Der Klang des Herzens
davon.
»Ich habe sie immer geschützt«, erklärte sie errötend, »hab nie viel damit gemacht, außer Geige zu spielen.«
»Makellos. Ma-kel-los«, schwärmte er. »Wie … wie …« Er schaute Byron an, »wie bei einer Marmorstatue, was meinst du?«
Byron brummte etwas Zustimmendes, aber Isabel kam sich lächerlich vor. Matt trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Nicht alle auf einmal aufessen«, befahl er scherzend, bevor er ging.
Isabel schaute verzweifelt auf ihr dünn gewordenes Scheckbuch und auf die zerknüllte Papiertüte daneben. Nicht einmal das beste Croissant hätte sie heute aufheitern können. Die Bankauszüge verkündeten eine unwiderrufliche Wahrheit. Sie schob sie zu einem Stapel zusammen. Durchs Fenster sah sie, wie Matt draußen seine Männer dirigierte, die mit dem Bagger die Vorbereitungen dafür trafen, ein zweites Zuleitungsrohr zu verlegen.
Das muss aufhören, sagte sie sich. Egal, in welchem Zustand das Haus ist, es ist fast kein Geld mehr übrig.
Isabel überquerte den Rasen. Sie trug einen weiten Rock und einen lose sitzenden Wollpulli. Das Haar fiel ihr offen über die Schultern. Der steife Wind wehte es ihr immer wieder ins Gesicht. Matt ging zum Bagger und verstaute rasch Svens Pläne.
»Ich bringe Ihnen eine Tasse Tee, Ihnen beiden«, verkündete sie, zwei große Tassen in der Hand.
Matt grinste Byron zu. »Mrs D weiß wenigstens, wie man sich um jemanden kümmert, was? Im Gegensatz zu manch anderen.«
»Danke.«
Er beobachtete, wie Byron eine Tasse entgegennahm. Seine Hände waren mit Erde verkrustet.
»Wir haben gerade darüber geredet, dass es dort hinten einen Küchengarten gab, bevor die Mauer einstürzte.« Matt deutete auf einen Gartenbereich, der an zwei Seiten von einer krümeligen Backsteinmauer umgeben war. Er sehe ihn noch vor sich, sagte er: Spalierobst, Äpfel mit so klingenden Namen wie Gascoyne’s Scarlet , D’Arcy Spice und Enneth’s Early .
»Ein paar stehen noch. Ich denke, Sie werden im Herbst eine hübsche Ernte einfahren.« Falls du dann noch da bist , schoss ihm plötzlich durch den Kopf.
Byron ließ seine Tasse sinken. »Hinten sind ein paar alte Beete. Dort haben sie früher Gemüse angebaut. Thierry könnte vielleicht Spaß dran haben, etwas auszusäen. Meine Nichte liebt es, selbst etwas zu pflanzen.«
Das war so ziemlich die längste Rede, die Matt ungefragt aus Byrons Mund gehört hatte.
»Wenn Sie wollen, dann zeig’ ich’s ihm«, erbot er sich. »Wicken zum Beispiel sind total unkompliziert.«
»Ja, ich glaube, das würde ihn freuen«, sagte Isabel und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Danke.«
Byron trat verlegen ein paar Schritte vor. An seinen Stiefeln klebten Erdbrocken. »Ich wollte mich auch wegen der Sache mit der Ratte entschuldigen. Ich hab das Gewehr in den Speicher gebracht; da kommt niemand dran.«
»Danke«, wiederholte sie.
»Glaub nicht, dass sich noch mal eine Ratte blicken lässt.«
»Das kannst du nicht wissen«, fuhr Matt dazwischen.
»Doch, das kann ich«, entgegnete Byron fest. Sein Blick war auf eine Stelle dicht vor Matts Füßen gerichtet. »Ich kann mit Sicherheit sagen, dass es nur ein einmaliger Vorfall war.«
»Also … da bin ich aber erleichtert«, gestand Isabel zögernd. »Ich habe Albträume gehabt wegen dieser Ratte. Konnte nächtelang kaum schlafen. Also, eigentlich …«, sagte sie nun zu Matt, »könnte ich kurz mit Ihnen sprechen? Es geht um die Bauarbeiten.«
Byron machte sich wortlos am Bagger zu schaffen.
Isabel öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Schließlich hob sie den Kopf und schaute mit einem beinahe entschuldigenden, gleichzeitig jedoch trotzigen Ausdruck zu
Matt auf. Ihre Haare hatte sie mit einer Hand zusammengefasst und hielt sie sich aus dem Gesicht. »Wir müssen Schluss machen.«
Matt hob eine Augenbraue.
»Mit der ganzen Renovierung«, erklärte sie. »Sie haben bis jetzt wunderbare Arbeit geleistet, aber mehr geht nicht. Jedenfalls nicht im Moment.«
»Sie können nicht einfach aufhören«, widersprach er. »Wir haben alle möglichen Arbeiten angefangen. Die können wir nicht halb fertig liegen lassen.«
»Nun, das muss aber leider sein. Ich bin die Zahlen durchgegangen und zu dem Schluss gekommen, dass es im Moment nicht viel Sinn für uns, für mich, macht fortzufahren. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Matt, ehrlich, aber ich muss tun, was vernünftig ist.« Sie war während dieser kleinen Rede ganz rot geworden.
»Aber jetzt
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