Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
fort.
»Bislang nichts. Der Typ lag vollkommen durchnässt auf der Erde. Was Fußspuren angeht, sind offenbar alle aus dem Haus dort rumgestiefelt, sowohl vorher als auch nach Auffinden der Leiche. Der Regen hat die Sache auch nicht besser gemacht.«
Er reichte Ebba einen Computerausdruck.
»Und die Schuhe? Habt ihr den fehlenden linken Schuh gefunden?«
»An Land bislang nicht. Wahrscheinlich liegt er noch im Wasser. Wir tauchen morgen früh.« Er begegnete ihrer Rastlosigkeit mit kühler Sachlichkeit. Ebba las im Protokoll, wurde aber nach einer Weile von Kaj unterbrochen, als könne nicht einmal die Stille die Disharmonie zwischen ihnen dämpfen.
»W eitere Fragen?«
»Gleich … «
»Du willst vielleicht wissen, wer ihn gefunden hat?«
»Und du kannst kaum an dich halten, es mir zu erzählen … « Sie las weiter, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
»Die Leiche wurde von Kjell Nilsson gefunden. Er ist Tontechniker.«
»Befand sich Raoul Liebeskind möglicherweise einer Aufnahme wegen auf der Insel?«
»Ja. Dieser recht gelassene Kjell erzählte, das Streichquartett halte sich auf der Insel auf, um eine CD aufzunehmen. Da sich die Besitzerin der Insel, Louise Armstahl, an der Hand verletzt hat, ist dieser Liebeskind als Vertretung eingesprungen.«
Ebba nickte nachdenklich.
»W arum fährt man so weit raus, um eine CD aufzunehmen? Das würde ich gerne wissen«, fuhr Kaj fort.
»Ich werde alle Personen morgen vernehmen.«
»Du bist mir über deine Vorhaben keine Rechenschaft schuldig, Ebba.«
»V ergiss nicht, dass wir zusammenarbeiten«, erwiderte Ebba. »Ich erwarte deine Loyalität und dass ich ständig auf dem Laufenden gehalten werde.«
Kaj machte eine beschwichtigende Handbewegung und verdrehte die Augen. »Keine Panik. Sei nicht so empfindlich. Du wirst das schon schaffen.« Er sah Vendela aus den Augenwinkeln an und blinzelte ihr zu.
»Sollen wir uns den Fundort ansehen?«, fragte Vendela.
Kaj befand sich bereits auf Deck, als sich Ebba erhob. Im Vorbeigehen nahm sie Vendelas Arm.
»V ersuch nicht immer gleich, peinliche Situationen zu entschärfen, Vendela. Das bringt nichts.« Dann ließ sie Vendelas Arm los und setzte ihren Weg fort, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Vendela schluckte und folgte ihrer Chefin.
Kaj ging als Erster an Land und reichte dann Ebba die Hand. Sie beachtete ihn aber nicht weiter und kletterte ohne seine Hilfe auf den Steg. In dem schlechten Licht übersah sie eine Trosse und stolperte. Kaj sah Vendela belustigt an und deutete das Wort »Hoppla« mit dem Mund an. Vendela lächelte widerstrebend und nahm seine Hand, um sich an Land helfen zu lassen.
Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Von dem Steg führte ein langes Absperrband um Baumstämme und provisorische Pfosten herum bis in den Norden der Insel. Zusammen gingen sie den Abhang hoch.
»Hier lag das Opfer, als der Hubschrauber eintraf«, sagte Kaj und deutete auf ein erleuchtetes Gebiet, auf dem Kriminaltechniker in Schutzanzügen herumliefen. Ein Stückchen Wiese, auf dem das Gras recht hoch wuchs, war abgesperrt. »Es lässt einiges darauf schließen, dass er sich in einem Gebäude aufgehalten hatte, das Atelier genannt wird. Wir durchsuchen es gerade.«
Sie folgten der Absperrung, und nach einer Weile tauchte ein mit geteerten Brettern verkleidetes Holzhaus an einem kleinen Wäldchen auf. Ein starker Scheinwerfer erleuchtete das einzige Fenster. Das weiße Licht hob sich unnatürlich von der dunklen Umgebung ab. Vendela warf einen Blick nach rechts zum Hauptgebäude hinüber, in dem immer noch Licht brannte. Vermutlich schlafen sie heute Nacht nicht sonderlich gut, dachte sie. Sie war froh, das große Haus nicht betreten zu müssen. Die einer Quarantäne ähnelnde Isolierung wirkte makaber. Als seien sie alle von der Pest befallen. Und unter diesen Unglücks seligen befand sich vielleicht sogar ein Mörder.
Ebba streifte ein paar Gummihandschuhe über, bevor sie die Tür zum Atelier öffnete. In dem Haus waren zwei Kriminaltechniker damit beschäftigt, alles zu untersuchen.
»W ir brauchen hier ja nicht unnötig rumzustiefeln«, meinte sie und blieb auf der Schwelle stehen. »Habt ihr was von Interesse gefunden?«
»Einiges. Seinen Bordcase und seine Geige. Einige Frauenkleider. Eine Jacke, ein T-Shirt und ein Haarband mit ein paar dunklen Haaren. Wir lassen alles untersuchen«, meinte Kaj. »W ir haben den Eindruck, dass er heute Nacht hier schlafen wollte. Das Bett
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