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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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und auf ewig. Liebe mich. Liebe mich. Liebe mich auf ewig
. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Sie hat mich nicht nur geheilt
, begriff er,
sie hat mich mit einem Zauber belegt
. Er spähte verstohlen nach links und nach rechts in dem sicheren Gefühl, dass jemand, etwas, alles ihn beobachtete. Nick begriff, dass er
bald
zurück musste, weil Avalon nämlich ein verführerischer Ort war. Weil Göttinnen offenbar eifersüchtige Wesen waren, die die ihnen entgegengebrachte Verehrung nicht teilen wollten, nicht einmal mit Müttern. Wenn er nicht bald ging, würde er niemals gehen,daran hegte Nick keinen Zweifel. Und nach einiger Zeit würde er jede Erinnerung an seine Mutter für immer verloren haben.
    Jemand stieß ihn in die Seite. »Halt lieber die Klappe.«
    Nick zuckte zusammen. Er war so sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie Leroy von hinten an ihn herangetreten war. Die anderen waren weiter vorne. Nick setzte sich wieder in Bewegung.
    »Hast du mich gehört?«, sagte Leroy gedämpft.
    Nick beachtete ihn nicht.
    Leroys Gesicht verzog sich zu einer höhnischen Fratze. »He, ich rede mit dir, Arschloch.« Er bohrte Nick einen Finger in die Brust. »Wenn du diesen Quatsch mit Abraham noch einmal erwähnst, dann bringe ich dich
um
… dann
töte
ich dich, du Blödmann!«
    Vor Nicks innerem Auge blitzte ein Bild von Abrahams Gesicht auf – Abraham, der mit entsetztem Blick im dunklen Wasser ertrunken war, nur weil Leroy sich nicht die zwei Sekunden Zeit genommen hatte, ihn aus dem Sumpf zu ziehen. Nick spürte Wut – kein Brennen im Bauch, kein Pochen in seinem Schädel, nur guten, alten, verlässlichen Zorn, der in ihm aufwallte, und plötzlich sah er nichts mehr außer dem großen, unendlich blöden Leroy, der vor ihm stand und abfällig grinste.
    »Fick dich!«, knurrte Nick, schlug Leroy seinen Beutel vor die Brust und rammte ihm die Faust ins Gesicht.
    Er erwischte den größeren Jungen an der Backe und schickte ihn zu Boden. Nicks Sack fiel zusammen mit Leroy hin, und das Obst und die Nüsse kullerten auf den Pfad.
    Mit aufgerissenen Augen legte Leroy eine Hand an seine Wange. Was auch immer er von Nick erwartet hatte, das eindeutig nicht. Er ballte die Hände zu Fäusten und schickte sich an, aufzustehen.
    »DAS REICHT!«,
schrie Sekeu hinter ihnen. Sie stand auf einem Bein und stützte sich auf Tanngnost.
    Der Troll musterte Nick mit einem bohrenden Blick.
    »Er hat mich angegriffen!«, jammerte Leroy. »Schaut ihn euch an, der spinnt.«
    Sekeus Augen funkelten vor Wut, doch ihr Blick war nicht auf Nick gerichtet, sondern auf Leroy. »Du hast nicht mal das Recht, mit ihm zu reden. Nicht nach dem, was du getan hast.«
    Leroys Unterkiefer klappte herunter. »Wie? Nein … das war alles ganz
anders!
Dieser Mistkerl.« Er zeigte mit dem Finger auf Nick. »Es ist seine Schuld. Er hat
mich
in den Sumpf geschubst. Jetzt versucht er, mir die Sache anzuhängen. Kapierst du das denn nicht?«
    So, wie Leroy sich anhörte, hatte Nick das Gefühl, dass er sogar ehrlich an diesen Hergang der Dinge glaubt.
    »Nein«, erwiderte Sekeu kalt und ausdruckslos. »So ist es nicht gewesen.«
    Leroy schüttelte den Kopf, und sein Mund bewegte sich, doch er schien kein Wort herauszubekommen.
    »Du solltest dich schämen, Leroy«, sagte Sekeu. »Du solltest den Kopf gesenkt halten.«

 

     
KAPITEL 19
Mord
     
    Die Schatten wurden tiefer, und die Nacht senkte sich über den Wald der Dame. Ulfger stand reglos wie eine Statue am Waldrand. Er schloss die Augen und öffnete seine Sinne für die Nacht. Er spürte die Fische im Watbecken, die Frösche, einen einsamen Fuchs und ein Taubenpaar, das nebeneinander auf einem Ast saß und sich angurrte. Er spürte das Band zwischen den Vögeln, die Liebe lebenslanger Gefährten. Er versetzte ihnen einen Stoß, sagte ihnen, dass sie einander fürchten sollten, und spürte, wie sie von Angst ergriffen wurden. Ulfger hörte, wie sie in verschiedene Richtungen davonflatterten, so schnell sie nur konnten.
    Er lächelte und wandte seine Aufmerksamkeit der Elfenkaserne zu, dem verzierten Langhaus, das im Hof neben der großen Halle Wache hielt. Die Elfen waren zurück. Er spürte die Anwesenheit von allen einundzwanzig in dem Holzgebäude. Sie ließen sich nicht so leicht lesen wie die Tiere, aber er spürte ihre Aufregung, als sie sich für die Schlacht bereitmachten.
    Eine Tür öffnete sich, und Fackelschein flackerte über den Hof. Vier Elfen

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