Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
geben kann, die Spuren hinterlassen haben. Dann haben wir die Spritzen. Die haben ebenfalls im Wasser gelegen. Die Schachtel des Dextropropoxifen haben wir nicht gefunden. Die kann irgendwo auf der Insel liegen oder vernichtet worden sein. Wir könnten wochenlang weitersuchen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie finden, ist gleich null. Kaj sagt, dass wir dafür auch nicht genug Leute haben.«
»Kaj ist nicht befugt, sich darüber zu äußern«, meinte Ebba träge.
Vendela beugte sich vor. »Diese Spritzen … wäre es vorstellbar, dass die Person, die Raoul ins Wasser geworfen hat, ihm auch die Spritzen verabreicht hat?«
»V ielleicht«, meinte Ebba. »Da die Leiche abgetrieben ist, lässt sich nicht mehr feststellen, wo genau sie ins Wasser geworfen wurde. Bei Svalskär gibt es viele Untiefen. Er könnte an etliche tangbewachsene Felsen gestoßen sein. Das legen die Flecken auf seiner Hose nahe. Welche Felsen das waren, lässt sich aber nicht feststellen, da eventuelle Stoffreste weggespült worden sind. Deswegen können wir nicht sagen, dass die Leiche an derselben Stelle gelegen hat wie die Spritzen. Was dagegen spricht, dass Spritzen und Leiche gleichzeitig ins Wasser geworfen wurden, ist der Umstand, dass die Spritzen nur vier Meter vom Ufer entfernt lagen.«
»So weit kann man werfen, selbst mit einer verletzten Hand«, meinte Jakob.
»Yes«, pflichtete ihm Ebba bei. Ihre Überlegungen brachten sie nicht weiter, und sie benötigte ein wenig Abgeschiedenheit, um neuen Sauerstoff in ihre Hirnwindungen zu bringen.
Vendela schien aber immer noch nicht lockerlassen zu wollen. »Ich muss sagen, dass mich Helenas letzte Aktion verwirrt. Welche Information erhofft sie sich von den Proben? Haben vielleicht noch weitere Medikamente zu seinem Tod geführt? Könnte es das sein?«
»Dann wäre es doch unklug, unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken«, meinte Jakob.
»Helena interessiert sich für die Proben … und sie kann wohl kaum im Labor einbrechen und sie stehlen«, meinte Ebba. »Aber du hast recht. Sie riskiert viel, indem sie unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Also sieht sie sich gezwungen, zu tun, was sie tut. Das ist sicher nicht leicht.«
Vendela schaute aus dem Fenster. »Aber wenn es um etwas ganz anderes geht? Ich weiß nicht, ob das vollkommen wahnsinnig ist, aber … lass es uns einfach mal als Gedankenspiel betrachten.«
»Raus mit der Sprache, ohne Umschweife«, seufzte Ebba und runzelte verärgert die Stirn.
»Okay, okay, folgendermaßen … « Sie dehnte die Worte, als würde sie sich die Gedanken zurechtlegen, während sie sie formulierte. »Es könnte eine andere Verbindung zwischen Caroline und Helena geben. Also rein hypothetisch … «
»Ich höre bereits, dass du es selbst nicht recht glaubst … «, fiel ihr Ebba ins Wort. Sie streckte die Hand aus und nahm die Ergebnisse der Spurensicherung, die ihr Jakob reichte, in Empfang. Zerstreut ging sie die Auflistung des Abfalls durch. Sie begann mit dem Küchenabfall: Brottüten, Kaffeepakete, Milchtüten, Weinflaschen, Kaffeefilter, Kartoffelschalen, Plastikverpackungen für Hühner und Braten, Muscheln, Käserinden …
»W ollt ihr es jetzt hören oder nicht?«, fauchte Vendela.
»So ist’s recht. So klingst du überzeugender. Erzähl weiter.« Ebba fuhr mit dem Badezimmerabfall fort: eine alte Alvedon-Verpackung, Hustensaft, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, Watte, ein verwendeter Damenrasierapparat, eine halb volle Flasche Salubrin, eine leere Verpackung Norlevo, eine leere Tube Xylocain, eine leere Flasche Shampoo, ein Tiegel Biotherm Antifaltencreme, zwei Pflasterverpackungen, eine verwendete Adrenalinspritze … »Aha, da ist ja die Spritze, die gegen den Allergieschock verwendet wurde. Ich warte immer noch, Vendela«, sagte Ebba und las weiter.
Vendela schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Manchmal machst du mich wahnsinnig.«
Ebba lächelte ihr spöttisch zu. Vendela fuhr fort: »Okay … Helena und Caroline. Habt ihr mal daran gedacht, wie ähnlich sie sich sind? Sie sind zwar Schwestern, aber trotzdem. Helena ist blond und Caroline ist dunkelhaarig, aber sie sind gleich groß und Augen- und Mundpartie sind sehr ähnlich. Sie sind beide energisch und stolz. Vor über zwanzig Jahren begann Helena eine Affäre mit Raoul. Wie alt ist Caroline? Etwas über zwanzig?«
»V ierundzwanzig«, warf Ebba ein.
»Damit kommen wir zu Raoul. Ist euch aufgefallen, dass auch Caroline und Raoul sich sehr ähnlich
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