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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Jedes Mal, wenn am Himmel ein Flugzeug vorbeizieht oder ich einen Mann in Uniform sehe, schicke ich ein Gebet für Dich nach oben.
    Walt lächelte. March Field war ganz in der Nähe; er bekam sicher jede Menge Gebete.
    „Schöner langer Brief.“ Frank spähte Walt über die Schulter. „Ich habe es dir doch gesagt – Funken. Zwischen euch sprühten nur so die Funken. Bleib dran, Junge.“
    „So ein Quatsch. Außerdem hast du ihr Haus doch gesehen. Viel zu reich für mich.“ Er steckte das Papier zurück in den Umschlag und öffnete den Brief von seinen Eltern. Es gab nicht viel Neues, außer dass Jacks Geschwader für kriegsmüde erklärt worden war und zurück in die USA verlegt werden sollte.
    Na klar. Ausgerechnet jetzt, wo Walt wegging. Das letzte Mal hatte er Jack vor Pearl Harbor gesehen. Wenigstens war er Ray im Frühling bei der Schulung in Texas begegnet.
    Der Brief seiner Eltern war nicht mit vielen Worten, aber dafür mit vielen Fotos gefüllt – von Walts Heimaturlaub. Seine Eltern vor dem Haus, die Großeltern neben dem alten Mandelbaum, George und Betty vor ihrem kleinen Häuschen, Jim mit Helen und dem kleinen Jay-Jay, die Luftaufnahmen von Antioch. Das nächste Foto sah Walt sich lange an. Der alte Doppeldecker, davor Allie in seiner A-2-Fliegerjacke, die Walt jetzt auch wieder trug, und er selbst mit einem albernen Lächeln. Ja, albern traf es gut. Dann Dorothy, Betty und Allie, die drei Diven auf der Decke am Fluss, Allie aus vollem Halse lachend. Und dann nur Allie, die hübschen Beine lang ausgestreckt, und ein schläfriges Sonnenbadlächeln direkt in die Kamera. Pin-Up, und zwar vom Feinsten, aber leider nicht seins.
    „Wer ist denn das Weibchen?“ Louis Fontaine rupfte Walt das Foto aus der Hand.
    Walt sah beunruhigt zu ihm hoch.
    Louis und Abe Ruben standen vor ihm und betrachteten Allies Bild. Abe pfiff durch die Zähne. „Nicht übel. Aber zu gut für dich.“
    Walt stöhnte. „Da habt ihr ausnahmsweise recht.“
    „Ich wusste gar nicht, dass du ein Weibchen hast“, sagte Louis mit Bewunderung in der Stimme.
    In Walts Kehle bildete sich eine Lüge, aber er machte den Mund auf, um die Wahrheit zu sagen.
    „Weil Allie eine Lady ist“, ging Frank dazwischen. „Kein Weibchen. Nicht die Sorte Frau, mit der ein Mann herumprahlt.“ Er lächelte Walt mit einem spitzbübischen Grinsen zu, was so viel bedeuten sollte wie „Und jetzt mach was draus.“
    Wie oft hatte Frank ihm geraten, einfach eine Freundin zu erfinden, damit ihn die Männer in Ruhe ließen? Louis und Abe sahen ihn jetzt schon mit mehr Respekt an.
    „Genau. Allie ist eine Lady.“ Walt stand auf und holte sich das Foto zurück. „Und welcher Gentleman lässt fremde Kerle seine Freundin anstarren?“

Kapitel 16
    Riverside, 4. September 1942
    „Draußen herrschen über fünfunddreißig Grad und wir haben Decken auf dem Schoß.“
    Allie saß neben Daisy Galloway in einem Bus, der zum Luftwaffenstützpunkt March Field fuhr. Das Ergebnis der Handarbeit im Frauenkreis hatte sie bis unters Kinn auf dem Schoß gestapelt.
    „Wenn ich gleich verglühe, dann wenigstens fürs Vaterland.“ Auf der anderen Seite vom Gang hob Cressie Watts ihren Stapel etwas an und schlenkerte mit den Knien herum, um sich etwas Luft zuzufächeln.
    Nicht gerade damenhaft. Aber Allies Arme und Beine waren genauso schweißnass und sie wünschte sich fast, keine Dame zu sein.
    Nachdem sie den Stützpunkt erreicht hatten, stand Cressie auf und ging als Erste in Richtung Bustür.
    „Ist das nicht aufregend?“ Daisy strahlte. „Wir helfen, den Krieg zu gewinnen.“
    „Nicht, wenn wir zusammenbrechen, bevor wir die Decken abgegeben haben.“ Allie zwinkerte ihr zu und gab ihr mit dem Deckenstapel einen leichten Schubs. So quietschfidel war sie noch nicht einmal mit achtzehn gewesen.
    Die Frauen traten aus dem verrauchten Bus und Allie seufzte erleichtert, als ihr der Santa-Ana-Wind die Beine trocknete. Hinter ihr wurde ein Motorgrollen stärker. Sie drehte sich um und sah, wie ein großes Flugzeug zur Landung ansetzte: vier Motoren, ein Heckruder in Glockenform, ein durchsichtiges Cockpit, eine gläserne Blase darunter und noch eine dahinter. Ja, das war eine B-17. Sie lächelte stolz, weil sie einen Flugzeugtyp bestimmen konnte, und weil sie einen Mann kannte, der dieses gewaltige Ding fliegen konnte – einen Mann, der wundervolle Briefe schrieb.
    „Na komm, Miss Allegra“, sagte Cressie. „Nicht stehen bleiben.“
    Allies Blick folgte der

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