Der Klang des Herzens
das habe ich nicht ganz verstanden.« Isabel stand in der Küche und schaute zu dem Mann auf, mit dem ihr Sohn nach Hause gekommen war. Thierrys Hände waren ganz grün, und auf seinem Sweatshirt klebten Rindenstücke. Sie wiederholte, was er gerade gesagt hatte. »Sie möchten, dass mein Sohn zu Ihnen nach Hause kommt, um sich irgendwelche Welpen anzuschauen?«
»Meine Hündin hat letzte Woche Junge gekriegt. Thierry würde sie sich gerne ansehen.« Er sprach es wie »Terry« aus.
»Ihre Welpen.«
Als Byron hörte, wie sie das sagte, verdüsterte sich seine Miene. »Meine Schwester und ihre Tochter werden auch da sein«, sagte er steif.
Isabel errötete. »Ich wollte nicht …«
»Der Junge ist mir zur Hand gegangen. Ich dachte, vielleicht würde er ja gerne meine Nichte und die Hündchen kennenlernen.« Seine Stimme klang rau und abweisend.
»He, Byron. Schon fertig?« Matt tauchte hinter ihr auf, und Isabel zuckte zusammen. Er gehörte zu den Männern, die eine übergroße Präsenz besaßen.
Byrons Kiefermuskeln traten hervor. »Ich hab etwa vierzig Triebe entfernt, hauptsächlich Esche. Aber ich möchte, dass du’s dir erst mal anschaust, bevor ich weitermache.« Er wies auf seine Hündin, die aus der Küche lief. »Ich sagte gerade zu Mrs Delancey, dass ich nichts dagegen habe, wenn sich ihr Sohn unsere Welpen anschaut. Aber das sollten wir vielleicht doch lieber lassen.«
Sie konnte sehen, wie zornig er war. Sie hatten während der beiden Tage, in denen er im Haus beschäftigt gewesen war, kaum ein Wort gewechselt. Er hatte ihr grüßend zugenickt, und sie hatte sich nicht getraut, den Vorfall mit dem Gewehr noch einmal zu erwähnen.
Thierry schaute seine Mutter flehentlich an.
»Na gut, ich hab nichts dagegen«, sagte sie unsicher und trat beiseite, um Matt in die Küche zu lassen.
»Bei Byron geschieht Ihrem Jungen nichts. Welpen anschauen heißt in der Stadt was anderes.« Er stieß ein bellendes Lachen aus. »Pass lieber auf, wie du dich in Zukunft ausdrückst, Byron.«
»Ich habe nie auch nur einen Augenblick …« Sie fuhr sich mit der Hand an die Kehle. »Byron, ich wollte damit nicht sagen, dass …«
»Das macht nichts«, wies Byron sie ab und wandte sich mit gesenktem Kopf zum Gehen. »Lassen wir das mit den Welpen für den Moment. Ich muss jetzt gehen. Bis morgen, Matt.«
Thierry zerrte am Ärmel seiner Mutter, aber Byron war schon fort. Der Junge starrte auf die Stelle, wo der Mann soeben noch gestanden hatte, dann schoss er seiner Mutter einen wütend-enttäuschten Blick zu und rannte davon. Sie hörte seine Schritte bis hinauf zur Tür, die er laut zuknallte.
»Sie sollten nicht auf das hören, was die Leute über Byron reden«, sagte Matt mit blitzenden Augen. »Er ist ein guter Kerl.«
Isabel wusste nicht, was sie davon halten sollte, hatte aber keine Zeit, weiter über diesen rätselhaften Satz nachzudenken. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte sie die Treppe hinauf und aus dem Haus. Byron hatte den Garten bereits zur Hälfte durchquert. »Byron!«, rief sie. Als er nicht reagierte, schrie sie: »So warten Sie doch! Bitte!«
Außer Atem holte sie ihn schließlich ein. »Es tut mir so
leid«, sagte sie, und ihre Absätze sanken tief in die lehmige Erde. »Ganz ehrlich. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
Er wirkte eher resigniert als zornig. »Bitte, lassen Sie Thierry mitkommen.« Sie ließ die Arme an den Seiten herabhängen. »Er hat eine schwere Zeit hinter sich … Er redet nicht viel. Eigentlich gar nicht. Aber ich weiß, wie sehr es ihn freuen würde, sich Ihre Hunde ansehen zu dürfen.«
Byrons Terrier hatte bereits den Rand des Gartens erreicht und wartete dort erwartungsvoll auf ihn.
»Ich hole ihn«, sagte sie, sein Schweigen als Einwilligung auffassend. »Wenn Sie nur fünf Minuten warten. Ich bin sicher, ich finde ihn. Er kann eigentlich nur an ein paar bestimmten Orten sein.«
»Nicht nötig.« Byron wies mit einer Kopfbewegung zur Gartenhecke, hinter der man einen blauen Pulli erkennen konnte. »Er wäre mir sowieso nach Hause gefolgt.«
Laura McCarthy strich die sechste Testfarbe an die Schlafzimmerwand und trat zurück. Immer noch nichts. Egal, welche Farbmischung, welchen Farbton sie auch versuchte, irgendwie stimmte es nicht. Auch die Stoffproben für die neuen Vorhänge, die sie aus der Stadt mitgebracht hatte, passten nicht. Keine ihrer klassischen Kombinationen wollte funktionieren. Sie hatte sich entschlossen, ihr gemeinsames Schlafzimmer ein
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