Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
Vom Netzwerk:
doch nur um kaltblütige Manipulation.
    »Ich kann nicht mehr. Ich stehe kurz vor einem Zusammenbruch.« Helena brachte diese Worte nur mit Mühe und unter Tränen über die Lippen. »Sie ahnen nicht, wie schwer das für mich ist. Ich habe Raoul über zwanzig Jahre lang geliebt und darf nicht öffentlich um ihn trauern. Das tut so wahnsinnig weh. Ich bin so untröstlich und kann mich an niemanden mit meinem Schmerz wenden. Ich möchte nur noch schreien, aber ich darf nicht. Ich kann meinem Mann nicht in die Augen sehen, aber ich muss.«
    Wieder entstand eine Vertraulichkeit zwischen ihnen, als seien sie zwei Freundinnen, die sich unterhielten. War das wirklich nur gespielt? Um etwas zu verdecken, was nicht preisgegeben werden durfte? Sollte damit das schlechte Gewissen nach einer fürchterlichen Tat beruhigt werden? Wie konnte eine Person mit eiserner Selbstdisziplin plötzlich die Fassung verlieren? Lag es daran, dass die Wahrheit sie mit einem Mal eingeholt hatte? Konnte Helenas offensichtliche Trauer gespielt sein? Ebba hatte das Gefühl, dass ihr die Objektivität abhandenkam und in Mitleid überging. Sie musste sich zwingen, sachlich zu bleiben. Sie schluckte, holte tief Luft und stellte die nächste Frage: »W ie lange waren Sie im Atelier?«
    Helena wischte verlegen die Tränen weg und strengte sich an, sich zu sammeln.
    »V ielleicht eine Viertelstunde. Dann ging ich ins Haupthaus zurück. Kurz nach mir verließ Raoul das Atelier. Da war es bereits nach acht Uhr.«
    »T rennten Sie sich im Streit?«
    Ein kleines, diskretes Lächeln breitete sich auf Helenas tränenfeuchtem Gesicht aus. »Nein, überhaupt nicht. Wir trennten uns als Liebende. Liebende, die sich für ein Ende entschieden haben, nicht mit Bitterkeit und Vorwürfen, sondern in Freude über das, was man gemeinsam geschaffen hat.«
    Caroline und Helena gingen an Bord des Taxiboots, das sofort ablegte und auf den inneren Schärengürtel Stockholms zuhielt. Nicht gerade die billigste Art und Weise, nach Hause zu kommen, dachte Ebba, aber es war offenbar das Geld wert, um nicht noch weitere Stunden in Gesellschaft von Peder und Louise verbringen zu müssen.
    Ebba blieb auf dem Steg stehen und blickte ihnen nach. Dann drehte sie sich um und schaute zu dem verlassenen Haus hoch. Man hätte glauben können, es sei seit dem Sommer nicht mehr bewohnt worden. Die Atmosphäre auf Svalskär war starr und unbeweglich, kein Lüftchen rührte sich. Als hätte das Leben die Insel in den letzten Tagen verlassen. Vendela kletterte von dem Polizeiboot hinunter und stellte sich neben ihre Chefin.
    »Jakob sieht sich gerade mit Kaj die neuesten Ergebnisse an. Du bekommst nachher eine Liste. Sollen wir währenddessen einen Spaziergang machen und rekapitulieren?«
    Die ersten Minuten schwiegen sie. Die Feuchtigkeit des Grases benetzte ihre Hosenbeine und Schuhe, die Kälte drang bis ins Mark, obwohl sie warme Kleidung trugen. Die fröhliche, sonnige Stimmung, die die Insel sicherlich in den Sommermonaten einhüllte, ließ sich kaum mehr vorstellen. Es herrschte ein Unbehagen, das von der Kälte des Herbstes noch verstärkt wurde. Am Ende ihres Weges lag das Atelier. Das Absperrband hing müde am Treppengeländer. Ebba und Vendela krochen darunter hindurch und öffneten die Tür. Im Haus war es etwas wärmer. Sie blieben hinter der Tür stehen, die sie des Lichtes wegen nicht schlossen.
    Nachdem sie sich rasch umgesehen hatten, verließen sie wieder das Haus und kletterten die Felsen hinunter zu dem Platz, an dem Raouls Leiche am Ufer treibend aufgefunden worden war. Etwa zwanzig Meter davon entfernt befand sich der Steg. Die Spurensicherung war damit beschäftigt, das Motorboot Peder Armstahls mit dem Davit des einen Polizeibootes anzuheben. Wasser tropfte vom Kiel auf die Wasseroberfläche.
    Ebba steckte die Hände in die Taschen, um sie etwas zu wärmen. Ihre Fingerspitzen waren eiskalt und gefühllos. Sie sah ihre junge Kollegin an. Sie war sich bewusst, dass sie gelegentlich etwas hart war, aber sie wollte ihr eine gute Grundlage für ihre Laufbahn bieten. Vendela besaß Potenzial. Unter ihren wilden roten Locken verbarg sich Klugheit. Sie ähnelte ihr selbst. Ebba lachte. Vendela wandte sich mit einem fragenden Blick an ihre Chefin und lächelte dann.
    »Entweder ist etwas Fürchterliches geschehen, an dem sie alle beteiligt waren, oder jeder für sich hat sich so verhalten, dass alle verdächtig wirken.«
    »Ich denke an die Bacchanten«, entgegnete Ebba und

Weitere Kostenlose Bücher