Der Klang Deiner Gedanken
ihn beflügelt.“
Allie zog die Nase kraus. „Mein Foto beflügelt bestimmt niemanden.“
„Das habe ich gehört“, rief Betty vom Boot aus. „Allie hasst Komplimente, Walt, vor allem über ihr Aussehen.“
Allie schob das Kinn nach vorn. „Ich bin eben zur Bescheidenheit erzogen worden.“
„Nein.“ Bettys wütendes Funkeln wurde durch das glitzernde Wasser noch verstärkt. „Du wurdest in dem Glauben erzogen, du seist hässlich. So ein Quatsch. Ich war schon immer der Meinung, dass du süß bist. Und egal, wie sehr du die Augen verdrehst, ich bleibe dabei.“
Allie machte die Augen zu, um das Augenrollen zu vermeiden. Dieses Thema war jedes Mal schmerzhaft und in der Gegenwart von Männern war es die reinste Tortur.
„Walt“, rief Betty. „Habe ich nicht recht? Findest du nicht auch, dass sie die schönsten grünen Augen weit und breit hat?“
Oh nein. Wie konnte Betty ihr das antun?
„Was?“ Walt sah Allie kurz an. „Oh. Ja, stimmt.“
„Betty“, stöhnte Allie. Der Arme hatte das sicher noch nicht einmal bemerkt.
„Ich wünschte, ich hätte deine Augen“, legte Betty nach. „Blaue Augen hat jeder und mit meinen blonden Haaren sehe ich aus wie ein deutsches Fräulein. Nachher werde ich noch des Landes verwiesen.“
George grinste sie an. „Und dann heiratest du auch noch einen Italiener.“
Betty musste lachen. „Wenn ich jetzt noch Sayonara sage, werde ich nie wieder einen Fuß auf amerikanischen Boden setzen dürfen.“
„Du Spionin!“ Walt rannte ins Wasser und stürmte auf das Boot zu. Mit einem Sprung stützte er sich auf den Rand und brachte das Boot zum Kentern. Betty und George fielen ins Wasser.
Erleichtert über den Themenwechsel lachte Allie und fegte den Sand von der Decke, den Walt aufgewirbelt hatte.
Betty schwamm ein paar Züge. „Komm, George. Du wolltest doch sowieso eine Runde schwimmen.“
Walt warf die Ruder ins Boot und schob es an Land. „Hey, Allie, du warst noch gar nicht rudern. Kommst du mit?“
„Na klar doch.“ Sie stand auf.
Seine Augen leuchteten genauso wie in dem Augenblick, in dem sie in den Flug eingewilligt hatte.
„Obwohl, wenn ich es mir mal recht überlege ...“, sagte sie betont zögerlich. „Beim letzten Mal hast du immerhin fast eine Kuh umgenietet.“
„Okay, du Naseweis. Für den Kommentar gehörst du auf die Ruderbank.“ Mit angespannten Muskeln hielt er das Boot still, während sie einstieg und sich auf die feuchte Bank setzte. Dann gab er dem Boot einen Schubs und sprang selbst hinein. Allie hielt sich links und rechts am Bootsrand fest, bis er sich hingesetzt hatte und das Schaukeln nachließ.
Walt verschränkte die Arme. „Okay, Miss Miller, dann lassen Sie mal sehen.“
Allie biss sich auf die Lippe, damit sie nicht laut loslachte. Zuerst dachte er, sie könne nur klassische Musik spielen, und jetzt dachte er, sie könne nicht rudern. Sie sah die Ruder einen Moment verwirrt an, als wüsste sie nichts damit anzufangen, vollführte dann eine flotte Drehung mit dem Boot und ließ es quer durch die Bucht gleiten. „Wohin, Lieutenant?“
„Ich werd nicht mehr.“ Ein Lächeln trieb seine Wangen nach oben. „Du überraschst mich immer wieder.“
„Du kennst mich ja auch erst ... vier Tage.“
„Ich kann kaum erwarten, womit du morgen auftrumpfst.“ Er machte es sich gemütlich. „Ich brauche nichts weiter zu machen, als meinen Sonnenschirm aufzuspannen, die Finger durchs Wasser gleiten zu lassen und ein romantisches Liedchen zu pfeifen.“ Er sah in den tiefblauen Himmel und pfiff „Green Eyes“.
Allie schnappte nach Luft und ließ die Ruder aufs Wasser klatschen. „Walter Novak, hör auf, dich über mich lustig zu machen.“
Seine Mundwinkel zuckten. „Ich mag das Lied eben. Grün ist meine Lieblingsfarbe. Wie es scheint, bist du stark genug, um die Bucht zu verlassen. Aber nicht flussabwärts – da ist die Fulton-Schiffswerft. Rudere flussaufwärts zur Antioch Bridge. Es ist Flut, also wird es nicht zu anstrengend. Ich rudere dann zurück.“
Allie sah hinter sich, um ihren Kurs zu planen. Sie stemmte sich gegen den Widerstand der Ruder, zog sie durchs Wasser und hob sie dann in glitzernden Bögen durch die Luft.
„Wo haben Sie denn rudern gelernt, Miss Miller? Das ist doch keine typische Beschäftigung für eine Debütantin.“
„Ich bin keine Debütantin.“ Es gefiel ihr, wie er sie neckte. „Früher sind wir jeden Sommer zum Lake Arrowhead gefahren. Ich bin geschwommen, gerudert, lag im
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