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Der Kirschbluetenmord

Der Kirschbluetenmord

Titel: Der Kirschbluetenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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daß diese Leute ihre Informationen für eigene Zwecke benutzen, statt sie an Euch weiterzuleiten. So, wie Noriyoshi es getan hat.«
    »Noriyoshi war kein Informant.« Als Toda die erstaunte Miene Sanos bemerkte, fügte er erklärend hinzu: »Ihr habt es zwar behauptet, aber ich habe es nicht bestätigt. Noriyoshi ist uns lediglich von Zeit zu Zeit aufgefallen. Wir haben ihn überwacht, wie wir alle Einwohner Yoshiwaras überwachen, die mit hochgestellten Bürgern verkehren. Aber Noriyoshi stand nie in meinen Diensten. Wie Ihr vollkommen zutreffend bemerkt habt, sind Erpresser nicht gerade die vertrauenswürdigsten Informanten.« Todas Lippen verzogen sich zu einem humorlosen, falschen Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
    Sano starrte Toda verwirrt an. Er war sicher, daß der metsuke ihn belog. Aber warum? Um sein Gesicht zu wahren? Um das Spionagenetz zu schützen? Was spielte es jetzt noch für eine Rolle, ob jemand wußte, daß Noriyoshi ein Informant gewesen war? Der Mann war tot.
    »Ihr habt mir eine Audienz gewährt, weil ich wußte, daß Noriyoshi für Euch gearbeitet hat«, erinnerte Sano den metsuke. Was das betraf, konnte er sich nicht geirrt haben. Jetzt aber hatte er das unheimliche Gefühl, wie es ihn bei kleineren Erdbeben überkam, wenn das kaum merkliche Schwanken des sonst so unerschütterlichen Bodens unter seinen Füßen die Wahrnehmung der Wirklichkeit in Frage stellte. Genauso erschütterte nun Todas nüchternes, gelassenes Leugnen Sanos Glauben an seine Geschichte. Hatte er sich das alles wirklich nur zusammengereimt? Aus den Gründen, die Toda genannt hatte? War er ein dermaßen selbstbetrügerischer Dummkopf? Magistrat Ogyū und Katsuragawa Shundai wären zweifellos dieser Ansicht. Ebenso der Rat der Ältesten, falls Sano ihn zusammen mit O-hisa aufsuchte. Seine wachsende Verzweiflung und Ratlosigkeit verleiteten ihn, seiner Stimme einen schärferen Klang zu verleihen, als er beabsichtigt hatte.
    »Ihr wart sehr interessiert, mich anzuhören, bis Ihr erfahren habt, wer ich bin. Dient Ihr dem Shōgun, indem Ihr die Nachricht von einer Verschwörung, die gegen ihn gerichtet ist, als Hirngespinst abtut, ohne Nachforschungen darüber anzustellen, ob die Nachricht nicht doch der Wahrheit entsprechen könnte?« Sano hatte sich erhoben und gestikulierte nun mit der Sandale und dem Seil, die er vom Boden aufgenommen hatte, ohne daß es ihm bewußt gewesen wäre. »Wie könnt Ihr Eure Pflichten erfüllen, wenn Ihr jede Information als unwahr abtut?«
    »Ich habe Euch eine Audienz gewährt, weil es nachlässig gewesen wäre, Euch nicht zu empfangen. Es hätte ja sein können, daß Ihr mit wichtigen Informationen aufwartet«, erwiderte Toda herablassend. »Und anders, als Ihr glaubt, sind uns sachdienliche Hinweise aus sämtlichen verfügbaren Quellen stets willkommen. Unser Spionagenetz ist eine hervorragend arbeitende Organisation, die den Tokugawas seit langer Zeit gute Dienste leistet und ihnen geholfen hat, seit achtun dachtzig Jahren an der Macht zu bleiben. Wir überprüfen alles, was einer Überprüfung wert ist.
    Und nun, Sano -san, werdet Ihr mich bitte entschuldigen.« Er klatschte in die Hände, um den Wachtpos ten ins Zimmer zu rufen. »Eure Zeit ist um. Guten Tag.«
     
    Durchgefroren, hungrig, durstig und beinahe krank vor Erschöpfung, verlangsamte Sano seine Schritte, als er sich dem Viertel näherte, in dem seine Eltern zu Hause waren. Obwohl er seinem Vater nicht wieder gegenübertreten wollte, sehnte er sich nach der Behaglichkeit und Sicherheit des Elternhauses. Die freudlose, unpersönliche Kälte einer Gaststube hätte er nicht ertragen können; er konnte ohnehin nicht mehr die Energie aufbringen, eine Schänke aufzusuchen. Die körperliche Erschöpfung, die Sano die Kräfte raubte, ging mit einem Gefühl der Niederlage einher, das nicht minder ermüdend war.
    Jetzt mußte er zugeben, daß sein Ehrgeiz, dem er die Gesundheit seines Vaters geopfert hatte, zu nichts geführt hatte. Er hatte zwar die Wahrheit erfahren, aber versagt, als es darum ging, mit seinem Wissen etwas zu bewegen. Er hatte entdeckt, daß Fürst Niu die Absicht hatte, den Shōgun zu ermorden – aber wie konnte er den jungen Fürsten aufhalten? Weitere Versuche, die Behörden zu warnen, würden vermutlich ebenso enttäuschende Ergebnisse erbringen wie der Besuch bei Toda am heutigen Tag.
    Und daß O-hisa ihr Versprechen nicht eingehalten hatte, beim Schwertschmied zu erscheinen, hatte Sanos Hoffnungen

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