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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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aus jedem seiner Briefe etwas vorzulesen.
    „Es ist von Walt. Er schreibt, seine Einheit werde bald nach Übersee verlegt. Er weiß zwar, wohin, darf es aber nicht sagen. Da sie in Massachusetts stationiert sind, geht es bestimmt nach Osten. Sie haben neue Flugzeuge gekriegt, schreibt er. Hm. Schon wieder? Ich dachte, sie hätten letzten Monat erst neue Flugzeuge bekommen. Oh, und als Pilot darf er den Namen aussuchen – Fort Flossie “, las sie vor und musste lachten.
    „ Fort Flossie ?“, fragte Baxter ungläubig.
    Allie erzählte vom Diebstahl und ihrem Fund von Fortners Flossie, aber die Geschichte klang viel gewöhnlicher, als sie es in ihrer Erinnerung war. Vor ihrem inneren Auge sah sie Details, die sie lieber nicht erzählte. Details, die eine verräterische Röte auf ihre Wangen brachten.
    Sie las weiter.
    Baxters Grundstück hört sich gut an, genauso wie das Haus. Erinnerst Du Dich, wie mein Vater Dir erklärte, dass er die Riverview Community Church so bauen ließ, wie meine Mom sie mag, weil er sie so liebt? Wenn Dir ein Mann etwas baut, brauchst Du nie an seiner Liebe zu zweifeln.
    Mit trockenem Mund dachte Allie über den kleinen Abschnitt nach, den sie laut vorlesen sollte. Aber Walt hatte unrecht. Baxter baute aus Stolz, nicht aus Liebe.
    Jetzt zu dem Modell. Ich habe so ähnliche an meine Familie und Freunde geschickt, damit sie an mich denken. Und weil Du schon ein kleines Flossie-Modell hast, dachte ich, solltest Du auch Fort Flossie haben. Die künstlerische Gestaltung auf dem großen Flugzeug und dem Modell hat mein Flugingenieur J.P. Sanchez übernommen. Er ist ziemlich gut, oder?
    Allie wühlte im Zeitungspapier. „Es ist ein Modell seines Flugzeugs. Er schnitzt.“ Und wie gut er war! Allie atmete scharf ein. Das Modell maß von Flügelspitze zu Flügelspitze fast einen halben Arm. Es war überaus detailreich gearbeitet – sogar die Räder und Propeller drehten sich. Die Oberseite war in Tarnfarbe gehalten, der Flugzeugboden war grau angemalt und auf jeder Seite prangte ein weißer Stern auf blauem Grund. Der Bug war mit einem Porträt von Flossie mit Fliegerhelm und Fliegerjacke verziert, die mit einem Huf salutierte.
    Allie blickte in die Runde und erwartete Unverständnis oder Ablehnung wegen eines so persönlichen und zeitaufwendigen Geschenks, aber alle waren begeistert. Noch an diesem Abend würde sie Walt davon schreiben und ihm auch von ihrer neuen Aufgabe beim Roten Kreuz erzählen.
    Sie brachte das Flugzeugmodell in ihr Zimmer und stellte es neben der hölzernen Kuh auf den Schreibtisch. Den Brief faltete sie sorgfältig und legte ihn zu den anderen in die Schublade.
    Walt hatte Mr Galloway gesagt, er habe Allies Adresse verloren? Nach dem, was sie verzapft hatte, war sie wohl eher im Müll gelandet. Betty hatte er nicht danach fragen können – das war ihm vermutlich zu peinlich gewesen. Deswegen durfte sie auch nichts von ihrem Briefwechsel wissen. Und trotzdem hatte er nach ihr gesucht. Nur für ihre Freundschaft hatte er so viel Zeit aufgewandt und seinen Stolz überwunden.
    Allie fuhr mit den Fingern über das Holzflugzeug und hielt beim Cockpit inne.
    „Wenn Dir ein Mann etwas baut, brauchst Du nie an seiner Liebe zu zweifeln?“ Sie musste aufpassen, dass sie nicht zu viel in diesen Satz hineinlas.

Kapitel 17
    Gander, Neufundland
    6. September 1942
    „Sechzig Meilen pro Stunde ... siebzig“, rief Cracker Huntington.
    Walt nickte und schob den Gashebel langsam weiter nach vorn.
    „Achtzig ... neunzig.“
    Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie mussten starten. Walt runzelte die Stirn. Flossie fühlte sich viel schwerfälliger an, als sie nach dem errechneten Gewicht eigentlich sein sollte: Neun Crewmitglieder, ein Mechaniker als Passagier, das Gepäck und der 3.000-Liter-Zusatztank im Bombenschacht, der sie die zweitausendeinhundert Meilen über den Atlantik bringen sollte.
    „Einhundert ... Hundertzehn.“
    Überziehgeschwindigkeit. Eigentlich genug für den Start, aber Walt wollte noch mehr. J.P. Sanchez kauerte zwischen den Sitzen der beiden Piloten und beobachtete wie immer die Instrumente, während Walt auf die Startbahn sah.
    „Hundertfünfzehn ... zwanzig.“ In der Luft hingen Fragezeichen. Die Startgeschwindigkeit war eigentlich bei einhundertfünfzehn.
    Walt schüttelte den Kopf. Das Flugzeug rumpelte die Startbahn hinab, die Bäume in der Dämmerung kamen immer näher. Ein bisschen mehr noch.
    „Hundertfünfundzwanzig“, sagte Cracker mit angespannter

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