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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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kaum aus dem Stimmbruch!«
    Â»Der Papst ist der Papst, gleichgültig, wie alt er ist. Er ist
Gottes Stellvertreter. Die ganze katholische Christenheit wird sich von Euch
abwenden, wenn Ihr ohne Beschluss und Segen Seiner Heiligkeit einen Bischof
absetzt. Aber das wisst Ihr so gut wie ich, sonst hättet Ihr nicht das Knie vor
diesem Kind gebeugt.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen. Konrad schaute auf sein Schwert
und fuhr nachdenklich mit der Hand an der Klinge entlang, als wolle er ihre
Schärfe prüfen. Teofilo schwirrte der Kopf von all den Dingen, die ihn betrafen
und von denen er doch so gut wie kein Wort verstand.
    Â»Außerdem«, fuhr sein Kanzler an den Kaiser gewandt fort, »wollt Ihr
etwa, dass die falschen Kräfte die Oberhand gewinnen? Wenn sich die Sabiner mit
den Oktavianern und Crescentiern und noch ein paar anderen Familien verbünden,
habt Ihr in Rom ausgespielt, und damit in ganz Italien. Nur die Tuskulaner
können Euch die Unterstützung garantieren, die Ihr in der Stadt des Papstes
braucht. Seit Generationen vertreten sie die Sache des Kaisers.«
    Konrad zögerte, dann steckte er sein Schwert zurück in die Scheide.
»Ihr seid ein ebenbürtiger Gegner«, sagte er mit einem Lachen. »Nun gut,
Eminenz, ich mache Euch einen Vorschlag, der alle Seiten zufrieden stellen
wird. Sobald ich meine Angelegenheiten hier erledigt habe, breche ich mit
meinem Heer nach Apulien auf, um ein paar Gebietsstreitigkeiten zu klären. Wenn
Seine Heiligkeit Eribertos Absetzung ausspricht, bin ich im Gegenzug bereit,
Seine Heiligkeit nach Rom zu begleiten und wieder auf den Thron zu setzen. Was
haltet Ihr von dem Geschäft?«
    Â»Welche Garantien bietet Ihr?«, fragte Petrus da Silva zurück.
    Â»Ich werde so lange in Rom bleiben, bis der Papst wieder fest im
Sattel sitzt «, erklärte Konrad. Dann wandte er sich an Teofilo, zum ersten Mal
seit der Begrüßung. »Was meint Ihr, Heiligkeit – könntet Ihr Euch unter diesen
Voraussetzungen durchringen, meine Wünsche zu erfüllen?«
    Teofilo zuckte zusammen, so überraschend traf ihn die Frage. Doch
bevor er sich seine Antwort überlegen konnte, kam ihm diese ganz von allein
über die Lippen. »Ich will nicht zurück nach Rom!«, rief er so laut, dass er
selber erschrak.
    Â»Höre ich richtig?«, fragte Konrad den Kanzler. »Will der Bengel
mich zum Narren halten?«
    Â»Gott bewahre!«, erwiderte Petrus da Silva. »Was Seine Heiligkeit
zum Ausdruck bringen möchte, ist nur – wir müssen über Euren Vorschlag
nachdenken.«
    5
    Domenico spießte ein Stück Dorade von seinem Essbrett auf, und
während er den Fisch hinunterwürgte, bemühte er sich tapfer, sich seinen Ekel
nicht anmerken zu lassen. Chiara sah es mit einer Mischung aus Rührung und
schlechtem Gewissen. Seit einer Woche war ihr Mann aus Rom zurück, und weil ihr
Magen so empfindlich geworden war, dass sie am Abend kein Fleisch mehr vertrug,
weder gekocht noch gesotten oder gebraten, hatte Domenico in der Küche
angeordnet, dass es zum Nachtmahl künftig nur noch Fisch geben dürfe. Chiara
hatte protestiert, er solle nicht um ihretwillen auf seinen Braten verzichten.
Doch er hatte sich geweigert, seine alten Essgewohnheiten beizubehalten, trotz
seines Widerwillens gegen alles Meeresgetier, und darauf bestanden, nur noch
solche Speisen zu sich zu nehmen, die man auch Chiara servierte.
    Gab es eine traurigere Möglichkeit für einen Mann, einer Frau seine
Liebe zu beweisen?
    Â»Ich bin müde«, sagte Chiara. »Ich glaube, ich möchte schlafen.«
    Â»Und unsere Partie Trictrac?«, fragte er.
    Â»Ach, Trictrac«, seufzte sie. »Nun gut, wenn Ihr es wünscht –
natürlich.«
    Â»Nein, nein! Ihr habt gesagt, Ihr seid müde, also sollt Ihr schlafen.
Keine Widerrede!«
    Obwohl ihm die Enttäuschung anzusehen war, erhob er sich von seinem
Platz. Während eine Magd den Tisch abräumte, begleitete er Chiara die Treppe
hinauf zu den Schlafgemächern. Ihr wäre es lieber gewesen, er wäre
zurückgeblieben, um allein eine Partie gegen sich selber zu spielen, wie er es
manchmal des Abends tat. Aber sie wollte ihn nicht zurückweisen, es hätte ihn
zu sehr verletzt. Er litt schon genug darunter, dass sie immer noch in getrennten
Räumen schliefen. Die unregelmäßigen Blutungen, die auch nach ihrer Rückkehr
aus Grottaferrata nicht

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