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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Dienstraum mit seinem Gegröle voll hinter ihr, auch wenn Mark Divine ihr hinter dem Rücken den Stinkefinger zeigte.
    Lynn Kellogg war Ende zwanzig und hatte eine Figur, die bei einem Lyriker vom Schlage Betjemans Ausbrüche höchsten Begehrens hervorgerufen hätte. Oberschenkel wie Mehlsäcke, so beschrieb Divine sie, aber er war ja auch kein Dichter. Der letzte und einzige Liebhaber, mit dem sie zusammengezogen war, hatte eigentlich nur ein Interesse gehabt: Sie vorne auf sein Tandem zu bugsieren. Am Ende hatte sie es satt, sich mit einem Mann herumzuschlagen, der sich die Beine öfter rasierte als sie.
    Sich bis zum CID hochzuarbeiten, war für sie nicht leicht gewesen, sich dort zu halten doppelt schwer. Die Frage war immer die gleiche: Sollte sie bei den sexistischen Witzen und ständigen Anzüglichkeiten einfach mitlachen, demonstrieren, dass sie nicht prüde war, sich auf die Seite der Kerle schlagen, oder sollte sie für sich eintreten? Das ist beleidigend. Das verletzt mich. Hört auf damit. Wie andere, die in einer ähnlichen Situation waren, Patel zum Beispiel, schwankte sie unsicher zwischen beiden Extremen und hielt ihre wahren Gefühle zurück, bis es ihr manchmal einfach zu weit ging. Aber eines schien auf jeden Fall zu gelten: Je besser ihre Arbeit, desto weniger spitz die Bemerkungen. Was sie jedoch nicht darüber hinwegtröstete, dass sie für das bisschen Respekt, das sie genoss, doppelt so hart arbeiten musste wie die anderen.
    »Sara Prine?«
    »Hm.«
    »Ich bin Constable Lynn Kellogg, CID . Wollen Sie sich nicht setzen?«
    »Oh. Nein, geht schon, ich …«
    Lynn lächelte. Den Zeugen die Befangenheit nehmen, so stand es doch im Handbuch, gerade denen, die freiwillig kamen, um eine Aussage zu machen. »Wir werden hier eine ganze Weile brauchen.«
    »Ach so, ich dachte, ich wäre spätestens bis Mittag fertig.«
    »Dann fangen wir am besten gleich an.«
    Als sich die junge Frau dann doch setzte, tat sie es auf eine Art, die beinahe verklemmt wirkte, die Knie unter dem glatt gezogenen Rock fest zusammengepresst, die Handtasche auf dem Schoß, die Hände darüber gefaltet, wenigstens zu Anfang.
    »Ich möchte Sie bitten, Sara, mir zu erzählen, wie es gestern Abend dazu kam, dass Sie den Leichnam fanden …«
    »Das habe ich doch alles schon …«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wenn Sie fertig sind, muss ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen, falls etwas unklar geblieben ist. Dann schreibe ich alles, was Sie mir berichtet haben, auf eines dieser Formblätter, Sie lesen es noch einmal durch und unterschreiben, wenn Sie alles korrekt wiedergegeben finden. Können wir das so machen?«
    Die junge Frau schien etwas perplex. Wie hätte ich mich vor zehn Jahren in ihrer Situation verhalten?, dachte Lynn. Was wusste ich denn schon? Samstags nach Norwich zum Einkaufen und Ferien in Great Yarmouth.
    »Also, Sara, lassen Sie sich Zeit …«
    Herrgott noch mal, dachte Divine, was ist los mit dem Typen? Rutscht auf dem Stuhl rum, als hätte er den Veitstanz. Interessiert mich doch einen Dreck, was er mit seinerTusse getrieben hat und warum. Ein Wunder, dass sie überhaupt mit ihm mitgegangen ist. Visage wie ein pickeliger Pfannekuchen und Ausdünstungen wie von frisch verdautem Katzenfutter. Jedes Mal, wenn der Typ sich vorbeugte, bekam Divine einen betäubenden Hauch davon mit.
    Und die Jacke – eindeutig Oxfam.
    Divine unterdrückte ein Gähnen und sah verstohlen auf seine Uhr. Komm schon, mach hinne. Nur noch sechs Stunden, bis er mit den Kollegen drüben im Pub ein paar Bierchen zischen würde, später ein Curry, da hatte er Lust drauf, was Pikantes für den Abend. Das »Black Orchid« lohnte sich Anfang der Woche immer, da konnte man meistens was aufreißen, nur vorsichtig musste man halt sein, wo man sein Ding hinsteckte, Risiko brachte nichts.
    »Moment mal.« Divine unterbrach den Fluss seiner eigenen Gedanken und hob abwehrend die Hände. »Den Teil möchte ich noch mal hören.«
    »Was? Welchen?«
    »Das, was Sie eben gesagt haben.«
    Raymond war perplex, was hatte er denn eben gesagt?
    »Sie haben gesagt«, half Divine nach, »sobald Sie den Schuh sahen …«
    »Ach ja, da hab ich geahnt, was es ist. Ich meine, da drunter.«
    Divine schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht, eben noch sagten Sie, Sie hätten es gewusst. «
    Raymond zuckte mit den Schultern, rutschte noch ein bisschen hin und her. »Gewusst, geahnt, keine Ahnung, wo ist da der Unterschied?«
    »Das eine bedeutet, dass Sie sicher

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