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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Vermutung ein, dass er als kleiner Junge mit Sicherheit ebenfalls begeistert davon gewesen wäre, dieses Wunderwerk der Technik aus der Nähe bestaunen zu können, bevor er diesen Gedanken energisch beiseiteschob. Hier galt es erst einmal sicherzustellen, dass die edle Karosse vor etwaigen Schäden bewahrt blieb! Richard rang die Hände. Dieses irische Mädchen brachte ihn sogar noch an ihrem letzten Tag dazu, von einem Schweißausbruch in den nächsten zu verfallen.
    „Noch zwei, dann saßen alle mal drin“, erklärte ihm Norah, die sichtlich Spaß an der Neugier und dem Staunen der Kinder hatte und dabei völlig die Zeit vergaß.
    Die zwei letzten Jungen durften noch kurz im Wagen Platz nehmen, während der Instrumentenbauer den Motor ankurbelte, als gelte es möglichst schnell die Flucht zu ergreifen, und schließlich selbst hinter das Lenkrad stieg.
    Bevor er losfahren konnte, kletterte der kleine Blonde mit den abstehenden Haaren noch einmal auf den Tritt und flüsterte ihm zu: „Sie haben ein tolles Auto. Und eine tolle Frau.“
    Richard war dankbar, dass ihm der kleine Bursche seine Worte in breitem Dialekt zugeraunt hatte. So bestand die Hoffnung, dass Norah sie entweder nicht gehört oder nicht verstanden hatte. Er winkte dem Jungen mit der Hand, damit er sich von dem Automobil entfernte, was er auch sofort tat. Begleitet von der winkenden Jungenhorde rollte der Wagen die Straße hinab.

    Die ersten Sterne funkelten bereits vom nächtlichen Himmel herunter und tauchten den sorgfältig angelegten Garten in ein blasses Licht. Ein paar Fackeln waren entzündet worden und warfen unregelmäßige Schatten auf das frisch gemähte Gras und an die Hauswand.
    Die gemurmelten Gespräche der Gäste mischten sich mit dem Zirpen der Grillen in dieser lauen Juninacht, und Norah entspannte sich zusehends. Der Schreck über die Begegnung mit dem Fremden und ihr Sturz hatten sie mehr mitgenommen, als sie nach außen gezeigt hatte. Im Grunde war sie davon ausgegangen, der Mann habe sie aus Unachtsamkeit angerempelt. Immerhin waren diese rutschigen Wege und die schmalen, in die Felsen gebauten Holzstiege zu eng, als dass zwei Personen problemlos aneinander vorbeigehen konnten. Doch als Richard seine Vermutung geäußert hatte, der Mann könnte Ire gewesen sein, waren die Ängste, die sie nun zwei Wochen lang nicht mehr verspürt hatte, erneut wie eine kalte Welle über sie hinweggeschwappt.
    War sie etwa hier, im weit erntfernten Baden, gefunden worden? Norah schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand einen so weiten Weg auf sich nahm, nur um sie hier zu suchen. Das Ereignis in der Schlucht musste ein Missverständnis, ein Unfall gewesen sein, beruhigte sie sich selbst. Außerdem konnte sie die Geschehnisse der Vergangenheit ohnehin nicht mehr ändern. Sie straffte die Schultern und ging auf eine Gruppe Männer zu, die sich angeregt unterhielten.
    Norah begrüßte die Gäste ihres Onkels freundlich auf Deutsch, während Richard sich mit ihrem Großcousin, dessen Schwager und einigen anderen wichtig aussehenden Männern unterhielt. Ihr war bewusst, wie viel Richard das bedeutete, auch wenn sie seine Ambitionen, in diesen gehobenen Kreisen zu verkehren, nicht verstand. Aber die Menschen unterschieden sich in ihren Träumen und Zielen nun einmal ebenso wie in ihrem Aussehen und Charakter.
    Eine ältere Dame sprach Norah in unsicherem Englisch an, gab aber schnell auf und erkundigte sich bei den anderen Damen, wo denn der „freundliche und ausgesprochen höfliche Herr Martin“ sei.
    Norah drehte sich um und sah zu Richard hinüber. Er stand noch immer bei der diskutierenden Männergruppe und hörte ihrer Argumentation aufmerksam zu. Allerdings bildeten sich erneut diese ihr inzwischen so vertrauten Falten auf seiner Stirn, und er wirkte wieder ebenso angespannt und ernst, wie sie ihn vor zwei Wochen kennengelernt hatte. Traurig schüttelte sie den Kopf.
    Zwischenzeitlich war Richard auf sie aufmerksam geworden. Er sah sie an, und sie nutzte die Gelegenheit, indem sie ihn mit einer knappen Handbewegung herbeiwinkte. Dass er sich darüber ärgern würde, von ihr aus diesem offenbar wichtigen Gespräch mit den in seinen Augen noch wichtigeren Männern gerissen zu werden, war ihr durchaus bewusst. Aber pflichtbewusst, wie er nun einmal war, kam er unverzüglich zu ihr herüber. Er begrüßte die Damen mit seinem korrekten, höflichen Charme, woraufhin diese ihn mit Begeisterung und

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