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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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fallen. „Lass los. Ich komme ja.“
    Ein Dutzend Männer standen um die Fliegende Festung herum, diskutierten lebhaft miteinander und zeigten immer wieder auf ihren Bug. Dieses Mal konnte Walt sich die Bemalung guten Gewissens ansehen, denn die Frau war bekleidet. Sie trug nun eine Fliegerjacke, die ihre Rückseite bedeckte und nur an der Schulter herabhing, wodurch die Perlen zu sehen waren.
    Er blinzelte verblüfft. Sah gar nicht übel aus.
    „Das hast du verzapft, Preach. Ich weiß es“, sagte Bob.
    „Nein. Ich bin kein Künstler.“
    „Er lügt“, rief jemand. „Ich habe gesehen, wie er schnitzt.“
    „Ja, technisches Zeug, Flugzeuge und so. Ich bin Ingenieur, kein Künstler.“ Aber er kannte jemanden, der Künstler war. Und Erfahrung mit dem Zeichnen von Fliegerjacken hatte.
    „Wisst ihr was?“, warf ein Soldat ein. „Ich finde, sie sieht besser aus als vorher. Noch verführerischer.“
    Er erntete Buhrufe.
    „Du spinnst doch.“
    „Seht ihr das denn nicht?“
    „Doch. Ich stimme Joe zu. So wird man ganz neugierig und will sehen, was sie hat.“
    „Aber wir konnten doch sehen, was sie hat.“
    Bob betrachtete mit zusammengekniffenen Augen sein Flugzeug. „Hey Leute, Joe hat vielleicht gar nicht so unrecht.“
    Jetzt, wo Walt nicht mehr verdächtigt wurde, überließ er die Männer ihrer Diskussion und stieg wieder aufs Fahrrad. Er radelte zu Flossies Stellplatz, der mitten auf dem Gelände von Whitwickgreens Farm lag. Dass ein Stützpunkt Seite an Seite mit Zivilisten, Vieh und Feldern existierte, hatte Walt auf amerikanischem Boden noch nie gesehen, aber die Briten brauchten ihr Ackerland genauso dringend wie Luftstützpunkte.
    Flossie sah tipptopp aus. Die Leute am Boden hatten sich mit der Reparatur wirklich Mühe gegeben. Jetzt, wo das schlechte Wetter nachgelassen hatte, war Walt drei Einsätze nacheinander geflogen. Am 7. November war das 306. Geschwader nach Brest aufgebrochen und hatte die U-Boot-Bunker dort ohne Schäden und Opfer auf ihrer Seite bombardiert – ein „Spaziergang“, wie die Männer sagten. Dann waren sie wieder über Lille geflogen und hatten eine B-17 verloren. Und am nächsten Tag hatte irgendein Idiot vom Bomberkommando die Schnapsidee gehabt, sie auf einer Flughöhe von nur siebentausendfünfhundert Fuß die U-Boot-Bunker von St. Nazaire bombardieren zu lassen. Die Flak hatte leichtes Spiel gehabt, und drei Flugzeuge waren vom Himmel gefallen.
    An diesem Abend hatten sich fast alle Männer volllaufen lassen.
    Fort Flossie hatte nur minimale Schäden erlitten. Die Crew war sich sicher, dass die Kuh auf dem Bug und der vor jedem Einsatz verlesene Bibelvers ihnen Glück brachten. Walt gefiel es nicht, dass seine Männer so abergläubisch waren und auf Rituale vertrauten, aber immerhin funktionierte die Crew jetzt als eine Einheit. Cracker war ihm im Cockpit noch immer keine Hilfe, aber er war längst nicht mehr so beliebt bei den Männern und schlau genug, sich zurückzuhalten.
    Als Walt näher an das Flugzeug herankam, sah er, dass J.P. Sanchez auf einem Gerüst stand und die Flicken der Reparaturcrew übermalte. Pete Wisniewski, der rechte Seitenschütze, winkte Walt zu. Nachdem der erste Einsatz gezeigt hatte, dass ein Seitenschütze nicht ausreichte, war Personal aus anderen Bereichen des Stützpunkts als neue Schützen rekrutiert worden. Pete, ein großer blonder Kerl, war eigentlich als Sanitäter nach Thurleigh gekommen.
    Walt stellte beide Füße auf den Boden und stützte sich auf den Lenker. „Bei der Crew der Pearl gibt es einen kleinen Aufstand.“
    „Ach, tatsächlich?“ J.P. malte den Vers unter der Kuh schwarz aus: „HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue.“
    „Da hat wohl jemand der Blondine eine Fliegerjacke angezogen“, stellte Walt fest.
    „Verschandelung von Regierungseigentum? Sí, sí, señor . Und wieder ist der Mexikaner schuld.“
    Walt lachte in sich hinein. „Ich würde ja sagen, das ist Aufwertung von Regierungseigentum.“
    „Du weißt doch, der König kommt. Soll er auf nackte Frauen gucken?“
    Pete nickte. „Die Arme. Bei zwanzigtausend Fuß wachsen mir Eiszapfen an den Augenbrauen.“
    „Deswegen haben wir ja Leder und Schafsfell an“, sagte Walt lachend. „Aber die arme Pearl ...“
    J.P. zuckte mit den Achseln und tauchte den Pinsel in die Farbe. „Sie sah eben aus, als würde sie frieren.“
    * * *
    „Sieh dir das an. Eleanor Roosevelt hat uns wärmere Socken und

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