Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
zeugen. Das kann nicht leicht sein.«
Peder atmete rascher. Ebba legte absichtlich eine Pause ein, um ihn zu Wort kommen zu lassen, ohne ihn unter Druck zu setzen, aber sein Anwalt legte ihm eine wissende Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen.
»W ar es eigentlich eine gute Idee, nach Svalskär rauszufahren?«, fuhr Ebba fort. »Nicht genug damit, dass Ihnen Caroline die kalte Schulter zeigte, Raoul verspottete Sie auch noch. Niemand nahm Sie ernst, Peder. Woran kann das liegen?«
Mit einer abrupten Bewegung schüttelte Peder die Hand seines Anwalts ab. »Sie haben überhaupt keine Ahnung, was passiert ist«, fauchte er. Sofort hob jedoch Sören Jarlevik einen warnenden Finger.
»Und was ist passiert, Peder? Was hat Sie an Raoul so erzürnt, dass Sie ihm ins Gesicht schlagen mussten? Wollen Sie es mir erzählen, oder wollen Sie, dass ich weitermache?«
»W ir haben nicht miteinander gesprochen!«, entfuhr es ihm, woraufhin sein Anwalt die Augen verdrehte. Peder fasste sich an die Stirn und ließ die Schultern sinken. »Das nehme ich zurück … Sie müssen verstehen, die Nervosität.«
»Ach, Sie sind nervös?«, erwiderte Ebba gut gelaunt und lehnte sich zurück. »W ann genau haben Sie erfahren, dass Caroline einen Schwangerschaftsabbruch durchgeführt hatte?«
Die Antwort kam direkt.
»Louise rief mich an.«
»W ann?«
»Spätabends. Gegen zehn.«
»Sie wussten also nicht vorher davon? Schade. Denn da war Raoul bereits tot. Das kompromittiert Sie zusätzlich. Solange Sie glaubten, dass Caroline von Ihnen schwanger war, hatten Sie ein stärkeres Motiv, Raoul den Tod zu wünschen.«
»Jetzt ist aber mal … «
Sören Jarlevik packte Peders Arm, um ihn zu unterbrechen. Ebba fuhr ungerührt fort.
»Also? Wie stellen Sie sich dazu?«
»Lassen Sie mich mit meinem Mandanten beratschlagen«, sagte Anwalt Jarlevik mit professioneller Gelassenheit. Ebba nickte, und die beiden Männer verließen den Raum. Einige Minuten später kehrten sie zurück. Peder war grau im Gesicht, als er neben Sören Jarlevik Platz nahm.
»Raoul erzählte selbst, dass Caroline den Schwangerschaftsabbruch durchgeführt hatte«, begann Peder leise. »W ir standen auf dem Steg und unterhielten uns.«
»Fahren Sie fort«, sagte Ebba.
Anwalt Jarlevik nickte Peder vorsichtig zu.
»Raoul war unverschämt und verspottete mich, aber das war nicht anders zu erwarten. Er war schon immer ein Widerling, und dazu stehe ich, obwohl man ja nicht schlecht von den Toten reden soll. Und jetzt schleuderte er mir seinen Trumpf ins Gesicht. Ich wurde wütend. Die Enttäuschung war so groß. Ja, ich verstehe, dass Caroline wirklich in ihn verliebt war und deswegen Louise verlassen hatte. Aber Raoul war immer ein Schürzenjäger und hat am laufenden Band Frauen verführt. Gewissenlos und egoistisch. Natürlich hätte ich nicht so aus der Haut fahren dürfen. Aber es war wie verhext. Wir konnten uns nicht normal unterhalten. Es artete in eine verbale Kraftprobe unter Männern aus. Wahnsinnig primitiv, ich weiß, und ich bin auch nicht stolz darauf. Am allerwenigsten jetzt, wo Raoul tot ist.«
»Sie sagen Schürzenjäger? Ja, das war er vielleicht. Aber das ist doch wohl der Traum eines jeden Mannes? Sex mit vielen Frauen? Eigentlich sind es doch die Moral und die Gelegenheit, die diesem Drang Grenzen setzen? Sie waren doch sicher auch etwas eifersüchtig, Peder. Dass es Ihnen so schwerfallen würde, diese halsstarrigen Schwestern zu verführen! Helena hatte Ihnen vor zwanzig Jahren einen Korb gegeben, und Caroline waren Sie nicht einmal körperlich nahegekommen. Kein Wunder, dass Sie frustriert waren und sich an Raoul rächen wollten. Raoul hatte sie beide flachgelegt, obwohl er ein unzuverlässiger Dreckskerl war.«
Peder echauffierte sich erneut. »Ich war nicht darauf aus, Caroline zu verführen. Wie oft muss ich das denn noch sagen? Dass Raoul seine Finger dann nicht im Zaum halten konnte und Louises Vertrauen verriet, können Sie mir nicht zur Last legen. Ich bin glücklich verheiratet und nicht an einer Beziehung mit einer zwanzig Jahre jüngeren Frau interessiert.«
»Es ging Ihnen nur darum, einen Sohn mit ihr zu bekommen.«
Peder warf den Kopf zurück, und ein lautloser Schrei drang aus seinem Mund. Seine Hände zitterten. Dann ließ er sie kraftlos fallen. Er schloss und öffnete langsam die Augen. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Er wischte ihn ab und betrachtete dann seine Manschette.
»Sie haben ja keine Ahnung. Es ist die Hölle,
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