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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit in den Saal?«
    »Was gibt es denn?«
    »Ein Klavierkonzert.«
    »O Gott!«
    »Mir ist bekannt, daß du ein Banause bist. Chopin wird gespielt, Rachmaninow, Liszt und Bartók.«
    »Und da muß ich hin?«
    »Es ist mit Verwunderung bemerkt worden, daß du heute woanders gegessen hast. Wenn du jetzt auch noch beim Konzert fehlst, beginnen die Gerüchte. Du stellst mich bloß!«
    »Wieso ich? Dein Dekolleté stammt von der Schneiderin mit deiner Einwilligung.«
    »Unterlaß bitte deine faden Witze!« Sie wartete, bis sich Hans-Jakob seufzend von seinem Stuhl erhoben hatte, auf dem er lieber noch ein Glas Pils getrunken hätte, frisch vom Faß gezapft. »Und blick etwas freundlicher drein, sonst denken alle, wir hätten wirklich Krach miteinander.«
    »Jawohl, meine liebe Gattin.«
    Sie blieb ruckartig stehen und starrte ihn wieder forschend an.
    »Mit dir ist doch etwas, Hans-Jakob!«
    »Das ›liebe Gattin‹ stammt von Konsul Fehrenwaldt. Er hat uns bis zum Ende der Reise an seinen Tisch gebeten.«
    »Und du hast zugesagt? Ich sehe dir an, daß du zugesagt hast.«
    »Natürlich.«
    »Ich soll noch eine Woche neben dieser eingebildeten Person sitzen?«
    »Du kennst sie doch gar nicht.«
    »Wie die schon geht … Die geht ja nicht, die schreitet … Ihre Majestät …«
    »Entweder man hat Klasse, oder man hat sie nicht. Lernen kann man das nicht. Bemühe dich also nicht darum, auch daherzuschreiten.«
    »Das wird ja ein schöner Abend«, zischte sie giftig und ging weiter. Dr. Schwengler folgte ihr mit zwei Schritten Abstand und dachte wieder an das künstliche Gebiß und den geflickten Kiefer von Konsul Fehrenwaldt.
    Als sie am Kapitänstisch vorbeigingen, trafen sich Schwenglers und Hellersens Blicke für zwei Sekunden. Schwengler hob leicht die Schultern, und Hellersen verstand ihn: Noch nichts Sicheres.
    Vier Stunden später trafen sie sich im Büro des Oberzahlmeisters.
    Schon beim Eintreten spürte Schwengler eine geradezu greifbare Spannung. Hellmut Dornburg, der Sicherheitsoffizier, rauchte nervös eine Zigarette. Hoteldirektor Losse trank einen dreifachen Whisky. Auch Kapitän Hellersen hielt ein Whiskyglas in der Hand.
    »Was haben Sie erreicht, Doktor?« fragte Hellersen sofort, als Schwengler die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    »Ich werde bis Reiseende bei Konsul Fehrenwaldt am Tisch sitzen.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist schon viel. Und morgen früh um zehn Uhr werde ich im Hospital Fehrenwaldts Kiefer und Zähne ansehen.«
    »Gratuliere!« Hellersen zeigte auf die Whiskyflasche. »Auch ein Glas, Doktor?«
    »Nein, danke. Ich bin kein Whiskyfreund.«
    »Wie lange waren Sie mit dem Herrn Konsul zusammen?«
    »Während des Essens, und im Konzert saß er zwei Sesselgruppen vor mir.«
    »Und dann?«
    »Sie sind nach dem Konzert wie die meisten gegangen.«
    »Sie hatten also nach dem Konzert keine Kontrolle mehr?« fragte Dornburg.
    »Erlauben Sie mal!« Dr. Schwengler machte einen steifen Rücken. »Ich bin nicht dazu da, jemanden zu ›Kontrollieren‹. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, ein Gebiß zu beurteilen, und das werde ich morgen vormittag tun. Ich bin Arzt, aber kein ›Beschatter‹.«
    »Jedenfalls wäre es möglich, daß Herr Fehrenbach nach dem Konzert nicht in seine Kabine gegangen ist.«
    »Natürlich ist das möglich. Ich habe ja auch noch an der Pool-Bar gesessen. Bis Sie mich jetzt zu sich baten, Herr Kapitän.«
    »Wir haben von allen Bars die Meldungen hier«, sagte Losse verbissen. »Konsul Fehrenwaldt hat nach dem Konzert keine Lokalität mehr besucht. Weder die Pool-Bar noch die Atlantikbar, schon gar nicht den Disco-Club.«
    »Dann ging er also ins Bett.«
    »Das möchten wir gern annehmen.« Dornburg zerdrückte erregt seine Zigarette. »Vor etwa zwanzig Minuten hat Beatrice, zusammen mit Frau Möller, auf dem Promenadendeck unseren Unbekannten gehört …«
    »Gehört?« Dr. Schwengler sah irritiert um sich. »Wieso gehört?«
    »Er lachte. Er lachte in einer entsetzlichen Art. Ein irres Lachen.«
    »Und nichts war zu sehen?«
    »Der erste Schrecken war zu groß für die Damen, und dann sind sie sofort geflüchtet.« Losse hüstelte etwas. »Beatrice war – das muß man zugeben – nicht gerade betrunken, aber immerhin … Ihre Aussage hätte man daher mit Vorsicht hinnehmen können. Aber Frau Möller hatte einen völlig klaren Kopf. ›Es war so schrecklich‹, hat sie berichtet, ›daß ich am ganzen Körper fror. So ein Lachen habe ich noch nie gehört‹ …« Losse

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