Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
Vom Netzwerk:
haben einen Hinweis auf West Yorkshire. Constable Patel ist schon dorthin unterwegs und wird mit Inspector Dunstan vom CID Halifax Verbindung aufnehmen. Sie hier kennen die Prioritäten: drei Fahrzeuge – ein roter PKW mit Heckklappe, ein Ford Sierra, ein grüner Lieferwagen – und zwei Personen, der Jogger und eine Frau, die möglicherweise die Mutter des Kindes ist. Fragen?«
    Niemand hatte welche.
    Chief Inspector Lawrence erläuterte den Rest. Uniformierte Beamte würden das CID bei der Haus-zu-Haus-Befragung unterstützen, Angaben überprüfen, den Kreis über die unmittelbare Nachbarschaft der Morrisons hinaus vergrößern. Andere würden zusammen mit Freiwilligen aus der Zivilbevölkerung mit der Suche auf dem verwilderten Gelände am Kanal und an den Bahngleisen beginnen; Taucher standen auf Abruf bereit. Das Haus in Kimberley wurde überwacht, für den Fall, dass Diana Wills ganz von selbst dort erschien.
    Skelton war schon wieder aufgestanden. »Ich braucheSie nicht auf die Dringlichkeit der Sache hinzuweisen. Wir müssen die Kleine finden. Sobald wie möglich.«
    Er sagte nicht, solange sie noch am Leben ist.
    Das brauchte er nicht.
    »Michael.«
    Er stieß Lorraines Hand weg und wälzte sich zur anderen Bettseite.
    »Michael.«
    »Was?«
    »Draußen sind Leute, die das Haus filmen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen verschwinden, aber sie weigern sich.« Er fuhr in die Höhe und starrte sie an; solange er im Schlaf versunken gewesen war, hatte er sich vormachen können, es wäre nichts passiert. »Sie wollen mit uns reden. Wir sollen ein Statement abgeben, sagen sie.«
    Ein Stein schlug klirrend an die Fensterscheibe.
    »Mr Morrison. Aufwachen! Raus aus den Federn.«

20
    Mitten in Bradford stand eine Statue J. B. Priestleys – eine imposante Gestalt im losen Regenmantel, Resnick nicht unähnlich, hatte Patel mehr als einmal gedacht. Er hatte nie ein Wort von Priestley gelesen, wusste kaum etwas über ihn, aber er hatte, da war er fünfzehn gewesen, mit der Schule eine Nachmittagsvorstellung eines seiner Stücke besucht. Im »Alhambra«: ›When We Are Married‹, eine Art Sitcom, so hatte Patel das Stück in Erinnerung, Leute, die kein Blatt vor den Mund nahmen und ständig Zigarren rauchten, ein Dienstmädchen in Tracht, Ehebruch – der in Wirklichkeit gar keiner war –, endlose Teetrinkerei. Er hatte versucht, seinen Eltern davon zu erzählen, aber seineMutter, die seinen wirren Ausführungen nicht folgen konnte, sagte immer wieder, er solle noch einmal von vorn anfangen; und sein Vater hatte Zweifel am pädagogischen Wert des Stücks geäußert, das er verdächtigte, nichts als Dekadenz und Sittenlosigkeit zu propagieren.
    Eines konnte man immerhin tun, wenn man neben der Statue stand: Man konnte den Kopf heben und über der fernsten Häuserkette die grünen Hügel erkennen. Patel war damit aufgewachsen; Textilstädte, die in den Tälern gebaut worden waren und von der Kraft des Wassers zehrten, das aus den Bergen herabströmte. Obwohl die Wollindustrie großenteils eingegangen war oder sich verändert hatte, lebten die Städte weiter. Bradford. Wakefield. Halifax.
    Im Verkehrsstrom auf der breiten Ringstraße war Patel an der Polizeidienststelle vorbeigespült worden. Er hatte die Entschuldigung auf den Lippen, noch ehe Chief Inspector Dunstan demonstrativ auf die Uhr schaute.
    Ein schmallippiger Constable fuhr sie auf der Talstraße hinaus in Richtung Hebden Bridge, vorbei an Steinmauern und rußgeschwärzten Steinkapellen, an winzigen Frittenbuden, die aussahen, als hätten die Leute sie in ihren Wohnstuben aufgemacht, an Fabriken, die Lammfellmäntel und Clogs verkauften, und an Anglern, die hier und dort in grünem Ölzeug am Kanal standen.
    Dunstan saß hinten neben Patel, schaute zum Fenster hinaus und sagte kaum ein Wort. Von steilen Wiesenhängen schauten zottige Schafe zu ihnen hinunter.
    »Das Foto, das Sie uns gefaxt haben«, bemerkte Dunstan schließlich, als sie durch Mytholmroyd fuhren, »ist praktisch unbrauchbar.«
    Es war ein Farbfoto, acht oder neun Jahre alt, so ziemlich das einzige Bild von seiner geschiedenen Frau, das Michael Morrison aufgehoben hatte.
    »Wenn ich Ihr Chef wäre, würde ich den ganzen Walddurchkämmen und mit Schleppnetzen im Stausee und in den Kanälen suchen.«
    Patel nickte höflich, ohne etwas zu sagen.
    »Da war doch noch eine Kleine, stimmt’s? Vor gar nicht so langer Zeit.«
    »Ja, Sir.«
    »Wo ist die denn gefunden worden?«
    »Auf einem alten

Weitere Kostenlose Bücher