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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unmöglich.«
    »Unmöglich, daß mal einer durchdreht …?«
    »Wenn er bis zum Gaumen voll Alkohol steckt, dann schon. Aber das ist am nächsten Morgen vorbei und vergessen. Hier aber passieren laufend unmögliche Dinge … sinnlose Dinge …«
    »Das sage ich ja. Und bisher alles harmlose Streiche. Mit einer Ausnahme: bei Ihnen. Das war der erste aggressive Angriff. Deshalb glaube ich auch nicht an nur einen Täter. Da hängt sich jemand an, ein sogenannter Nachfolgetäter. Der BH und die anderen Streiche ist einer, Ihre Taurolle ist ein anderer … So sehe ich das.«
    »Du lieber Himmel, dann haben wir es mit zwei Tätern zu tun?« Hartmann zog wieder nervös an seinem Zigarillo. »Das kompliziert ja alles ungemein.«
    »Im Gegenteil, Hartmann.«
    »Da komme ich nicht mehr mit, Herr Kapitän.«
    »Denken Sie mal ganz scharf. Stellen Sie sich vor, Sie seien Jerry Cotton oder ein anderer Superdetektiv. Hartmann, Sie haben doch auch Krimis gelesen, genau wie ich, und da werden oft Gedankenspiele beschrieben, die auch im täglichen Leben anwendbar sind.«
    Hellersen ging zu seinem Wandschrank, holte eine Flasche Whisky hervor, zwei Gläser und einen Eiskübel. Er goß die Gläser voll und reichte Hartmann eins hin. Nach einem stummen Zuprosten tranken sie einen langen Schluck. Wie gut das tat!
    »Da ist also ein Täter, der das Schiff – warum auch immer – in Aufregung bringen will«, fuhr Hellersen mit seinen Überlegungen fort. »Und dieser Unbekannte sieht nun, daß plötzlich ein Zweiter sich an seine Untaten dranhängt und eigene Interessen auf sein Konto schiebt. Was wird er tun? Er wird versuchen, diesen unerwünschten Nachahmer unschädlich zu machen. Hier liegt unsere einzig Chance: Er könnte sich im Kampf mit dem Nebenbuhler verraten. Er könnte unvorsichtig werden. Nichts ist für einen Gauner gefährlicher als Unsicherheit.«
    »Sie haben wirklich viele Krimis gelesen, Herr Kapitän«, sagte Hartmann mit Anerkennung und leiser Ironie. »Wenn alles so abliefe wie in den Romanen …«
    »Ich sagte schon: Vieles in den Krimis könnte tatsächlich passieren. Und wenn Sie jetzt denken, Hartmann, der Alte fängt an zu spinnen: Es ist ganz natürlich, daß jemand, der sich nachgeahmt fühlt, Gegenmaßnahmen ergreift. Dabei muß er sein Phantomdasein verlassen. Er muß heraus aus seiner Unsichtbarkeit.« Hellersen trank das Glas leer. Seine eigene Theorie erregte ihn mächtig. »Ist das nicht logisch, Hartmann?«
    »Das bedeutet aber, Herr Kapitän: Noch mehr Unruhe auf dem Schiff. Noch mehr rätselhafte, aufregende Vorgänge.« Auch Hartmann trank sein Glas leer. »Haben Sie schon der Reederei Mitteilung gemacht?«
    »Noch nicht. Was kann ich aus Hamburg erwarten? Nur dumme Anfragen und die Anweisung: Stellen Sie das sofort ab! – Das weiß ich von allein, da brauche ich von der Reederei keine Ratschläge. Wir werden das alles melden, wenn der Spuk vorbei ist.«
    »Sofern nicht ein Passagier von sich aus an die Reederei ein Telex schickt.«
    »Das erfahre ich sofort von der Funkstation und werde mich mit dem Passagier einigen. Hartmann, wir gehen doch nicht in die Knie vor einem Verrückten … oder einem ›Blinden‹!«
    Darüber war man sich einig. Nur lagen die kommenden Tage schwer auf ihren Schultern. Wo und wie und wann schlug der Unbekannte wieder zu? Eine Frage, die sich die Schiffsführung immer wieder stellte. Und wie beruhigte man die Passagiere, wenn sich erneut spektakuläre Ereignisse herumsprachen? Die Taurolle auf Hartmanns Kopf konnte man noch verschweigen, aber den BH hatten schon zu viele gesehen, ehe man ihn einziehen konnte. Seit diesem frühen Morgen blühte wieder der Klatsch und kochte die Gerüchteküche. Vor allem Hallinsky ging mit seinem Früherlebnis hausieren und schilderte den Spätaufstehern den BH. Durch das Schiff zog ein fröhliches Raunen. Wer hat da in der Nacht seinen BH als lästig empfunden … na, na … und wer ihn als Flagge gehißt hat, muß ein großer Witzbold sein. Sieht das einem Klabautermann ähnlich …?
    »Wir können zur Zeit nichts weiter tun, als höllisch aufzupassen«, sagte Hellersen, als er Hartmann verabschiedete. »Ich möchte nachts auf allen Decks Wachen haben und an allen Zugängen und Treppen, auch im Mannschaftsbereich. Organisieren Sie das zusammen mit Dornburg.«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    »Viel Glück, Hartmann.«
    Hellersen brachte seinen Leitenden Ersten zur Tür, schloß hinter ihm ab und ging dann wieder zur Whiskyflasche. Als er

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