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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Blick darauf und zog die Augenbrauen hoch.

    »Habt ihr einen schönen Tag gehabt, Kinder?«, fragte Isabel.
    Thierry zuckte mit den Schultern, Kitty kramte in ihrer Schultasche.
    »Kitty? Wie war dein Tag?«
    »Na, wie wohl?«, erwiderte sie unfreundlich.
    Isabel runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Kittys spitzes kleines Gesicht fuhr zornentbrannt zu ihr herum. »Das soll heißen: Ich hocke in einer Schule, an der ich keine Freunde habe, in einem Haus, das ich hasse, in einer Gegend, die ich nicht kenne. Wie soll mein Tag da wohl sein? Beschissen natürlich!«
    Isabel hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube versetzt. So hatte Kitty noch nie mit ihr geredet.
    »Was ist denn?«, fragte sie erschrocken. »Kitty, was ist bloß in dich gefahren?«
    Kitty schnaubte verächtlich. »Tu bloß nicht so, als ob du das nicht wüsstest!«
    »Aber ich weiß es doch nicht!«, rief Isabel mit wachsender Verzweiflung. Nicht auch das noch, nicht ausgerechnet heute. Das war einfach zu viel.
    »Lügnerin!«
    Isabel riss einen Stuhl zurück und ließ sich ihrer Tochter gegenüber nieder. Thierrys dunkle Augen waren ganz groß geworden. Erschrocken zuckten sie zwischen ihr und seiner Schwester hin und her, den Mund hatte er fest zugepresst.
    »Kitty, bitte sag mir doch, worüber du so wütend bist. Wenn ich es nicht weiß, kann ich doch nichts machen!«
    »Du!«, stieß Kitty hasserfüllt hervor, »du und dein Gerede! Du liebst uns doch gar nicht! Selbst jetzt, wo Dad tot ist, spielen wir nur die zweite Geige! Ha!« Sie schnaubte. »Die zweite Geige! Kapierst du? Dein Instrument ist dir immer noch wichtiger als wir!«

    »Wie kannst du bloß so was sagen! Ich habe für euch meine Karriere aufgegeben. Ich bin immer da, morgens, wenn ihr zur Schule geht, nachmittags, wenn ihr zurückkommt. Ich bin immer da! Ich hab nicht mehr gearbeitet, seit wir hierhergezogen sind.«
    »Darum geht’s doch gar nicht!«
    »Doch, genau darum geht’s! Du und Thierry, ihr seid das Allerwichtigste in meinem Leben.«
    Du ahnst ja nicht, wie viel es mich kostet, hier zu hocken, meine Karriere für euch geopfert zu haben, hätte sie am liebsten gesagt, doch diese Last wollte sie ihrer Tochter nicht aufbürden.
    »Ich weiß es!«, brüllte Kitty. »Ich weiß das mit Mr Cartwright. Ich weiß, dass du deine Guarneri hättest verkaufen können. Dass wir gar nicht hätten wegziehen müssen!«
    Isabel erbleichte. Das hatte sie in der ganzen Aufregung um das Spanische Haus fast vergessen.
    »Du hast uns angelogen! Du hast zu mir gesagt, wir können es uns nicht leisten, weiter in London wohnen zu bleiben, in unserem geliebten Zuhause, wo alle unsere Freunde sind und auch Mary. Du hast gesagt, wir müssen hierherziehen – dabei hättest du die ganze Zeit die Möglichkeit gehabt, deine Geige zu verkaufen, und wir hätten zu Hause bleiben können! Du hast gelogen!« Sie holte tief Luft und versetzte ihrer Mutter dann den Todesstoß. »Dad hätte uns nie angelogen!«
    Thierry stieß seinen Stuhl zurück und rannte davon.
    »Thierry – Kitty – ich weiß nicht mal, ob … Wenn ich …«
    »Ach, hör doch auf! Ich hab gehört, was Mr Cartwright gesagt hat!«
    »Aber ich …«
    »Das hier ist doch gar kein neues Zuhause für dich! Das war es nie! Du wolltest doch bloß deine Scheißgeige behalten!«
    »Kitty, das ist …«

    »Ach, lass mich doch in Ruhe!«
    Kitty schleuderte ihre Schultasche auf den Tisch und stürmte, sich mit dem Ärmel das Gesicht abwischend, davon. Isabel wollte ihren Kindern nachlaufen, wollte alles erklären, sah aber ein, dass es keinen Zweck gehabt hätte. Denn Kitty hatte recht. Und es gab wenig, was sie zu ihrer eigenen Verteidigung hätte sagen können.
    Beim Abendessen herrschte gedrückte Stimmung. Thierry sagte nichts, ließ sich aber immerhin dazu überreden, eine Portion Makkaroni mit Käse zu essen. Den Apfel als Nachspeise lehnte er allerdings ab und verschwand danach sofort in seinem Zimmer. Kitty hielt die ganze Zeit den Kopf gesenkt und beantwortete Isabels Fragen nur einsilbig.
    »Es tut mir leid«, sagte Isabel, »ehrlich, Kitty. Es tut mir so leid. Aber du musst wissen, dass mir nichts auf der Welt wichtiger ist als du und dein Bruder.«
    »Sagst du.« Kitty schob ihren Teller von sich.
    Sie und Thierry gingen widerstandslos zu Bett, was an sich schon beunruhigend war. Isabel blieb allein im Wohnzimmer zurück, im flackernden Licht und dem Wind, der um die Hausecken pfiff.
    Sie legte Holz

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