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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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und Art und Dorothy alberten nur herum.“
    „Das tun sie doch heute noch.“
    Walt schnaubte. „Ist das nicht verrückt? Art traut sich nicht, sie zu einem Rendezvous einzuladen, und Dorothy ... Dorothy flirtet erst mit ihm, dann zeigt sie ihm die kalte Schulter. Und verabredet sich mit anderen Männern, um ihn eifersüchtig zu machen. Ich kann ihre Spielchen nicht mehr mit ansehen.“
    Das erklärte die Spannungen zwischen Walt und Dorothy.
    „Das reicht jetzt.“ Walt zeigte mit dem Treibholz auf Allie. „Jetzt habe ich zwei peinliche Geschichten übers Rumknutschen erzählt. Du bist dran.“
    Allie lächelte ihn selbstgefällig an und zog die Riemen durchs Wasser. „Ich kann keine peinlichen Geschichten übers Rumknutschen erzählen, weil ich noch nie rumgeknutscht habe.“ Plötzlich wurde ihr Nacken so heiß wie die Sonne, die ihre Schultern beschien. Oh nein, was sollte er denn von Baxter denken?
    „Du bist noch nie geküsst worden?“
    Allie richtete sich auf. „Und ob. Zehnmal.“ Die Hitze griff auf ihr Gesicht über. Wieso, wieso nur hatte sie das gerade gesagt – zehn Küsse in viereinhalb Jahren?
    Walt presste die Lippen zusammen. Dann schmunzelte er. „Du zählst mit? Das geht doch höchstens bei Küsschen. Sonst ist das ziemlich ... Zählst du wirklich mit?“
    Sie zählte nicht nur mit, sie konnte sie auch schon voraussagen – sein Geburtstag, ihr Geburtstag, der Collegeabschluss. „Nur Küsschen“, sagte sie und wünschte, sie hätte den Mund gehalten.
    „Wow. Keinen richtigen Kuss?“
    „Nicht so wie im Kino.“ Nicht so wie bei Verliebten. Sie schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit die Scham über die Trostlosigkeit ihres Geheimnisses vertreiben, das sie gerade zum ersten Mal preisgegeben hatte. „Jetzt sind wir mehr als quitt. Ich habe mich komplett blamiert.“
    Er runzelte die Stirn. „Wieso denn? Das spiegelt doch deinen guten Charakter wider.“
    Sie stoppte die Riemen mitten in der Luft. So sah er das also? Allie, die wohlerzogene Lady, und Baxter, der zurückhaltende Gentleman, der die Dame seines Herzens nicht bedrängt? Auch gut. Jedenfalls besser als die Wahrheit.
    „Tun die Muskeln weh?“ Walt deutete auf die Riemen. „Soll ich weitermachen?“
    „Nein, nein.“ Obwohl ihre Schultern sich längst meldeten, lehnte sich Allie zurück und brachte das Boot weiter flussaufwärts. „Ich möchte noch ein bisschen. Es ist wunderschön hier.“
    „Ja. Mir gefällt es auch.“
    Allie betrachtete die bernsteinfarbenen Hügel und die Rohrkolben, die das Ufer säumten. Hauptsache, sie musste nicht an Baxter und ihre Beziehung denken. „Wie nah kann man ans Ufer heran?“
    „Ein paar Meter. Versuch es ruhig.“
    Sie ruderte an die Seite und suchte das Schilf nach Vögeln oder einem Nest ab. Winzige weiße Schmetterlinge flatterten umher, als wollten sie ihr helfen.
    „Als wir noch Kinder waren, kamen George und ich oft hierher. Wir spielten Piraten im Moor, Entdecker auf dem Nil, Huckleberry Finn, alles Mögliche.“ Walt riss einen Rohrkolben ab und klopfte damit sanft auf Allies Kopf.
    „Was soll das denn werden?“, fragte sie lachend.
    Er kitzelte sie mit dem Kolben unter dem Kinn. „Ich versuche mich gerade an einen Bibelvers zu erinnern, damit ich dich mit meiner Heiligkeit beeindrucken kann.“
    „Du hättest größere Chancen, mich zu beeindrucken, wenn du mich nicht verhauen würdest.“
    „Psalm eins.“ Walt grinste und schlug mit dem Rohrkolben den Takt auf Allies Knien. „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.“
    Wie süß er war. Wieso dachte er, bei ihm sei Hopfen und Malz verloren? Also, wenn sie keinen Freund hätte ...
    Bonk !
    Allie verlor das Gleichgewicht und rutschte mit einem Aufschrei von ihrem Sitz. Vor ihr kauerte Walt auf allen vieren. „War ich zu nah am Ufer?“
    „Nein. Wir haben irgendwas Metallisches gerammt.“ Er stand auf und bot ihr lächelnd die Hand an. „Und fürs Protokoll: Dieses Mal warst du schuld.“
    Wenn sie nur keinen Freund hätte ...
    Als sie nach seiner Hand griff, strömte Wärme durch sie hindurch. Seine Nackenmuskeln spannten sich an, und seine Lippen hatten einen schönen, weichen Schwung. Wie es wohl wäre, ihn zu ...
    „Was das wohl war?“
    „Wie?“ Allie starrte Walt an, der sich wieder vor ihr hinhockte. „Keine Ahnung.“ Sie kletterte über die Sitzbank in den Bug.
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