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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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schließlich sogar Avalon ein für alle Mal vom Gift Ulfgers befreit. Doch vor allem waren seine Gedanken und sein Herz von der Dame beherrscht. Er dachte kaum an etwas anderes. Wenn er die Augen schloss, roch er noch immer ihren Duft: Geißblatt und Quellwasser.
    »Peter«, rief Blutrippe und zeigte auf etwas. »Schau mal!«
    Peter blieb stehen und starrte ebenso verblüfft wie die andern.
    Sie hatten schließlich die Grenze von Myrkvior erreicht, den Cusithbach, hinter dem die von der Geißel geplagten Wälder lagen. Alle starrten auf die Bäume, auf die frischen grünen Knospen, die an einigen der grauen Stämme sprossen, und die vereinzelten Blüten zwischen den toten Sträuchern.
    »Tanngnost, was bedeutet das?«
    Der Troll setzte Sekeu vorsichtig ab. Er hatte sie den ganzen Rückweg über getragen. Tanngnost war vielleicht alt, aber er war nach wie vor ein Troll, und für ihn wog sie praktisch nichts. Sekeu ging zu einem Felsen hinüber und setzte sich.
    Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis sie wieder kämpfen kann
, sagte sich Peter, aber es sah ganz danach aus, dass sie auf dem Weg der Besserung war. Unwillkürlich lächelte er.
Ich hättedich fast verloren
, dachte er und stellte überrascht fest, dass er die Tränen zurückhalten musste.
Du und ich, wir haben viel zusammen durchgemacht. Diese Sache bringen wir gemeinsam zu Ende.
    Tanngnost berührte eine Knospe. »Es bedeutet, dass die Dame zurück ist«, sagte der Troll. »Es gibt wieder Hoffnung.«
    »Das hat die Dame getan?«, fragte Grille.
    »Ja«, sagte Tanngnost. »Peter hat ihren Geist wiedererweckt. Sie wird sich um Avallachs Baum kümmern. Wenn wir die Brände aufhalten können, vermag sie vielleicht die Geißel aufzuhalten.«
    »Wenn wir die Fleischfresser in den Nebel treiben, wenn wir sie alle töten, dann wird sie ganz Avalon heilen!«, fügte Peter hinzu. »Stimmt’s? Sie wird es zu seinem alten Glanz zurückführen!«
    »Ja, mit Sicherheit«, stimmte der Troll ihm zu.
    »Wir müssen wieder zuschlagen!« Peter konnte kaum an sich halten vor Aufregung. »So schnell wie möglich. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie auch nur einen weiteren Baum verbrennen!« Er sah zu dem alten Elfen hinüber. »Drael, wie steht’s mit dir? Wirst du dich im Morgengrauen mit uns am roten Felsen treffen?«
    »Eins sage ich dir«, erklärte der alte Elf. »Die Leibgarde der Dame wird nicht länger abwarten und zusehen. Wir sind dabei, Peter. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Die anderen Elfen nickten zustimmend. Ihre ernsten Mienen und unnachgiebigen Blicke waren Peter Schwur genug.
    »Gut.« Peter ergriff den Arm des Elfen. »Sehr gut.« Er konnte kaum den Drang unterdrücken, ein wildes Johlen auszustoßen. Dann wandte er sich den drei Mädchen zu. »Steht ihr uns zur Seite? Können wir auf Ginnys Kinder zählen?«
    Die Barghests musterten die drei Mädchen.
    »Wird viel Blut fließen?«, fragte die Erste.
    »Gibt’s genug Eingeweidenudelei für alle?«, fragte die Zweite.
    »Und Augäpfel, denk an die Augäpfel«, fügte die Dritte hinzu.
    »Oh ja«, sagte Peter und erwiderte das böse Lächeln der drei. »Und Hirn. Genug für alle.«
    »Ich will mit!«, rief die eine.
    »Ich auch!«, pflichtete die Zweite bei.
    »Na, dann doch sicher«, meinte die Dritte. »Aber, Peter?«
    »Ja?«
    »Du musst erst unsere Mutter fragen.«
    »Ja«, sagte die Zweite. »Mutter mag es nicht, wenn wir mit Fremden spielen.«
    »Kommst du mit und fragst sie für uns?«, wollte die Dritte mit großen, bittenden Augen wissen.
    »Das tue ich«, sagte Peter, »und zwar jetzt gleich.« Er wandte sich an Drael. »Also dann morgen, am roten Felsen?«
    »Abgemacht«, sagte Drael.
    Damit wandten sich die Elfen um und kehrten in den Wald der Dame zurück.
    »Leroy, Danny, Grille, Nick. Ihr schnappt euch die Vorräte und geht zum Teufelsbaum. Wir kommen so bald wie möglich dorthin. Tanngnost, kannst du Sekeu nehmen und sie begleiten?«
    Tanngnost wirkte beunruhigt. »Sicher doch, aber …«
    »Es gibt immer ein Aber, hab ich recht?«, meinte Peter.
    »Peter, auf ein Wort.«
    »Nur eines? Warum bezweifle ich das?«
    Tanngnost runzelte die Stirn und zog Peter mit sich in den Wald. »Du musst nicht dorthin gehen. Die Hexe wird kommen. Die Mädchen sind ihre Augen und Ohren. Sie spielen nur mit …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Peter. »Aber ich muss zurück in den Sumpf. Ich muss Abrahams Leiche vor den Fleischfressernfinden. Ich ertrage die Vorstellung nicht, dass sie seinen Kopf auf

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