Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
Vom Netzwerk:
Wald und habe geträumt.“
    „Da hast du sicher tolle Freunde gefunden.“
    „Freunde? Oh nein. Aber es war trotzdem toll.“
    Walt zog ein Stück Treibholz aus dem Wasser. „Und diese Woche?“
    „Ich genieße jeden Moment. Du hast wirklich Glück, so einen Freundeskreis zu haben. Ich frage mich ... wie ich wohl wäre, wenn ich mit so einer Gruppe aufgewachsen wäre.“
    „Hmm.“ Er beugte sich nach vorn, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und betrachtete das Holz. „Bei dir zu Hause hast du nicht viele Freunde?“
    Allie ruderte etwas näher ans Ufer, um der Strömung aus dem Weg zu gehen. „Meine Eltern sind Stubenhocker. Eigentlich waren wir auch immer recht glücklich so ganz für uns, bis ...“
    „Bis was?“
    Allie sah Verständnis in Walts Augen. „Bis ich Betty kennenlernte. Seitdem bin ich nicht mehr so zufrieden zu Hause. Und nun gibt es kein neues Semester mehr, auf das ich mich freuen könnte.“
    „Verstehe.“ Er runzelte die Stirn. „Ich lasse meine Leute ja auch ungern zurück, aber immerhin weiß ich, dass sie beim nächsten Heimaturlaub noch da sein werden. Und für die Zwischenzeit habe ich Frank. Er ist ein prima Freund.“
    „Frank. Ist er in deiner Bombercrew?“
    „Ja. Ist ein toller Kerl. Verheiratet, drei Kinder, das vierte unterwegs. Wir waren gemeinsam in Brooks Field zum Pilotentraining. Ich hatte eine Menge blöde Sachen mitgemacht und das ging völlig nach hinten los. Da war ich wirklich froh, jemanden kennenzulernen, der ähnliche Werte hat wie ich.“
    Was konnte ein Mann, der weder trank noch um Geld spielte oder Frauen nachstieg, für blöde Sachen machen? „Darf ich fragen, was passiert ist?“
    Walt verzog das Gesicht. „Habe ich nur Frank erzählt. Ist zu peinlich.“
    „Peinlicher, als zuzugeben, dass man überhaupt keine Freunde hat?“
    „Stimmt auch wieder.“ Er knurrte und drückte an dem Stück Treibholz herum. „Na gut. Aber erzähl es nicht den anderen, ja?“
    „Okay.“ Er wurde rot. Vielleicht hätte sie lieber nicht fragen sollen?
    „In der ersten Woche in Brooks schleppten mich drei Kerle mit zur USO zu einem Tanzabend. Du weißt ja, was ich vom Tanzen halte, aber mir war langweilig, also bin ich mitgegangen. Na ja, und wir trafen auf vier Mädels. Ich war wie gelähmt. Hab kein einziges Wort rausgebracht. Aber eine von ihnen redete so ununterbrochen, dass es ihr überhaupt nicht auffiel. Wahrscheinlich wollte sie bloß mit einem Soldaten zusammen sein.“ Er brach ein Stück Holz ab und untersuchte den Rest eingehend.
    „Wir haben die Mädels dann nach Hause gebracht. Ich wollte nur noch zurück in die Kaserne, aber urplötzlich hat sie mich geküsst.“
    „Oh je. Und was hast du getan?“
    Walt warf ihr einen Blick zu. „Ich bin ja nicht blöd. Hab sie zurückgeküsst.“
    Allie musste wieder lachen und wandte den Blick ab. Sie betrachtete den Kontrast zwischen den sonnenverbrannten Hügeln und dem satten Grün des Schilfs. Jetzt war sie bestimmt genauso rot wie er.
    „Aber dann ... also, sie wollte ... egal, ich bin jedenfalls zurück. Und war der Einzige von allen. Ab da haben sie sich über mich lustig gemacht. Frank sagte, ich solle einfach eine Freundin erfinden, damit sie Ruhe geben. Ich will gar nicht wissen, was los gewesen wäre, wenn sie gewusst hätten, dass sie erst meine zweite Kusspartnerin war.“ Seine Kaumuskeln arbeiteten. So ähnlich hatte er ausgesehen, als George die Scheune erwähnt hatte.
    „Und hat die Erste vielleicht irgendetwas mit der Scheune deiner Großeltern zu tun?“
    Walt fiel die Kinnlade herunter. „Woher ... na klasse. Jetzt hast du alle meine Geheimnisse aufgedeckt.“
    Lieber seine als ihre. Sie ließ die Ruder ins Wasser sinken. „Ich habe also recht?“
    „Meine Cousine.“
    Allie schnappte nach Luft. „Deine Cousine?“
    „Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Cousine zweiten Grades.“ Er seufzte ausgiebig. „Das war ihre Idee. Wir waren siebzehn. Sie hatte ein Date und wollte unbedingt üben. Ich hatte die richtige Größe, also hat sie mich in die Scheune geschleift.“
    Allie kicherte und ruderte um ein großes Büschel Binsen herum, das am Ufer wuchs. „Und dann hast du vor deinen Freunden damit angegeben, weil sie dachten, beim Thema Frauen sei bei dir Hopfen und Malz verloren.“
    „Stimmt schon“, sagte er grinsend. „Aber immerhin habe ich als Erster ein Mädchen geküsst. Betty hat George damals noch hingehalten, Jim hat Helen überhaupt nicht beachtet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher