Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
fröhliches Kindergeschrei und versuchte um Ulfger herumzuspähen.
    »Jetzt
sag es

    »
Es
, Lord Ulfger.«
    Ulfger stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Du kannst von Glück sagen, wenn man dir erlaubt, den Nachttopf des Dienstmädchens zu bewachen.«
    »Nachttopf?«
    »Vergiss es«, versetzte Ulfger wütend und stieß das Tor zum Hof auf.
    Es war tiefe Nacht, doch der Hof war von Hunderten orangefarbener Laternen erleuchtet. Ein gutes Dutzend Elfenkinder –Jungen und Mädchen jeden Alters – kletterten auf einer Ansammlung von Steinen und Menhiren herum und spielten Fangen. Mehrere von ihnen hatten stumpfe Holzschwerter und -speere und attackierten oder verteidigten damit die Steine.
    »He, das ist der Junge!«, rief eines der Kinder. »Der der Hexe das Auge ausgestochen hat.«
    Alle kamen herbeigerannt, um Peter genauer in Augenschein zu nehmen. Sie bildeten einen Kreis um ihn, hielten allerdings Abstand, als fürchteten sie, dass er vielleicht beißen würde.
    »Lord Ulfger?«, fragte ein Mädchen. »Ist es wahr? Hat dieser Junge der Hexe wirklich ein Auge ausgebrannt?«
    »So sagt man, wenn du solchen Geschichten Glauben schenken möchtest.«
    »So gefährlich sieht er gar nicht aus«, stellte ein Junge fest.
    »Er hofft, der Leibgarde der Dame beitreten zu können«, sagte Ulfger.
    Die Kinder brachen in Gelächter aus.
    Peter sah zu Ulfger hinüber. »Lord Ulfger, warum ist das so lustig?«
    »Weil du ein ungewaschener Mischling bist, der nicht die geringste Ahnung von höfischer Etikette hat. Schau dir doch bloß mal an, wie du angezogen bist. Wer wollte so einen schmutzigen kleinen Affen schon gern als Eskorte haben? Weißt du, wie man marschiert? Hast du jemals eine offizielle Parade gesehen? Weißt du auch nur das Geringste über Titel, Zeremonien, Manieren? Mut genügt nicht, um ein Leibwächter zu sein.«
    Peter senkte den Blick. Ihm war nicht klar gewesen, dass es so kompliziert wäre, der Garde beizutreten.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Ulfger. »Du wirst einen guten Stallburschen abgeben. Jetzt geh schon und spiel deine albernen Spiele mit den anderen.« Er starrte die Kinder finster an. »Und ihr verschwindet. Aus den Augen mit euch.«
    Die Jungen und Mädchen kehrten hastig zu den Steinen zurück.Peter rannte ihnen nach, froh darüber, endlich von diesem hochgewachsenen, mürrischen Unsympathen wegzukommen.
     
    Die Jungen und Mädchen standen um Peter herum und starrten ihn an, als wäre er gerade aus einem Ei geschlüpft.
    »Hattest du denn keine Angst?«, fragte ein sommersprossiges Mädchen. Sie hatte so große Vorderzähne, dass sie Peter an ein Kaninchen erinnerte.
    »Angst?« Peter lachte und schlug sich auf die Brust. »Nein, überhaupt nicht.« Er zog seine Wolfskapuze über. »Ich bin ein Wolfstöter. Ich fürchte mich vor nichts.«
    »Wie hast du es angestellt?«, fragte ein Junge. Sein Kopf war kahlrasiert, und um seinen Mund klebte Dreck.
    Peter fragte sich, was er gerade gegessen hatte. »Willst du das wirklich wissen?«, fragte er.
    Die Kinder nickten.
    »Ich warne euch, es ist eine sehr unheimliche Geschichte. Seid ihr sicher, dass ihr sie hören wollt?«
    Die anderen Kinder beugten sich dichter heran und nickten begierig.
    »Na schön, dann erzähle ich sie euch. Ich wanderte gerade alleine durch den Sumpf, als die Hexe aus einem Loch sprang und mir den Weg versperrte. Sie war schrecklich anzusehen, voller Schuppen und Hörner, und ihr Haar war ein Schlangennest. Ihre Zähne waren grün und messerlang. Sie kam geifernd und schnappend auf mich zu.«
    Die Kinder wechselten hastige, nervöse Blicke, und einige schlugen die Hände vors Gesicht.
    »Jeder andere wäre sicher schreiend davongelaufen, doch nicht ich. Ich zog mein Messer«, Peter hob einen Stock vom Boden auf, »und trieb sie zurück.« Zähnefletschend verzog er das Gesicht, während er den Stock vorstieß. »Ich jagte sie inihr stinkendes Loch zurück. Es war voller Dämonen und Ungeheuer. Die hat sie auf mich gehetzt. An ihrer dicken Haut ist mein Messer abgebrochen, deshalb musste ich sie mit bloßen Fäusten wegprügeln. Die Hexe sprang mir auf den Rücken und fauchte, kratzte und schnappte mit ihren langen Zähnen nach mir. Ich schleuderte sie quer durch den Raum, schnappte mir ein Scheit aus dem Feuer und stieß es ihr so ins Auge.« Er bleckte die Zähne, stieß mit dem Stock in die Luft und drehte ihn hin und her. »Ich hätte sie töten können, doch sie fing an zu weinen und bettelte mich an, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher