Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
wird. Weil ich dich liebe. Ich kann dich nicht loslassen. Ich verzehre mich vor Liebe, wenn ich dich sehe, wenn ich dich berühre. Du bist meine größte Liebe, Caroline. Verstehst du das nicht? Ich will dich nicht verlieren. Ich kann ohne dich nicht leben.«
»Aber begreifst du denn nicht, dass ich immer daran denken werde, wenn du mich in den Armen hältst?«, erwiderte Caroline aufschluchzend.
»Du bist auch keine Unschuld, Caroline. Aber die Männer, mit denen du zusammen warst, sind deine Angelegenheit. Die Frauen im Übrigen auch.«
»V ersuch jetzt nicht, dich einfach so aus der Affäre zu ziehen. Du sollst es genauso schwer haben wie ich!«, fuhr sie ihn an, aber Raoul schwieg und schloss die Augen. Es kamen keine Widerworte, es wirkte, als hätten sie beide keine Kraft mehr.
Nach einer Weile schlug Raoul die Augen wieder auf und sagte: »Bist du fertig?«
»Und du?«
»Ich finde, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, unsere gemeinsame Zukunft zu diskutieren. Du bist aus dem Gleichgewicht, und was immer ich auch sage, verstehst du absichtlich falsch.«
»Sag, dass du Helena nicht mehr liebst.«
»Ich liebe Helena nicht.«
»Hast du sie je geliebt?«
»Eben noch warst du wütend, als ich sagte, dass sie mir nichts mehr bedeutet. Was soll ich denn jetzt antworten, damit du zufrieden bist? Ich kann nicht behaupten, dass sie mir gleichgültig ist, denn das wäre nicht wahr. Fordere bloß nicht, dass ich sie verabscheuen soll, nur damit du dich besser fühlst. Verschone Helena mit deiner Frustration. Sie ist unschuldig, und wir müssen gemeinsam einen Weg finden, wie wir uns ihr gegenüber verhalten sollen. Denn sie wird immer in unserer nahen Umgebung sein, nicht wahr?«
»Du liebst sie immer noch!«
»Nein, ich liebe Helena nicht. Hätte ich wirklich mit Helena zusammen sein wollen, dann hätte ich daraus kein Geheimnis gemacht.«
»Genau das habt ihr getan. Gelogen und betrogen.«
»Du, Caroline«, sagte er mit einer etwas herablassenden Miene. »Denk jetzt mal nach. Wer lügt und betrügt hier eigentlich? Wir zwei, nicht wahr? Wir beide haben Louise, Helena und Anna belogen, wir haben so getan, als sei nichts. Aber jetzt ist es an der Zeit, ehrlich zu sein. Jetzt will ich, dass wir zusammen nach oben gehen und ihnen allen erzählen, was Sache ist. Wir stehen Arm in Arm nebeneinander und sagen, dass wir ein Paar sind und zusammenziehen und Kinder bekommen wollen. Basta. Du brauchst vor nichts Angst zu haben. Ich stehe zu dir. Und Peder kann sein verdammtes Boot nehmen und sich verpissen.«
Er sah, wie sie in sich zusammensank und über seine Worte nachdachte. Er näherte sich ihr ein paar Schritte, strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wangen. Sie erwiderte seine Berührung nicht.
»Peder will, dass ich dich verlasse und sein Kind zur Welt bringe«, sagte sie.
Raoul ließ sie los und warf mit einer wütenden Grimasse den Kopf zurück. »Dieses Schwein!« Er fasste sich in den Nacken und rieb sich den Hals. »Hast du ihm erklärt, wie die Dinge liegen?«
»Louise war auch dabei.«
Sie sagte diese Worte mit kühler Stimme, als hätte sie alle Gefühlsreserven aufgebraucht. Raoul holte tief Luft, um seine Wut zu unterdrücken. Wenn er sie doch nur hätte umarmen dürfen, dann hätte er zu seiner Ruhe zurückgefunden. Er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten, dann beugte er sich vor, um ihr die Schläfen zu küssen. Fast unmerklich kam sie seinem Mund näher. Er ergriff ihre eine Hand und flocht seine Finger in ihre.
»Dann sieht es ja aus, als sei alles bereits publik«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Umso besser. Bravo, Caroline. Das war mutig, dass du dich dieser Unterredung ausgesetzt hast. Jetzt lassen wir alle diese unbehaglichen Dinge hinter uns und konzentrieren uns auf unsere Beziehung. Die Probleme der anderen sollen nichts zwischen uns zerstören. Ich werde jetzt mit Louise und Peder sprechen. Du hast genug abbekommen.«
Aber er sah ihr an, dass sie ihre Zweifel immer noch nicht ganz von sich weisen konnte.
»Caroline«, sagte er. »Ich liebe dich, und ich weiß, dass du mich liebst. Sonst wärst du auch nicht so entrüstet gewesen.«
»Natürlich liebe ich dich … «, schniefte sie und drückte ihr Gesicht an seines. Die Erleichterung darüber, dass sie sich endlich wieder zu ihrer Liebe bekannte, verringerte seine Besorgnis ein wenig. Gleichzeitig hatte ihn der Gefühlssturm, der zwischen ihnen getobt hatte, ziemlich ermüdet. Die ständig auftauchenden
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