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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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Sie sagt, dass die Mutter sich schon seit einiger Zeit merkwürdig benimmt. Anrufe und dergleichen. In letzter Zeit hat sie offenbar regelmäßig in der Nähe des Hauses herumgestanden.«
    »Und was getan?«
    Resnick zuckte mit den Schultern. »Nichts anscheinend. Geschaut.«
    »Das war alles?«
    Nicken.
    »Kein Versuch, sich der Kleinen zu nähern?«
    »Nein.«
    »Vielleicht musste sich da erst etwas hochschaukeln.«
    Resnick sah auf seine Uhr. »Die Nachbarin, mit der Patel gesprochen hat, meinte, sie wäre immer vor acht zu Hause.«
    »Und wenn es diesmal nicht so ist?«
    Resnick antwortete nicht.
    »Wenn es nicht so ist«, fuhr Skelton fort, »müssen wir annehmen, dass sie die Kleine entführt hat.«
    Von all den Möglichkeiten, die Resnick durch den Kopf tobten, war diese am ehesten zu wünschen. Obwohl er vor nicht einmal einer Minute nachgesehen hatte, schaute er noch einmal auf seine Uhr. Es war zwanzig Minuten vor neun.
    Patel ließ den Motor jeweils fünfzehn Minuten bei voll aufgedrehter Heizung laufen. Dazwischen stieg er aus und marschierte füßestampfend auf und ab, rieb sich kräftig die Hände und wärmte sie mit seinem Atem. Wenn er bei solchem Wetter zu einer Observierung hinausmusste, nahm er normalerweise eine große Thermosflasche Tee mit und zog eine lange Unterhose an; aber dieser Auftrag war so plötzlich gekommen, dass er nicht einmal Zeit gehabt hatte, seine Handschuhe zu suchen.
    Eine Frau kam mit einem Snoopy-Becher aus einem der Reihenhäuser. »Wie wär’s mit einem Tässchen Tee?«
    Patel lächelte dankend, trank und sah sie fragend an.
    »Brandy. Hatten wir für Weihnachten besorgt. Nur ein Tropfen, junger Mann, keine Sorge. Wenn man nicht frieren will, hilft nur trinken oder kuscheln, hm?«
    Patel hatte Alison von der Zelle in der Hauptstraße angerufen. »Tut mir wirklich leid, aber ich schaffe das heute Abend nicht.«
    »Tja«, hatte Alison gesagt, »dann muss eben wieder mal Makramee den Abend retten, es lebe hoch. Sie kennen wohl niemanden, der Interesse an einem halben Dutzend etwas schief geratener Blumenampeln hat?«
    Wieder im Wagen meldete sich Patel auf der Dienststelle; von beiden Seiten nichts Neues. Er schaltete das Radio ein, fand aber nichts, was er gern hören wollte. Ein Auto bog in die Straße ein, die Schweinwerfer trafen Patels Außenspiegel, wurden größer. Er hielt den Atem an und entspannte sich erst, als der Wagen wieder abbog und verschwand. Diese Wochenendreisen, die die Mutter des kleinen Mädchens so regelmäßig unternahm – war es nicht das Wahrscheinlichste, dass sie wegfuhr, um jemanden zu besuchen, der ihr nahestand? Er klopfte auf seine Tasche, um sich zu vergewissern, dass er sein Notizheft bei sich hatte. Es war an der Zeit, noch mal an ein paar Haustüren zu klingeln.
    Die Haus-zu-Haus-Befragung in der Nachbarschaft der Morrisons hatte Hinweise auf drei unbekannte Fahrzeuge erbracht, die am Nachmittag in der Nähe geparkt hatten: ein Ford Transit, dunkelgrün, ein aufgetakelter schwarzer Sierra mit Spoiler und ein roter Wagen mit Heckklappe, möglicherweise ein Nova.
    Ferner hatte es diverse Hinweise auf zwei unbekannte Personen gegeben. Vier verschiedene Leute berichteten von einem Mann in Sportkleidung – blaue Laufschuhe, Trainingshose und ein Anorak mit Kapuze –, der die Straße hinauf- und hinuntergejoggt war. Zwei sagten, die Kapuze sei oben gewesen, einer sagte, nein, eindeutig unten, der vierte war nicht sicher; einer behauptete, einen dünnen Bart bemerkt zu haben. Es war nicht ausgeschlossen, dass sie nicht nur eine, sondern mehrere Personen hatten laufen sehen, schließlich machten die Leute das immer häufiger zu ihrem Sonntagnachmittagsvergnügen, jedenfalls die, die nicht vor dem Fernseher dösten oder mit dem Ehepartner ein Nickerchen hielten.
    Die zweite Person, die man gesehen haben wollte, war eine Frau, nicht mehr ganz jung, unauffällig gekleidet, die im Gehen Selbstgespräche geführt hatte. Ja, laut. Nein, nicht so laut, dass man hören konnte, was sie redete. Obwohl, Moment mal, jetzt wo der Constable es erwähnte, hatte es tatsächlich den Eindruck gemacht, als interessierte sie sich für das Haus der Morrisons, sie hatte im Vorbeigehen jedenfalls in die Fenster geschaut.
    Die Beamten fragten weiter, immer wieder dasselbe, und schrieben sich die Antworten auf. Überstunden waren ja gut und schön, besonders in so einem Fall, wo ein Kind verschwunden war, aber ewig rumzuhängen brachte auch nichts, zumal wenn die

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