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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Magen geschlagen.
    »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen«, bemerkteTom Parker. »Ist die Leiche nun zu identifizieren oder nicht?«
    »Ganz sicher werden wir nicht einfach anhand eines Fotos sagen können, ja, das ist sie, das ist die Kleine. So einfach ist es nicht.« Resnick merkte zu spät, wie erregt sein Ton war.
    Tom Parker musterte ihn ein wenig überrascht.
    »Sie glauben, wir haben das verschwundene kleine Mädchen gefunden«, sagte Skelton.
    »Ja.« Resnick nickte und setzte sich wieder.
    »Gloria.«
    »Gloria Summers. Ja.«
    »Das war doch im September, richtig?« Len Lawrence rutschte in seinem Sessel hin und her, um sein Gewicht zu verlagern. Wenn er zu lange in derselben Position saß, verkrampften seine Muskeln. Ihm graute vor dem Flug nach Neuseeland, aber das behielt er für sich.
    »Ja«, bestätigte Resnick. »Vor etwas mehr als neun Wochen.«
    »Und keine Spur von der Kleinen«, sagte Lawrence.
    »Bis heute.«
    »Wir können nicht sicher sein, Charles«, mahnte Skelton. »Noch nicht.«
    »Nein, Sir.«
    Aber er war sich sicher.
    Resnick fiel auf, wie ungewohnt still es außerhalb des Raumes war. Auf der normalerweise stark befahrenen Straße vor dem Gebäude rührte sich kaum etwas, und die sonst so penetrant läutenden Telefone schienen Pause zu machen. Die meisten Leute gönnten sich noch eine halbe Stunde im Bett, nachdem sie im Morgenmantel und auf bloßen Füßen hinuntergegangen waren, den Kessel aufgesetzt, die Zeitung von der Matte geholt und den Hund oder die Katze hinaus- oder hineingelassen hatten. Undsie saßen hier in diesem kahlen Raum im ersten Stock, vier gestandene Männer, und sprachen über Mord. Bei der nächsten offiziellen Besprechung würde es bereits Karten und Fotos geben, neu angelegte Akten und weit mehr Personal. Zu viele Menschen, dachte Resnick. Er wünschte, die Stille würde bleiben, weil er wusste, wenn sie endete, würde er auf die Straße hinaus und den nächsten Schritt in der Ermittlungsarbeit tun müssen.
    »Wenigstens«, sagte Kevin Naylor und wies mit seiner Gabel auf Mark Divines Teller, »hat es dir nicht den Appetit verschlagen.«
    Divine brummte, schnitt sein zweites Würstchen durch, spießte das eine Ende mit der Gabel auf und tunkte es in das Gelb seines zweiten Spiegeleis. Sorgfältig wischte er dann damit noch die Soße der Baked Beans mit Tomaten auf, ehe er das Ganze in den Mund schob.
    »Bei so was wird’s einem ganz anders«, sagte Divine, während er sich mit einem Stück Toast das Kinn abtupfte. »Da fängst du an, übers Leben nachzudenken. Dass man es genießen soll, mein ich.«
    Naylor, der sich auf Toast und Tee beschränkt hatte, nickte verständnisvoll. Er erinnerte sich, wie sein Vater ihm in einem unbedachten Moment erzählt hatte, dass er nach dem Begräbnis von Kevins Mutter an nichts anderes denken konnte, als Mary, die Schwester seiner Frau, ins Gästezimmer zu schleppen und es ihr zu besorgen. Neun Monate später waren die beiden verheiratet, und soweit Naylor bei seinen seltenen Besuchen in Marsden erkennen konnte, versuchte sein Vater es immer noch.
    »He«, sagte Divine mit vollem Mund, »der Typ, der dieses Buch über Serienmord geschrieben hat, du weißt schon, über den Kerl, der ihnen bei lebendigem Leib die Haut abzieht und sie sich dann überstreift wie einen Jogginganzug,also der schreibt, wenn man bei dem Gestank nicht das Kotzen kriegen will, soll man immer ein Töpfchen Wick dabeihaben und die Salbe unter der Nase verreiben. So ein Stuss. Auch mit einer halben Tonne von dem Zeug hätte es einem da die Zehen aufgestellt. Das hat echt gestunken wie Sau.«
    Er spießte drei Fetzen Spiegelei und den Rest seines Würstchens auf. Divine war einer der beiden Beamten, die Bereitschaft gehabt hatten, als die Meldung hereingekommen war. Er hatte kurz mit Raymond Cooke und Sara Prine gesprochen und sie nach Hause geschickt, nachdem sie zugesagt hatten, am nächsten Morgen noch einmal vorbeizukommen und ihre Aussage zu Protokoll zu geben. Als er nach Sneinton hinauskam, war das ganze Gebiet schon abgesperrt, gerade wurden die Scheinwerfer aufgestellt und die Leute von der Spurensicherung warteten nur darauf, loslegen zu können und ein Video aufzunehmen, das ein kleines Vermögen einbringen würde, wenn jemals Kopien davon auf den Markt kämen. Parkinson, der noch im Anzug direkt von einem Festbankett in Lincoln hergefahren war, fand es überhaupt nicht witzig, in seiner eleganten Hose und den schwarzen Lackschuhen

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