Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
umgebracht, obwohl sie von dem Schwangerschaftsabbruch wusste.«
»W as Louise betrifft, stellt sich folgende Frage. Wie hat sie von Carolines Schwangerschaftsabbruch erfahren? Caroline hat selbst gesagt, dass sie nur Raoul davon erzählt hat. Helena weiß es mittlerweile auch«, meinte Vendela.
»Und Peder«, sagte Jakob.
Vendela nickte. »Raoul muss die Quelle gewesen sein. Raoul muss es Louise und Peder erzählt haben. Die Frage lautet, wann sie es erfahren haben und in welcher Reihenfolge.«
»Beide wollten das Kind. Jene Person, die wusste, dass Caroline einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich hatte, hatte ein weniger dringliches Motiv«, meinte Ebba.
»Falls einer von ihnen Raoul ermordet hat, kann es sich nur um reine Rache handeln.«
»W as ja auch ein sehr plausibles Motiv darstellt«, sagte Jakob.
»Irgendwie wirkt die Tat übereilt«, meinte Ebba. »Louise gehört sicher nicht zu den Menschen, die aus dem Affekt heraus handeln. Sie ist eine methodische Karrieristin. Was auch immer sie tut, führt zu konstruktiven Resultaten. Der Mord an Raoul könnte ihr nur die sehr kurzzeitige Befriedigung geliefert haben, das letzte Wort zu behalten. Ist sie wirklich bereit, dafür ihren Status zu opfern und eine Gefängnisstrafe und das damit verbundene Stigma zu riskieren?«
»Peder ist allerdings hitziger als seine Cousine«, sagte Vendela, »und ist mit dem Kahn irgendwie in die Sache verwickelt. Warum hast du den eigentlich beschlagnahmen lassen?«
Ebba verschränkte die Arme.
»Der Kahn an sich ist vollkommen uninteressant. Aber ich ließ ihn und die umliegende Fläche absperren, weil ich glaube, dass sich Peder und Raoul dort gestritten haben. Vielleicht ist Peder einer der Letzten, die Raoul vor seinem Tod getroffen haben. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber so könnte es zugegangen sein: Peder sieht, wie Helena ins Atelier geht, um Raoul zu treffen. Sie bleibt laut eigener Angabe eine Viertelstunde lang dort. Dann begibt sie sich wieder ins Haupthaus, und Raoul verlässt das Atelier kurz nach ihr. Wohin geht er da? Niemand hat berichtet, ihn im Haupthaus gesehen zu haben. Also blieb er wahrscheinlich im Freien. Möglicherweise entdeckt er Peder auf dem Steg, als dieser gerade den Kahn aus dem Wasser zieht. Aber warum vergisst er den Kahn im Wasser und holt nur die Ruder an Land? Vielleicht, weil er es plötzlich wahnsinnig eilig hat, wegzukommen.«
»Du meinst, es ist was vorgefallen und Peder ist deswegen Hals über Kopf geflüchtet?«
»Genau.«
»Beispielsweise, er hat ihn umgebracht?«
»Nicht unbedingt.« Ebba schüttelte den Kopf. »Irgendetwas ist vorgefallen. Fragt sich nur, was.«
Vendela ergriff wieder das Wort. »Ich habe mir überlegt, wie die Leiche ins Wasser geraten sein könnte. Zwei Dinge deuten auf eine gewisse Ungeübtheit hin. Will man eine Leiche beseitigen, dann muss man sie beschweren, damit sie wirklich in der Tiefe verschwindet. Zweitens darf man sie auch nicht gegen den Wind versenken. Dann treibt sie zu den Felsen zurück. Dort hat man sie dann ja auch eine Stunde später aufgefunden.«
»Falls der Mörder den Anschein erwecken wollte, es habe sich um einen Unfall gehandelt, konnte er oder sie den Toten nicht mit Steinen beschweren. Dann passt es auch, dass man die Leiche bei den Felsen gefunden hat. So wird die Schwäche des Plans zu einer Stärke«, meine Jakob.
»Die Leiche soll also entweder aus Stümperhaftigkeit oder aus kalter Berechnung ins Wasser geraten sein, findest du? Aber er war bereits tot, als er im Wasser landete«, meinte Vendela. »Er ist nicht ertrunken. Ein Obduktionsklassiker.«
»Aber ist das allen bewusst? In auswegloser Lage gibt es vielleicht nicht so viele Alternativen.«
Ebba hob die Hand. »Es hat andere Vorteile, eine Leiche ins Wasser zu werfen. Spuren und Fingerabdrücke verschwinden. Man wäscht die Sünden ab, nicht wahr? Wir wissen zwar, dass er an Dexofen gestorben ist, aber es gab vielleicht andere Indizien, die wir nie finden werden, weil sie weggespült worden sind.«
Sie richtete sich auf. »Und? Haben wir weitere Spuren?«
Jakob blies seine Wangen auf und blätterte in seinen Papieren. »Es fehlen alle sonst denkbaren Spuren, würde ich sagen. Da er im Wasser trieb, gibt es wie gesagt keine Fingerabdrücke. Die Körpersekrete der Kleider im Atelier sind noch nicht analysiert. Caroline hat eingeräumt, dass es sich um ihr Blut auf dem Laken handelt. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht noch weitere Personen
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