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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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deutete mit dem Daumen in Richtung Salon. „Dort spielst du?“
    „Ja.“ Jetzt, wo sie den Raum mit anderen Augen sah, zog sich ihr Magen zusammen. Die opulenten Holzarbeiten, die Stuckdecke, die antiken Möbel, der Perserteppich, die Ölgemälde und der Flügel, der wie ein Edelstein in der Mitte des Raumes glänzte ... all das war mehr als genug Reichtum.
    „Wow“, sagte Walt. „Ich wollte schon immer mal auf einem Flügel spielen.“
    „Bitte, gerne. Schließlich habe ich auch auf eurem Klavier gespielt.“
    „Das ist kein fairer Tausch, aber ich lasse dich natürlich nicht hängen.“ Er ging auf den Flügel zu. „Was übst du gerade? Dachte ich’s mir doch. Beethoven.“
    Allie musste lachen. Seine Neckereien waren genauso unerwartet wie willkommen. Genau wie Bettys Brief. Dorothy und Betty lagen wohl doch falsch, was Walts Gefühle betraf. „Augenblick. Du hast nur behauptet, ich würde nichts Moderneres spielen als Beethoven. Und da habe ich dir wohl das Gegenteil bewiesen.“
    „Und wie. Frank, diese Lady hier spielt unverschämt gut Klavier.“
    „Passt gar nicht zu dem braven Instrument hier. Hey Walt, du wolltest schon immer mal auf einem Flügel spielen, und ich, ich habe schon immer von so was geträumt.“ Er zog sich am Flügel hoch, schlug die Beine übereinander und räkelte sich lasziv auf den Flügeldeckel.
    Allie schnappte erschrocken nach Luft und musste doch wieder lachen. Noch nie hatte es jemand gewagt, sich auf den Flügel der Millers zu setzen.
    „Spiel mir ein Lied, kleiner Pilot“, hauchte Frank mit Fistelstimme. Er beugte sich herüber und gab Walts Mütze einen Stoß.
    Walt grinste und rückte sich die Mütze zurecht. „Tut mir leid. Für solche Träume bin ich nicht zu haben.“
    Frank setzte sich wieder gerade hin. Seine Augen blitzten. „Du hast recht. Wir brauchen eine Frau. Sieh nur, da ist ja eine!“ Er sprang herunter, und bevor Allie sich wehren konnte, hob Frank sie hoch und setzte sie auf den Flügel.
    „Meine Mutter bringt mich um, wenn sie mich hier oben sieht“, sagte Allie lachend.
    „Zuerst müsste sie aber an zwei von Uncle Sam’s Besten vorbei.“ Walt spielte ein paar Takte und lächelte genießerisch.
    „Novak, du hast recht“, sagte Frank und beugte sich vor, um Allies Gesicht zu studieren. „Sie hat wirklich unglaublich schöne Augen.“
    Allies Blick schoss zu Walt hinüber, der wissend vor sich hinlächelte. Ein Schwall von Gewissensbissen überrollte sie. Also hatten sich Dorothy, Betty und Louise doch nicht geirrt. Und sie selbst auch nicht. Walts Anwesenheit und sein Verhalten ließen jedoch vermuten, dass er ihr vergeben hatte und seine Schwärmerei inzwischen verflogen war. Wahrscheinlich bereute er seine übereilten Worte der Zuneigung.
    „Sie haben den Blarney-Stein wohl mehrfach geküsst“, sagte sie und musterte Frank prüfend.
    Dabei merkte sie, dass Walt sie ansah. In seinem Blick lag ein warmer Glanz. Seine Vergebung und Freundschaft hatte sie nicht verdient, aber er schenkte sie ihr trotzdem – ein Geschenk von oben.
    Wie Cressie. Allie kicherte vergnügt. „Oh Walt, du wirst nicht glauben, was mir passiert ist. Das wollte ich dir schon die ganze Zeit erzählen.“ Sie berichtete von ihrer ersten Begegnung mit der Groveside Bible Church und Cressie Watts.
    Walt lachte aus vollem Herzen. „Crescenda? Das ist ein Scherz, oder?“
    „Ganz und gar nicht.“
    Walts Augen leuchteten in dieser wunderbaren Mischung aus nussbraun und grün. „Und wie war es am Sonntag?“
    „Oh, ich war nicht dort.“ Allie sah erschrocken zur Tür. Was, wenn ihre Eltern plötzlich hereinkamen und sie auf dem Flügel erwischten? Oder wenn sie mitgehört hatten, was sie über Groveside gesagt hatte? Die Zeit, um ein Glas Limonade zu holen, war längst vorbei. Sie rutschte vom Flügeldeckel herunter und strich sich den Rock glatt. „Die Limonade.“
    „Was ist mit Groveside?“, fragte Walt.
    „Ich bin zum Frauenkreis gegangen“, sagte Allie auf dem Weg zur Küche. „Und ich werde dort wieder hingehen. Mutter habe ich gesagt, ich würde einen Spaziergang machen, was ja auch stimmt.“
    „Und sonntags?“
    Sie lief schneller und ignorierte die schweren Schritte, die ihr durch den Eingangsbereich und den Flur folgten. In der Küche nahm sie zwei Gläser aus dem Schrank.
    „Allie, Schweigen ist keine ehrliche Lösung. Groveside. Sonntag.“
    Allie seufzte und holte die Eiswürfel heraus.
    Frank inspizierte eine Glasschüssel mit Zitronen, die

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