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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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kommen.“
    „Mir würde ja eine Meerjungfrau besser gefallen.“
    „Hey! Du bist verheiratet.“
    Frank legte den Kopf schief. „Wo wir schon von halbnackten Frauen sprechen, ich muss noch etwas für meine Eileen besorgen.“
    Walt lachte und bog nach rechts in die Wer-weiß-das-schon-Straße. Als 1940 die Angst vor einer deutschen Invasion umgegangen war, hatten die Briten ihre Straßenschilder abgenommen, um deutsche Fallschirmspringer zu verwirren. Und nun waren es die Amerikaner, die umherirrten. Die Straßen in Bedford waren wie die Speichen eines Rades angeordnet, nicht wie in Antioch wie ein Raster. Walt und Frank gingen am Swan Hotel vorbei und bestaunten die weiße Kirchturmspitze der St. Paul’s Cathedral. Ein Bau aus dem vierzehnten Jahrhundert – Walt traute seinen Augen kaum.
    Frank bog links ab. „Diese Straße sieht gut aus. Jede Menge Läden.“
    „Aber nicht viel drin.“ Walt spähte durch die Schaufenster auf die leeren Regale. Auf der anderen Straßenseite standen Frauen und alte Männer in einer Schlange vor einem Geschäft, das „Marks & Spencer“ hieß. Musste ein Lebensmittelgeschäft sein. Man konnte den Menschen die strenge Rationierung ansehen: Sie waren allesamt dünn und blass. Ein paar vom 306. Geschwader stolzierten um die Schlange herum und flirteten nach Yankee-Art Kaugummi kauend mit den hübschesten Mädchen.
    „Versuchen wir es hier.“ Frank deutete mit dem Kopf auf einen Juwelier und trat seine Zigarette auf dem Gehweg aus. „Kann’s kaum erwarten, was passiert, wenn ein Ire einem Briten Geld unter die Nase hält.“
    Walt blieb einen Moment stehen, um sich an das schummrige Licht im Laden zu gewöhnen. Hinter der Vitrine stand ein Mann mit flaumigen grauen Haaren und einer abgewetzten Tweedjacke. „Was kann ich für die Herren tun?“
    Frank stützte sich mit einem Ellenbogen auf die Vitrine und zog mit der anderen Hand seine Brieftasche heraus. „Ich suche ein’ hübschn Klunker für den Hals meiner Frau“, sagte er in gespieltem irischem Akzent.
    Walt lächelte vor sich hin und inspizierte eine Reihe von goldenen Kreuzen. Das eine fiel ihm sofort ins Auge. Vier langstielige Blumen formten die Arme des Kreuzes. „Verzeihung. Wie heißen diese Blumen? Die auf dem Kreuz hier?“
    Der Juwelier warf einen Blick in die Vitrine und rümpfte kurz die Nase. „Das sind Lilien, Sir.“
    „Ach ja. Wie zu Ostern.“ Kaum in England, kam er sich vor wie ein ungebildeter Tölpel. Lilien – die kannte er doch. Warum erinnerten sie ihn an Allie? Ach, richtig. Einmal hatte sie ein Kleid mit einer großen Lilie an der Seite getragen. Hatte ihr wirklich gut gestanden. Und das Kreuz würde es auch.
    „Kleines Geschenk für die Freundin?“
    Walt sah auf. „Hi, J.P. Hab dich gar nicht reinkommen gehört.“
    „Ah, Sergeant Sanchez“, sagte Frank. „Beim Carrauntoohill, schön ist ’ s, dich zu sehn.“
    Franks Dialekt zog Furchen durch J.P.s Stirn. Walt musste ein Lachen unterdrücken.
    Mit strahlenden Augen wandte sich Frank wieder dem Juwelier zu. „Sie wern sich gewiss freun so viele junge Amerikaner zu sehn, was? Keine Angst. Wir boxn euch ausm Krieg genauso wie das letzte Mal.“ Frank verstieß gegen jede Regel, die im Soldatenhandbuch über den Umgang mit den Briten stand, und es machte ihm offensichtlich Spaß.
    „Er meint es nicht so“, sagte Walt. „Wir wissen, dass die Briten sehr gut für sich selbst sorgen können. Wir wollen nur ein bisschen mitmischen.“
    Der Juwelier richtete sich auf. „Möchten die Herren etwas Bestimmtes sehen?“
    Frank nestelte an einer Kette herum. „Mein Frau und ich hättn gewiss Gefalln an diesem Saphir.“
    „Für mich nichts“, sagte Walt.
    „Und was ist mit deiner Freundin?“
    Walt warf J.P. einen Blick zu. Diese kleine Notlüge aufrechtzuerhalten war genauso aufwendig wie eine komplette Motorinspektion.
    „Bei alln Heiligen, Walter. Deine Allie hat doch bald Geburtstag, nichwahr?“
    „Nichwahr?“ Walt zog eine Augenbraue hoch, woraufhin Frank unschuldig mit den Achseln zuckte.
    Walt hatte keine Ahnung, wann Allies Geburtstag war. Und ihr Schmuck zu kaufen, stand ihm nicht zu. Aber er konnte die Augen einfach nicht von diesem Kreuz lassen. Soweit er sich erinnern konnte, hatte Allie keins getragen. Ihm würde bestimmt eine Ausrede einfallen, mit der er so ein Geschenk rechtfertigen konnte. „Ach ja, richtig. Gut, dann nehme ich dieses Kreuz.“
    Der Juwelier verpackte es in eine kleine Schachtel. Walts Bedenken

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