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Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Der Klang des Pianos: Roman (German Edition)

Titel: Der Klang des Pianos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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entgegengebracht wurde. Ein geschäftliches Treffen mit Lord Pirrie hörte sich, was sein ambitioniertes Karrierevorhaben betraf, ausgesprochen vielversprechend an. Vielleicht konnte er in London endlich ein paar erstklassige Kontakte knüpfen oder gar die Fühler nach einer besseren Stellung ausstrecken. Eine lange nicht gespürte prickelnde Aufregung erfasste ihn und seine Stimmung hob sich augenblicklich. Er hoffte, dass ihm während der Zug- und Schifffahrt die Möglichkeit blieb, sich ein wenig eingehender über diesen englischen Lord zu informieren, damit er nicht ganz unvorbereitet war, wenn er ihm gegenüberstand.

Kapitel 9
    Im Londoner Stadtteil Belgravia angekommen bog die Daimler-Limousine in die Chesham Street ein und parkte vor einem weißen, quadratischen Gebäude mit einem Flachdach, wie es gerade groß in Mode war. Bewundernd betrachtete Richard die Hausfassade und fragte sich, ob er wohl eines Tages ein ähnlich schmuckes Gebäude sein Eigen nennen würde.
    Der Chauffeur in grauer Livree stieg aus und öffnete die Tür der Limousine. Richard folgte Herrn Bokisch durch den von acht dorischen Säulen getragenen Vorbau zu den weißen Stufen am Eingang des imposanten Gebäudes, wo ihnen bereits die Tür geöffnet wurde.
    Herr Bokisch überreichte einem Diener die aufwändig verpackte, etwas sperrige Kuckucksuhr, die er als Gastgeschenk mitgebracht hatte, bevor sie eintraten.
    Die Innenausstattung von Downshire House bestach durch ihre vornehme Eleganz und spiegelte den Reichtum und Einfluss der Familie Pirrie wider.
    Während Richard dem Bediensteten durch das Foyer folgte, überprüfte er noch einmal den Sitz seiner Krawatte und vergewisserte sich, dass der weiße, gestärkte Hemdkragen ordentlich über dem breiten Kragen seines Jacketts saß.
    Wenig später erreichten sie den Salon, und Richards Schuhe versanken förmlich in einem tiefen weinroten Orientteppich, auf dem dunkle und helle Ornamente ineinander verschlungen waren.
    In dem mit Stuck reichlich verzierten Raum hielten sich mehrere Damen und Herren auf, die in kleinen Gruppen beieinanderstanden und sich angeregt unterhielten. Der stämmige Lord William James Pirrie sah die Neuankömmlinge, entschuldigte sich bei seinen Gesprächspartnern und kam ihnen gemessenen Schrittes entgegen.
    „Die Herren Bokisch und Martin aus dem Deutschen Reich“, näselte der Diener und verbeugte sich tief, ehe er sich zurückzog.
    Lord Pirrie begrüßte seine soeben eingetroffenen Gäste und geleitete sie dann hinüber zu einer Gruppe angeregt diskutierender Männer, um sie vorzustellen. Unter ihnen befand sich ein überaus gut gekleideter Herr um die Vierzig namens Thomas Andrews, neben Richard der einzige bartlose Mann. Er war technischer Direktor bei Harland & Wolff und einer der Planer und Erbauer der Olympic und der Titanic. Seine Mutter, Eliza Andrews, war Lord Pirries Schwester. Sie war die Nächste, die Richard und Herrn Bokisch vorgestellt wurde, gefolgt von einer ganzen Reihe Damen jeglichen Alters. Richard gab sich redlich Mühe, alle Namen und die weitläufigen Verwandtschaftsverhältnisse im Kopf zu behalten, was sich allerdings als nicht ganz einfach erwies, da in den Adels- und Geldadelskreisen häufig auch Ehen innerhalb der weiteren Verwandtschaft geschlossen wurden.
    Schließlich wurden sie einer jungen Frau vorgestellt, bei deren Anblick sich Richards Bemühungen, sich alle Namen einzuprägen, sofort in Luft auflösten.
    Ihr Name war Miss Helena Andrews und sie wurde ihnen als eine weitläufige Verwandte der Familien Pirrie und Andrews vorgestellt.
    Richard hatte noch nie in seinem Leben eine so schöne Frau gesehen.
    Ihre glänzenden blonden Haare waren kunstvoll aufgesteckt und die mit bunten Steinen geschmückten Zierkämme bildeten einen reizvollen Kontrast zu ihrer hellen Haarfarbe. Helenas Gesicht war oval und schien vollkommen symmetrisch zu sein. Unter dichten, langen Wimpern blickten Richard ein blaues Augenpaar an, die ihn an einen wolkenlosen, strahlend schönen Sommerhimmel erinnerten. Ihre Haut war makellos und in dem vornehmen, modern geschnittenen Kleid aus Seide steckte zweifelsohne eine perfekt geformte weibliche Statur.
    „Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Mr Martin“, begrüßte sie ihn mit einer wohlklingenden, tiefen, aber dennoch sehr weiblichen Stimme.
    Richard zwang sich, seinen Blick von ihren Augen zu lösen, und hauchte den üblichen angedeuteten Kuss über ihren zarten und sehr schmalen Handrücken

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