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Der Kirschbluetenmord

Der Kirschbluetenmord

Titel: Der Kirschbluetenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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weiteren Diskussionen, was den Plan betrifft«, sagte Fürst Niu zu Sanos Enttäuschung. Der Fürst erhob sich; eine leichte Ruckhaftigkeit der Bewegungen war das einzige Zeichen seiner körperlichen Behinderung. »Doch falls ihr es vergessen habt, möchte ich euch daran erinnern, weshalb unsere Aktion erforderlich ist und welche Vorteile wir dadurch gewinnen.«
    Seine Stimme hob sich, wurde lauter und schriller. Die Kraft seiner Persönlichkeit beherrschte das Zimmer. Klein, schweigsam und bedeutungslos saßen die anderen da, während Fürst Niu auf dem Podest auf und ab schritt. »Haben wir die Demütigungen und Einschränkungen, die wir von unseren Unterdrückern hinnehmen müssen, nicht alle gründlich satt? Wurden unsere Väter und Großväter nicht ihrer alten, angestammten Lehnsgebiete beraubt, und bekamen sie dafür nicht minderwertigen Landbesitz am Ende der Welt? Müssen sie nicht die Schmach erleiden, abwechselnd als Besucher in Edo und als Gefangene auf ihren neuen, sogenannten Lehnsgebieten zu sein? Wurden sie nicht der Freiheit beraubt, zu kommen und zu gehen, wann es ihnen beliebt?«
    Zorniges Gemurmel erhob sich in der Runde. Rücken strafften sich; Fäuste wurden geschüttelt.
    »Müssen wir uns weiterhin von den Tokugawas unserer Reichtümer berauben lassen, indem sie uns dazu zwingen, für den Unterhalt ihrer Paläste und Diener, ihrer Straßen und Wasserwege aufzukommen?« rief Fürst Niu mit funkelnden Augen. »Warum sollten wir die Regierung bezahlen, wenn der Shōgun sein Vermögen für einen Harem aus Knaben und für nichtsnutzige Schauspieler verschleudert? Warum sollten wir uns von ihm vorschreiben lassen, wie wir unsere Häuser einrichten müssen, ja, wie wir uns zu kleiden haben? Sollen wir uns weiterhin von seinen Spionen bespitzeln lassen? Sollen wir weiterhin die abscheulichen Schikanen durch seine Aufsichtsbeamten erdulden, wenn wir über die Tōkaido reisen?«
    Das Gemurmel wurde zu einem wütenden Geschrei. »Das lassen wir uns nicht länger bieten!« rief jemand. Andere Männer stimmten in den Ruf ein und verstummten erst, als Fürst Nius Stimme sich über den Lärm erhob.
    »Tokugawa Tsunayoshi ist ein schwächlicher Narr, der die Regierung von der Armee und seinem Kammerherrn führen läßt, dem verachtenswerten Yanagisawa, während er selbst sich mit seinen Frauen und den Töchtern seiner Minister vergnügt. Und des aufgezwungenen Friedens wegen besteht die Gefahr, daß Tokugawa Tsunayoshi uns Samurai auf sein verabscheuungswürdiges Niveau der sittlichen Verderbtheit hinunterzieht. Sollen wir zulassen, daß er uns unserer rechtmäßigen Betätigung beraubt, nämlich unserer Ehre zu dienen, indem wir Kriege führen?«
    »Nein! Niemals! Nieder mit den Tokugawas!«
    Sano mußte einen erstaunten Aufschrei unterdrücken. Vor Erregung zitterte er am ganzen Körper. Der abgeschiedene Ort dieser Versammlung, das geheime Eintreffen der Teilnehmer und Fürst Nius flammende Rede konnten nur eines bedeuten: Bei dem Plan, von dem hier gesprochen wurde, ging es um eine Verschwörung gegen die Tokugawa-Regierung. Konnte man Fürst Niu dieses Verbrechens überführen, würde er mit weit höherer Wahrscheinlichkeit hingerichtet und der Schande preisgegeben als der Ermordung eines Jungen aus einer Samurai-Familie wegen. Und die Familie Niu würde Masahitos Strafe teilen. Mußte Yukiko vielleicht sterben, weil sie von dieser Verschwörung erfahren hatte? fragte sich Sano. Hatte ihr Tod gar nichts damit zu tun, daß sie Zeugin des Mordes an dem Jungen geworden war? Und welche Rolle spielte Noriyoshi? War auch er den Verschwörern auf die Schliche gekommen?
    »Sollen wir etwa zulassen, daß Tsunayoshi uns unserer Werte und Traditionen, ja, unseres Samurai-Erbes beraubt, indem er weibische Bürokraten aus uns macht, deren Aufgabe darin besteht, Hunde zu beschützen? Oder indem er uns in vulgäre Flegel verwandelt, die sich auf den Straßen prügeln, weil sie keine sinnvollen Aufgaben mehr haben?« rief Fürst Niu.
    »Nein!« brüllten zwanzig Stimmen zugleich.
    »Dann müssen wir unverzüglich handeln. Wir müssen tun, wozu wir geboren sind – kämpfen! Wir werden die Ehre unserer Familiennamen wiederherstellen. Wir werden ihnen den Glanz und den Ruhm zurückgeben, der ihnen viel zu lange vorenthalten wurde!«
    Nun, da Sano sich von seinem anfänglichen Schock erholt hatte, spürte er eine unterschwellige Falschheit in Fürst Nius Auftreten. Das nervöse Hin- und Herschreiten, das wilde

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