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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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schaute ihn an. Seine intensiven blauen Augen durchbohrten sie geradezu, aber diesmal fehlte dieser typische, wissende Ausdruck darin. Er legte eine Hand auf ihre Schulter.
    Isabel wurde von so etwas wie einem Schlag durchzuckt, aber er hatte bereits die Wagentür aufgemacht und stieg aus. Durch den strömenden Regen ging er zu seinem Auto. Isabels Hand hatte sich unwillkürlich auf die Stelle gelegt, die zuvor von der seinen erwärmt worden war.
     
    Es gab nichts – nicht mal für jemanden, der zweimal so viel verdiente wie er. Nichts für einen Mann, der in der Gegend wohnen bleiben wollte, in der er aufgewachsen war. Byron saß in seinem Wagen, der Regen trommelte aufs Dach, und die Welpen im Kofferraum winselten und knurrten, während er die Mietangebote studierte. Es gab teure Villen, Dreizimmerwohnungen, Arbeiter-Cottages, in denen längst keine Arbeiter mehr wohnten. Aber nichts für einen Mann mit geringem Einkommen und so gut wie keinen Ersparnissen.
    Byron konnte seine derzeitige Lage kaum fassen. So etwas passierte einem selber nicht, das passierte anderen. Andererseits
war er vor ein paar Jahren in eine Lage geraten, die er sich auch nie hätte vorstellen können. Wie hieß dieses Sprichwort doch gleich? Wie bringt man Gott zum Lachen? – Indem man ihm erzählt, was man vorhat.
    Byron hatte nichts mehr vor, außer einem: ein Dach über dem Kopf zu finden. In seiner Verzweiflung hatte er sogar überlegt, die Welpen in ein Tierheim zu geben, um leichter eine Wohnung zu finden, aber sie waren so jung, dass dies bedeutet hätte, auch Meg zurücklassen zu müssen. Und auf Meg und Elsie konnte er einfach nicht verzichten. Sie waren im Grunde alles, was er noch hatte.
    Er hätte natürlich seine Schwester bitten können, für ein paar Wochen bei ihr auf dem Sofa schlafen zu dürfen, aber das erschien ihm unfair. Sie hatte gerade erst ein neues Leben angefangen, und sein Stolz verbot es ihm, diesen Neuanfang als richtige kleine Familie zu sabotieren. Er hatte Freunde im Dorf, aber keiner stand ihm so nahe, dass er ihn um so einen Gefallen hätte bitten wollen. Es gab, wie er entdeckt hatte, eine ganze Bevölkerungsgruppe, der es ähnlich ging wie ihm; niemand hätte sie als obdachlos bezeichnet. Nein, sie befanden sich in einer »Übergangsphase«, schliefen bei Freunden auf dem Sofa oder in einem vorübergehend freien Zimmer oder in einem Wohnwagen, angewiesen auf das Mitgefühl ihrer Mitmenschen. Er hätte vielleicht auch die zweihundert Meilen bis zur Küste fahren können, wo seine Eltern in einem kleinen Bungalow ihren Lebensabend verbrachten, aber was hätte ihm das geholfen? Er wäre arbeitslos gewesen. Außerdem hätte er mit seinen Hunden gar nicht in dieses Haus mit seinen makellosen Teppichböden und dem Nippes auf jeder freien Oberfläche gepasst. Und um Geld konnte er seine Eltern erst recht nicht bitten: Er wusste, wie bescheiden ihre Rente war.
    Nein, er hätte es gar nicht fertiggebracht, ihnen zu beichten, wie tief er gesunken war – sie ein zweites Mal zu enttäuschen.
Niemand bezeichnet sich gerne als obdachlos; er wollte nicht, dass andere ihn so sahen, wie die Welt ihn sehen würde. Byrons Gesicht erstarrte zu einer Maske der Verzweiflung. Er zerbrach sich den Kopf, bis die Dämmerung hereinbrach und die Hunde unruhig zu winseln begannen, weil sie rauswollten.
    Endlich ließ er den Wagen an und fuhr los.
    Die Dunkelheit war hereingebrochen, als er seinen alten Landrover schließlich auf der Lichtung beim Fasanengehege abstellte. Er hatte diesen Ort ausgewählt, weil er sich auf Matts Land befand; sein Wagen würde hier keinen Verdacht erregen. Es war schon beinahe zwanzig Uhr. Er lud die Welpen in eine Pappschachtel und machte sich dann, mit einer großen Tasche über der Schulter und den Hündinnen an seiner Seite, auf den Weg.
    Byron kannte sich hier so gut aus, dass seine Taschenlampe überflüssig war. Er durchstreifte diese Gegend seit Jahren, war hier aufgewachsen, kannte jeden Baum, jeden Strauch, jede hervorstehende Wurzel, jeden heruntergefallenen Ast und bewegte sich mit der Sicherheit einer Bergziege. Still durchstreifte er die tiefe Dunkelheit unter dem Laubdach der Bäume. In der Ferne schrie eine Eule, und er hörte den Todesschrei eines Kaninchens, das einem Jäger zum Opfer fiel, darüber hinaus jedoch nichts als das Rauschen des Regens und das leise Schmatzen seiner Schuhe in der lehmigen, feuchten Erde.
    Endlich sah er Licht. Zögernd blieb er am Rand des Feldes stehen,

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