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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meldet. Gerade eine Dame …«
    »Eben, weil sie eine Dame ist!« Dr. Schmitz sah keinen Grund, ein Grinsen zu unterdrücken. »Wer weiß, bei welcher Anstrengung ihr das gute Stück herausgefallen ist. Auf jeden Fall beweist das: Sie hat eine Ersatzprothese bei sich. Was geschieht mit den Dingen, die nicht abgeholt werden?«
    »Wir geben sie nach einem Jahr ab, wenn wir wieder in Bremerhaven oder Hamburg sind. Dort wird alles für einen wohltätigen Zweck versteigert.«
    »Auf der Prothese werdet ihr sitzen bleiben; es sei denn, die Dame meldet sich später schriftlich und bittet um Übersendung. So entfällt die peinliche Abholung.« Dr. Schmitz nickte auf das Gebiß zu: »Wollt ihr das die ganze Fahrt über auf dem Tisch liegen lassen?«
    »Aber eisern, Doktor!«
    »Sehr ästhetisch ist das nicht gerade.«
    »Aber dekorativ.« Victor lachte. Er konnte lachen wie ein große Junge. »So was zieht an. Was wir in den drei Tagen schon an Witzen gehört haben … einfach umwerfend.«
    Es gab eine zusätzliche große Freude, als der Leitende Erste, Jens Hartmann, von der Versammlung beim Kapitän zurückkam und den rosa Spitzen-BH im ›Sonderbüro‹ abgab. Beatrice saß zu dieser Zeit gerade hinter der Theke, las den Entwurf für den morgigen Unterhaltungsplan durch und zeigte auf den Fundsachentisch.
    »Ah! Unsere neue Flagge!« sagte sie fröhlich. »Wer die gehißt hat, muß Humor haben.«
    »Aber der Alte ist stinksauer. Und mit Recht. Da führt uns einer an der Nase rum, daß es schon unerträglich wird.« Hartmann warf den BH neben das Gebiß auf den Tisch und lehnte sich an die Theke. »Du, hör mal, Beatrice: Kannst du feststellen, wem der BH gehört?«
    »Aber Lutz!« Sie lächelte mitleidig und schüttelte den Kopf. »Wenn sich die Dame nicht von selbst meldet, wird das nie. Sei mal ehrlich: Würdest du, wenn du eine Frau wärst, dich jetzt noch melden? Ich auf gar keinen Fall.«
    »Dann haben wir jetzt zwei Dauerbrenner auf dem Tisch.«
    Hartmann schob den BH etwas von dem Gebiß weg. »Vorsicht, sonst beißt er hinein …«
    »Keine Sorge.« Beatrices Lachen war so ansteckend, daß auch Hartmann in eine ausgelassene Fröhlichkeit fiel. »Das ist ein weibliches Gebiß.«
    »Na denn!« Hartmann schob den BH zurück und legte das Gebiß so darauf, als beiße es wirklich hinein. »Viel Vergnügen, die Damen!«
    Die Fröhlichkeit Hartmanns wurde zwar geteilt von Victor und vom Oberzahlmeister Losse, aber auf keinen Fall von Kapitän Hellersen.
    Bei einem Rundgang durchs Schiff zwei Stunden später blieb Hellersen vor der Glaswand des ›Sonderbüros‹ stehen und betrachte mit zusammengekniffenen Brauen den Fundsachentisch. Hinter der Theke saß Obersteward Victor und beobachtete genau die Miene des Kapitäns. Das gibt wieder einen Anpfiff, dachte er, so sicher, wie ich nachher im Office der Bar einen Kognak trinken werde.
    Hellersen öffnete die Glastür, kam aber nicht herein. Victor sprang von seinem Stuhl auf. Auch wenn nur der Kopf des Kapitäns ins Büro ragte … er war im Raum.
    »Finden Sie das witzig, Victor?« fragte Hellersen ruhig. Es paßte gar nicht zu seinem Blick.
    »Was, Herr Kapitän?«
    »Spielen Sie nicht den Trottel, Victor! Das Gebiß auf dem BH!«
    »Ach ja – ein Zufall, Herr Kapitän …«
    »Bestimmt nicht durch Platzmangel. Der Tisch ist groß genug und fast frei.«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    »Ich möchte wissen, was auf dieser Fahrt in euch gefahren ist. Ihr benehmt euch wie Hirnamputierte. Wie ist die Stimmung unter den Passagieren?«
    »Gelockert.«
    »Was heißt das?«
    »Die Angst vor dem Klabautermann …«
    »Victor!« sagte Hellersen hart.
    »… es ist aber so, Herr Kapitän. Seit der BH am Fahnenseil flatterte, warten vor allem die männlichen Passagiere auf weitere solcher Streiche. Von Angst ist keine Rede mehr. Das ist ein Fortschritt, Herr Kapitän.«
    »Ich wüßte Besseres.«
    »Wir sind alle froh, daß kaum noch die Rede ist von einem ›Blinden‹ oder einem Verrückten. Einen harmlosen Klabautermann nimmt man hin. Sogar Herr Hallinsky bindet sein Bierglas nicht mehr an. Er wartet darauf, den Klabautermann beim heimlichen Biersaufen zu überraschen.«
    »Nichts ist auf dieser Welt so verrückt, als daß es nicht die Menge mitreißen könnte. Victor, das kann sich schnell ändern, wenn der Unbekannte wieder zuschlägt.«
    »Darüber wollten wir mit Ihnen sprechen, Herr Kapitän. Herr Hartmann, Herr Losse, Herr Tölle und ich. Wir haben einen Vorschlag zu

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