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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wurde und ein paarmal strafend sagte: »Aber Doktor!«
    Wer Witzeerzähler kennt, weiß, daß so etwas ungemein anregt zu weiteren Witzen.
    Es wurde ein fröhliches Mittagessen.
    Eduard Hallinsky wälzte unterdessen, während er sich in seiner Kabine für den Speisesaal umzog, drückende Gedanken. Daß Falkenhausen vor Abschluß eines Vertrages nicht den Bungalow auf den Bahamas besichtigen durfte, war klar. Andererseits unterschreibt niemand einen Vertrag, ohne sich das Kaufobjekt genau angesehen zu haben. Das aber war nicht möglich. So kam Hallinsky zu dem gleichen Ergebnis wie Falkenhausen: Es half nur eine Art Option mit einer hinterlegten Sicherheitssumme, die beim Kauf angerechnet wurde. Diese Summe verfiel sowohl bei Nichtkauf als auch nach einer Stillhaltezeit, wenn bis dahin die Option nicht ausgeübt worden war.
    Hallinsky war sich darüber klar, daß er hier eines der gewagtesten Spielchen seiner Laufbahn als Anlageberater begann. Im Notfall konnte man immer sagen: Mein amerikanischer Partner, bei dem auch das Geld hinterlegt ist, hat über meinen Kopf hinweg den Besitz verkauft. Nun klage mal ein Deutscher in den USA … das ist ein Dornenweg. Vor allem dann, wenn der amerikanische Immobilienhändler nicht auffindbar ist. Man konnte ihn auch nicht finden, da es ihn gar nicht gab. Falkenhausen hatte also sein Geld verloren, und auch Hallinsky konnte den völlig geknickten Mitbetrogenen spielen.
    Wie viele Geschäfte enden so tragisch …
    Zufrieden mit seinen Gedankenspielen ging Hallinsky hinauf in den Speisesaal. Die Optionssumme hatte er mit DM 400.000,– angesetzt.
    Eine fabelhafte Seefahrt, dachte er fröhlich. Ein vergoldeter Urlaub … so muß es bei Hallinsky sein. Man gibt DM 40.000,– aus und kommt mit einer runden Million zurück, dank Falkenhausen und der Baronin.
    Eduard, zum Mittagessen trinkst du den besten Chablis, den sie auf der Weinkarte haben!
    Hinter Beatrice lag ein anstrengender Vormittag: Einkilometerlauf auf dem Promenadendeck. Wettauchen nach zwölf Blechlöffeln im Pool auf dem Sonnendeck. Wettkampf um eine Flasche Sekt beim Shuffleboard. Aufsicht bei einem Schachspiel mit den großen Figuren auf dem Sportdeck …
    Jetzt, zur Mittagszeit, war Beatrice froh, drei Stunden Freizeit zu haben. Sie sehnte sich nach ihrem Bett in der Kabine.
    Sich hinlegen, ausstrecken, die Augen schließen, vor sich hin dusseln, relaxen – um es modern auszudrücken –, dazu einen Orangensaft mit etwas Wodka trinken, ein paar Kekse knabbern (kein Mittagessen wegen der Linie!) und an gar nichts denken.
    Es waren die wenigen Stunden, an denen Beatrice allein war und in denen die immer parate, weil immer erwartete Freundlichkeit abfiel. Hier konnte sie gegen die Wand schimpfen und auch mal laut Scheißdreck sagen. Mit sechshundert zahlungskräftigen Passagieren tagtäglich umzugehen, dazu gehören Nerven wie Nylonseile. Dicke Seile!
    Aber Himmel, Sonne und Meer entschädigen jedesmal wieder. Was ist aller Ärger gegen diese unendliche Schönheit unserer Welt? Und diese Schönheit kann man in sich aufnehmen wie einen betäubenden oder belebenden Trank.
    Beatrice war mit dem vorwiegend vom Personal benutzten Innenlift nach unten zum Mannschaftstrakt gefahren und ging pfeifend, die weiße Jacke keck über ihre Schulter geworfen, den Gang entlang zu ihrer Kabine. Ein Schildchen an der Tür wies darauf hin, wer hier wohnte: ›Chefstewardeß‹.
    Wie immer war die Tür nicht verschlossen, unter der Mannschaft herrschte unbedingtes Vertrauen. Beatrice klinkte sie auf, trat in die Kabine und warf ihre weiße Jacke an den Haken im kleinen Flur. Dann trat sie in den Wohnraum, blickte zum Bett, erstarrte mit weit aufgerissenen Augen, hob dann abwehrend beide Arme und wollte schreien, aber die Stimme blieb einfach weg. Doch plötzlich veränderte sich alles: Aus dem blanken Entsetzen wurde ein verzerrtes Lächeln, das immer mehr in ein lustiges Augenblinkern überging und dann in einem befreienden Lachen endete. Sie stieß sich von der Wand ab, kam langsam auf ihr Bett zu und sagte sogar mit Zärtlichkeit in der Stimme:
    »Guten Tag, mein lieber Klabautermann. Nein, bitte, bleiben Sie liegen. Wenn es Ihnen in meinem Bett gefällt, fühlen Sie sich wohl. Ich möchte Sie auch gar nicht stören. Ich mache mich nur ein wenig frisch, und dann werden wir miteinander plaudern. Ich finde es sehr charmant, daß Sie gerade zu mir kommen!«
    Sie zog ungeniert vor ihrem ungebetenen Gast die Bluse aus, ließ den Rock

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