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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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Scheune, bis der Anflug von Süden stimmte. Der Wind von Westen war stärker geworden, aber für ihn kein Problem.
    Walt senkte den windwärts gelegenen Flügel und drückte vorsichtig auf das rechte Seitenruder, damit Jenny nicht nach links ausbrach. Allie konnte bestimmt spüren, wie das kleine Flugzeug gegen den Wind kämpfte. Es war einfach perfekt.
    Die Bremsklappen waren unten und Walt brachte die Maschiene mit leichtem Druck auf den Knüppel tiefer. Währenddessen glich er immer wieder Veränderungen in der Luftströmung aus.
    Und jetzt kam das Beste – die Landung auf einem Rad. Anders ging es bei Seitenwind nicht. Wenn das kein Abenteuer für Allie war. Knapp drei Meter über dem Boden zog er den Bug hoch, um auszuschweben, Geschwindigkeit zu verlieren und sanft aufzusetzen.
    Da entdeckte er plötzlich Flossie.
    „Walt!“, schrie Allie. „Eine Kuh!“
    „Ich sehe sie.“ Auf ein Uhr, direktem Kollisionskurs, und taub – stocktaub.
    Es war zu spät, um durchzustarten. Die Geschwindigkeit war zu gering, die Landebahn zu kurz. Das linke Rad setzte auf. Wenn er jetzt gegenlenkte, um die Kuh nicht zu treffen, würde das Flugzeug einen Ringelpiez vollführen oder sich sogar auf den Kopf drehen. Aber wenn er auf die Kuh draufhielt ...
    „Herr, hilf.“
    Das rechte Rad setzte auf. Flossies Rücken kam immer näher. Walt trat so stark auf das linke Seitenruder, dass der Bug an der Kuh vorbeizielte, aber das Flugzeug noch keine Rotation begann. „Oh Herr, bring die Kuh da weg oder halte das Flugzeug an!“
    Allie schrie. Das Flugzeug ruckelte und hüpfte die Piste hinunter.
    Walt trat, so fest er konnte, auf die Bremse, wobei er darauf achtete, dass sich der Bug nicht in die Erde rammte. Der rechte Flügel zog Flossies Hintern eins über. Wütendes Muhen. Endlich kam das Flugzeug zum Stehen.
    Walt hielt den Steuerknüppel umklammert. Er atmete schnell und schwer. Na wunderbar. Eigentlich hatte er Allie beeindrucken wollen, und nun hatte er sie fast umgebracht. Nie wieder würde sie in ein Flugzeug steigen. Oder mit ihm reden. Und das alles nur, weil er sie beobachtet hatte anstelle der Rollbahn. So ein dummer, leichtsinniger Anfängerfehler.
    Allie drehte sich langsam um. Sie war kreidebleich.
    „Alles in Ordnung?“ Er fürchtete sich vor der Antwort.
    Sie nickte. „Wie geht es der Kuh?“
    Die Kuh. Walt sah sich nach Flossie um, die mit einem lauten, empörten Muhen davontrottete. „Sie ist wohl stocksauer.“
    Allie lachte. Sie lachte tatsächlich und schien überhaupt nicht mehr aufhören zu wollen. Walt stimmte in ihr Gelächter ein, erleichtert darüber, dass sie noch gesund und munter waren, und verblüfft über ihren Sinn für Humor.
    Betty kam herbeigelaufen. „Allie! Allie! Bist du verletzt?“
    Sie schüttelte immer noch lachend den Kopf. „Oh Walt, die Kuh – wie sie gemuht hat!“
    Ihr anhaltendes Gelächter katapultierte seine Laune höher als jedes Flugzeug. Er sprang aus dem Cockpit und hielt die Arme nach oben. „Komm, Allie. Du kannst hier unten weiterlachen. Raus aus der Todesfalle.“
    „Ich kann aber nicht aufhören.“ Trotzdem kletterte sie auf den unteren Flügel.
    Walt legte die Hände um ihre schlanke Taille und hob sie herunter. Ihr Lachen war jetzt ganz nah und er konnte sich gerade so davon abhalten, sie fest zu umarmen und nie wieder loszulassen.
    „Hey, Walt“, sagte George. „Gib mir mal deinen Fotoapparat. Ich will das festhalten.“
    „Gute Idee.“ Walt nahm erst sich die Fliegerbrille ab, dann Allie.
    „Lieber ohne mich.“
    „Nein, mit dir. Du bist doch meine Co-Pilotin.“
    Ein hauchzartes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Aber nur, wenn du versprichst, das Foto nie meinen Eltern zu zeigen. Ich will nicht, dass sie sehen, wie ihre einzige Tochter Amelia Earhart spielt.“
    „Siehst du, jetzt hast du etwas gegen den Willen deiner Eltern getan und du hast es überlebt.“
    „Aber nur gerade so.“ Das Funkeln in ihren Augen löste eigenartige und überwältigende Gefühle in Walts Brustkorb aus.
    Er legte den Arm hinter Allie auf den Flugzeugrumpf. Vielleicht würden die Jungs in Wendover sogar denken, sie wäre seine Freundin, wenn sie das Foto sahen. Und wer weiß? Vielleicht war sie bis dahin tatsächlich auch seine Freundin.

Kapitel 5
    Donnerstag, 25. Juni 1942
    „Ah, sieh mal“, sagte Betty. „Die Jungs sind schon da.“
    Allie erklomm eine mit Gras bewachsene Düne. Vor ihr erstreckte sich in glitzerndem Graublau der breite San Joaquin. In einer
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