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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Mühe gegeben, es vor ihr geheim zu halten. Wofür? „Wieso hast du nichts gesagt?“
    „Ich ... ich wollte dich nicht bloßstellen. Oder ... oder mich.“ Sie wischte sich die Wange ab, schnitt eine Grimasse und öffnete ihre Handtasche.
    Walt spürte das unbändige Verlangen, sie zu umarmen und ihr die Tränen wegzuküssen, aber er musste noch so viel sagen. „Diese Angst vor peinlichen Situationen ... und dieser Stolz ... damit fangen die ganzen Lügen doch erst an. Das habe ich so satt. Ich habe dich sogar dazu gebracht, Betty zu verschweigen, dass wir uns Briefe schreiben. Und mit welcher Begründung? Dass Betty das nicht für angemessen halten würde. So ein Quatsch! Ich wollte nur nicht, dass sie erfährt, was ich alles angestellt hatte, um deine Adresse wiederzubekommen.“
    „Ich ... das habe ich mir schon gedacht.“
    „Das hast du auch rausgekriegt? Okay, aber das hier wusstest du bestimmt nicht.“ Walt stellte sich direkt vor Allie und sah in ihr verweintes Gesicht. „Die ganze Mannschaft in Thurleigh dachte, du wärest meine Freundin. Das ist dir jetzt neu, oder?“
    „Was?“ Ihre hübschen Lippen bewegten sich kaum.
    Seit über einem Jahr war er ihr nicht mehr so nah gewesen. Er konnte ihren süßen Duft riechen. „Ja, ich habe so getan, als wärst du meine Freundin.“
    „Aber ... aber wieso?“
    Sie war zu nah. Er musste Abstand gewinnen und in Bewegung bleiben. Zurück in Richtung Bahnhofsgebäude. „Ich wollte einer von den Jungs sein und nicht ständig von ihnen aufgezogen werden. Ich wollte respektiert werden. Und es hat funktioniert. Weil du mir geholfen hast – mit den Briefen, dem Apfelmus, den Cookies. Sie dachten, du wärest geradezu verrückt nach mir.“
    „Also ... darum ging es? Ich war nur dein Alibi? Deine Trophäe?“
    „Nein.“ Walt drehte sich um. „Nein, niemals. Du hast ja keine Ahnung. Hätte ich dann diesen Brief geschrieben, als ... als Frank ...“ Er stemmte sich die Hand in die Hüfte und sah zu Boden, bis der Kloß in seinem Hals wieder weg war. Dann richtete er seinen Blick fest auf Allie. „Ich habe dir Sachen geschrieben, die sonst niemand weiß. Du hast keine Ahnung, wie viel mir deine Freundschaft bedeutet hat.“
    Ihre Lippen bebten. „Und mir deine.“
    Das war er, der Moment, in dem er sie umarmen, küssen und ihr seine Liebe gestehen sollte. Wenn da nicht noch eine letzte dicke Lüge wie ein Damoklesschwert über ihm hängen würde.
    Allie zog ein Taschentuch aus ihrer Handtasche. „Als du mir geschrieben hast, du hättest deiner Crew eine Lüge gestanden – war sie das?“
    „Jep. Und Cracker, ausgerechnet Cracker hat die Männer dazu gebracht, mir zu vergeben. Sie hätten das niemals tun müssen. Ich verdiene ihre Vergebung nicht. Und deine genauso wenig.“
    „Walt, ich ...“
    „Warte.“ Er hob die Hand. Ein Fehler. An diesem Arm war keine Hand mehr. Er wechselte auf die Linke. „Ich bin noch nicht fertig.“
    Allie schüttelte das Taschentuch und tupfte sich die Wange ab. „Aber du hast gesagt, du hättest danach nicht mehr gelogen.“
    „Mit einer Ausnahme. Ich dachte, damit würde ich alles in Ordnung bringen, aber es wurde nur noch schlimmer. Lügen machen immer alles schlimmer. Erinnerst du dich, dass ich mal gesagt habe, Lügen wären wie Kugellager in der Maschinerie der Gesellschaft? Das ist Schwachsinn. Lügen sind wie Brandbomben: Sie fressen sich überall durch und zerfetzen alles – Vertrauen, Hoffnung, sogar die Menschen, die du liebst.“
    „Ich ... ich glaube, ich weiß, was du meinst.“ Sie tupfte sich das Auge trocken.
    „Schön. Aber das hilft jetzt auch nichts mehr. Denn mein letzter Brief an dich war eine einzige Lüge.“
    „Wie bitte?“
    „Von vorn bis hinten gelogen.“ Walt ging zur Bahnsteigkante vor. Er musste fertig werden, bevor der Zug kam. „Emily. Also, schön, ich bin ein paarmal mit ihr ausgegangen. Und sie war wirklich verrückt nach mir. Aber ich nicht nach ihr. Wir waren nie zusammen.“
    Zurück zum Bahnhof. Sein steter Schritt pumpte die Wörter aus ihm heraus. „Ich konnte mich mit ihr überhaupt nicht unterhalten, nicht so wie mit dir. Was rede ich – selbst die alte Flossie ist noch intelligenter. Und Emily hat mir auch nie verboten, dir zu schreiben.“
    „Was?“ Allies Stimme brach. „Wieso hast du das dann gesagt?“
    „Ich brauchte eine Ausrede. Sonst hätte ich dir nämlich die Wahrheit schreiben müssen.“
    „Und was ist die Wahrheit?“
    Walt stöhnte und lief wieder zu

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