderung nach römischem Bürgerrecht gewaltsam Nachdruck zu verle i hen. Einige Reisende und Kaufleute seien angehalten und bedroht worden, die Straßen durch das Gebiet waren nicht mehr sicher. Es dauerte dann auch nicht lange, bis aus Rom ein Brief mit der Nachricht eintraf, dass die Familie in diesem Jahr auf den Aufenthalt am Golf verzichten würde. Wenn die Unruhen allerdings etwas abflauten, erwarte man eine Rückkehr aller verfügbaren Sklaven vom Gut nach Rom; inklusive des

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