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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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auf der Anrichte stand. „Geben Sie’s auf. Er hat seine Verhörtechnik vom Besten der Besten gelernt – von mir.“
    Walt lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Anrichte. „Du brauchst nur einen guten Vorwand. Sag einfach, eine gute Freundin hätte dich eingeladen und wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht kommst.“
    Allie biss die Zähne zusammen und löste die Eiswürfel aus der Form. Sie quietschten grässlich. „Ich werde nicht lügen.“
    „Dann bleibst du also in der verstaubten St. Luzifer’s?“
    Sie ließ die Eisbrocken kichernd in die Gläser klirren. „St. Timothy’s. Luzifer ist kein Heiliger, sondern der Fürst der Finsternis, wenn ich mich recht erinnere.“
    „Ja. Und deine Kirche hört sich an wie seine Heimat. Gott will dich nicht dort. Er hat dich nach Groveside geführt und dir einen Ort gezeigt, an dem du etwas bewegen kannst. Das war es doch, was du wolltest.“
    „Ja schon, aber ...“
    „Dann machen deine Eltern eben ein Fass auf. Nichts für ungut, aber Christen haben schon Schlimmeres erduldet. Denk dran, Gott gibt dir die nötige Kraft. Und vergiss nicht, ich habe extra für dich gebetet.“
    „Wirklich?“ Sie bekam Gänsehaut, aber nicht von den kalten Gläsern.
    „Hab ich doch versprochen“, sagte Walt mit einem so sanften Lächeln, dass Allie es kaum ertragen konnte. In Antioch war er ihr wie ein Traum vorgekommen, aber jetzt stand er in ihrer Küche und war ein echter Mann, der verletzbar war, vergeben konnte und auch noch betete.
    „Ich bete auch für dich“, flüsterte Allie.
    „Darf ich? Ich verdurste hier.“ Frank deutete auf ein Glas, und Allie reichte den beiden Männern ihre kalten Getränke, wobei sie aufpasste, Walt nicht zu berühren.
    Walt nippte an seiner Limonade und murmelte ein Dankeschön. „Übrigens, wir haben uns nicht umsonst abgerackert. Hiram Fortner hat die rostige alte Flossie bei einer Metallsammelaktion gespendet. Die ganze Stadt spricht davon.“
    „Ich weiß“, antwortete Allie und ging in Richtung Veranda den Männern voraus. „Betty hat es mir erzählt.“
    „Wirklich ... Betty? Wie denn? Hat sie dir geschrieben?“
    Walt klang so überrascht, dass Allie stehen blieb und sich verwundert umdrehte. „Ja, heute kam ein Brief von ihr.“ Der einzige Grund, aus dem er so überrascht sein könnte, war doch, dass Betty ihm von ihrem absichtlichen Schweigen erzählt hatte – und wie es dazu gekommen war. Wie schrecklich.
    „Ich habe noch nichts gehört“, antwortete Walt. „Ich dachte, so sind Frischvermählte halt. Sie lassen alle links liegen. Aber dann bin ich wohl der Einzige.“
    Allie lächelte erleichtert. „Sie haben dich bestimmt nicht vergessen. Gehen wir wieder auf die Veranda?“
    „Augenblick. Könntest du mir einen Gefallen tun und Betty nichts davon sagen, dass wir uns schreiben? Ich hab doch gesagt, dass sie mir deshalb den Kopf gewaschen hat. Na ja, ich meine, so richtig. Selbst mit Baxters Erlaubnis wird sie es nicht gutheißen.“
    Walt stand genau dort, wo das Licht durch die Obstbäume in die Küche fiel. Allie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Wie konnte ihm Betty den Kopf waschen, ohne ihm zu schreiben? Sagte er die Wahrheit? Und wenn nicht, welches von beidem war gelogen? Hatte sie ihm nun geschrieben oder nicht?
    Allie kniff die Augen zusammen. „Ich weiß nicht.“
    Frank kam Walt zu Hilfe. „Betty hat eben komische Vorstellungen. Ihr beide wisst ja, dass nichts Ernstes dahintersteckt.“ Er legte Walt einen Arm um die Schulter. „Na los, der arme Kerl braucht Briefe.“
    „Das stimmt. Meine Freunde vernachlässigen mich.“
    Allie konnte sich seinem Schmollmund nicht entziehen. „Also schön, aber wenn Betty mich direkt fragt, sage ich die Wahrheit.“

Kapitel 15
    Armeeflugplatz Westover, Springfield, Massachusetts
    18. August 1942
    Walt fuhr mit der Klinge am Holz entlang und ein goldener Kringel fiel ins Gras. In ein paar Tagen sollte es fertig sein, sein kleines Modell der Fliegenden Festung. Er saß im Schneidersitz neben dem betonierten Abstellplatz für ihre nagelneue B-17. Sie war eine der ersten der Baureihe F, die die Fabrik verlassen hatten.
    Holz zum Schnitzen gab es jede Menge. Die Bäume hier waren größer als die Lebenseichen in Kalifornien, und überall gab es Wälder. Dicht an dicht standen Kiefern, Eichen, Ahornbäume und wer weiß was noch. Auch wenn er gern bald in Übersee stationiert werden wollte hoffte Walt, wenigstens den Herbstanfang noch in Neuengland

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