Der Kinderdieb
Zähne.
»DAS IST UNSERE STADT! DIE DÄMONENSTADT!«
, schrie er so laut und mit solchem Nachdruck, dass er es beinahe selber glaubte.
»WIR SIND ÜBERALL! EINE MILLION HUNGRIGER DÄMONEN, DIE EURE ELENDEN SEELEN FRESSEN WERDEN!«
Das brachte sie völlig aus der Fassung. Angst blitzte in ihren Mienen auf, und sie fuhren nervös herum, um zwischen und hinter die Bäume und Büsche zu spähen. Selbst Ochs wirkte eingeschüchtert, und der Blick seiner tiefliegenden Augen zuckte hektisch hin und her.
»Schnell«, sagte Grille und flitzte zu der Dame hinüber. Nick sprang hinterher, und gemeinsam zogen sie die Dame auf die Beine. Sie musterte ihre Retter mit benommenem, abwesendem Blick.
»Komm schon, Danny«, sagte Grille grob. »Hilf mit.« Dochder Junge stand einfach nur reglos da, offenbar unfähig, etwas anderes zu tun, als mit schreckgeweiteten Augen vor sich hin zu starren.
Nick zog Danny mit einem festen Ruck am Seil zu sich. »Beweg endlich deinen Arsch!«
»Das ist ihr Zauberwerk!«, sagte Ochs und brüllte:
»WIR MÜSSEN SIE TÖTEN. HIER UND JETZT, BEVOR SIE UNS ALLE VERHEXT!«
Er hob sein Schwert und stürmte auf die Dame zu.
Der Kapitän schoss und traf Ochs zweimal, bevor der Revolver nur noch ein leeres Klicken von sich gab. Die Schüsse bremsten den Hünen kaum. Der Kapitän wollte Ochs abfangen, als zwei weitere Männer auf ihn zustürmten. Die Nacht wurde von den Schreien der Männer und dem Geräusch aufeinandertreffender Stahlklingen zerrissen.
Grille zog die beiden Gefangenen zum Teich. Als die Dame das Wasser sah, kam Leben in ihre Augen. Zu dritt stolperten sie die kleine Uferböschung hinab.
Ochs setzte ihnen mit funkelnden Augen nach. Er schwang sein Schwert in weitem Bogen auf den Hals der Dame zu. Nick blieb nichts anderes übrig, als sofort zu handeln. Er warf sich nach vorne und riss Maldiriel mit aller Kraft hoch. Die Klingen der beiden Waffen trafen aufeinander. Der markerschütternde Ruck riss Nick fast das Schwert aus der Hand, doch es gelang ihm, den Hieb des Hünen abzulenken. Die Klinge verfehlte ihr Ziel und bohrte sich der Dame stattdessen tief zwischen Schulter und Hals.
Ochs brüllte, befreite sein Schwert und wandte sich Nick zu.
Dem Jungen blieb ein winziger Moment, um zu begreifen, dass dieses gewaltige Ungeheuer drauf und dran war, ihn umzubringen, ein winziger Moment, um festzustellen, dass er abhauen musste. Doch er lief nicht davon. Ein Knurren entrang sich seiner Kehle, und er griff mit einem gezielten Schlag auf denHals des Hünen an. Ochs brachte sein Schwert dazwischen, doch im selben Moment schlug Nick eine Finte, zog die Klinge schnell nach unten und schlitzte dem Riesen das Bein unterhalb des Knies auf. Ochs stieß ein Heulen aus und schlug nach Nicks Kopf. Der wich dem Schlag aus und begriff, dass es nicht darauf ankam, wie groß und stark dieser Hüne war, weil er, Nick, schnell war, unglaublich schnell, genau wie ein gewisser goldäugiger Junge, den er vor einer halben Ewigkeit in einem Park getroffen hatte. Er hackte dem Riesen Maldiriel in die Ferse und genoss das Gefühl, seinem Gegner mit der Klinge tief in die Sehnen zu schneiden.
»Nieder, du Mistkerl!«, schrie Nick. »Nieder mit dir!«
Auf der Miene des Hünen zeigten sich Überraschung und Schrecken. Er jaulte und ging in die Knie. Grille stürzte von hinten herbei und stieß ihm das Schwert in den Nacken, sodass die Spitze zur Kehle herauskam. Ochs’ Augen weiteten sich. Er stieß ein Gurgeln aus und klappte zusammen. Nick hatte viel zu viele Horrorfilme gesehen, in denen hartnäckige Monster ein ums andere Mal wieder aufgestanden waren, um sich damit zufriedenzugeben. Er stieß ein Heulen aus, einen wilden Tierlaut, ließ Maldiriel erneut mit aller Kraft niedersausen und hackte dem Hünen den Kopf ab.
Nick schaute sich zu der Dame um, die die Hände an ihren Hals presste, während Blut zwischen ihren Fingern hervorquoll. Sie ging zu Boden und rutschte in den Teich, wobei sie Danny mit sich zog.
Sie ist am Ende
, dachte Nick.
Wir können nichts mehr für sie tun. Zeit, zu verschwinden
.
Ein abgehackter Schrei erklang, als der Kapitän einen weiteren Mann zu Fall brachte. Vier andere lagen bereits stöhnend zu seinen Füßen, und die Fleischfresser ließen sich zurückfallen.
Nick hoffte, dass es vorbei war, dass sie genug hatten, doch da kam ein Dutzend weiterer Männer herbeigerannt, stieg durchdie Hecken und schloss die Reihen. Jetzt waren es zu viele, schlicht und einfach zu viele. Er
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