Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
haben inzwischen auch Ihren Siegelring näher untersucht. Er entspricht Raoul Liebeskinds Wangenverletzung. Möchten Sie sich dazu äußern?«
»Mein Mandant muss nicht antworten«, meinte Sören Jarlevik. »W ir wollen erst das Beweismaterial ansehen.«
»Es gibt Beweismaterial«, meinte Ebba und hoffte, dass sie auch überzeugend genug klang.
Einen Augenblick lang verdichtete sich die Stille im Raum. Peder sah seinen Anwalt an, aber dieser hob warnend die Hand. Peder lehnte sich zurück. Seine Miene war gequält. Das Mittagessen mit Emily scheint ihn nicht sonderlich gestärkt zu haben, dachte Ebba. Die Nacht hat er vermutlich mit Albträumen verbracht.
»W ir würden gerne den Bericht der Spurensicherung sehen«, meinte der Anwalt.
»Der kommt. Wir haben ihn nur noch nicht ausgedruckt«, meinte Ebba gelassen.
»Dann gab es keine Veranlassung, meinen Mandanten und mich hierherzubestellen«, erwiderte der Anwalt sachlich und zuckte zusammen, als Peder ohne Vorwarnung sagte: »W ie können Sie sich so sicher sein, dass mein Ring Raouls Verletzung verursachte?«
»W ir führen eine DNA -Analyse durch. Die Antwort lässt aber noch auf sich warten«, antwortete Ebba. »V erblüffend, was man noch alles findet, egal wie sorgfältig Sie bei der Reinigung Ihrer Ringe waren. Oder Ihres Bootes.«
Sie ließ beide Hände auf den Tisch fallen.
»Peder, Sie haben selbst gesehen, dass wir Ihr Motorboot beschlagnahmt haben. Unsere Spurensicherung ist noch damit beschäftigt, es zu untersuchen.«
»Sie werden in meinem Boot nichts finden, was mich mit Raouls Tod in Verbindung bringt«, erwiderte Peder arrogant.
Ebba fuhr fort, ohne auf seinen Kommentar einzugehen. »Ihr Streit mit Raoul hatte ernstere Folgen, als Sie vielleicht geahnt haben. Sie fühlten sich betrogen und kamen sich ausgenützt vor. Sie konnten sich jedoch nicht aus der Zwangslage befreien, in die Sie sich selbst versetzt hatten. Denn jetzt war die Sache persönlich geworden. Es ging um mehr als nur darum, Louise mit Sperma beizustehen. Es ging darum, dass Sie Caroline für sich wollten, und das ging nur, wenn Sie Raoul aus dem Weg räumten, oder?«
»Das ist vollkommener Unsinn!«, rief Peder. »Ich habe nie behauptet, an Caroline interessiert zu sein. Sie können Louise fragen. Fragen Sie Louise, ob ich je versucht habe, ihre Freundin zu verführen.«
»Caroline ist eine hübsche Frau. Der Gedanke, mit ihr ein Kind zu bekommen, muss sehr verlockend gewesen sein.«
»Ich war nur daran interessiert, Louise zu helfen, ein Kind zu bekommen. Ihr selbst ist es nicht möglich. Vermutlich ist sie zu alt, um noch schwanger werden zu können. Andernfalls wäre ich natürlich nicht als … «
Er vermochte es nicht auszusprechen, und Ebba ließ es sich nicht nehmen zu sagen: »Cousin und Cousine gilt nicht als Inzucht, am allerwenigsten in adligen Kreisen.«
Peder öffnete den Mund, verkniff sich dann aber eine beißende Bemerkung und ließ die Schultern sinken, als er die Hand seines Anwalts auf seinem Arm spürte.
»Caroline und Louise wären die Eltern des Kindes gewesen«, sagte er leise.
»Und was hätte das für einen Sinn ergeben? Schließlich sollten die Armstahlschen Gene weitergegeben werden. Wenn Sie die Vaterschaft nicht anerkannt hätten, dann hätte das Kind nie als ein echter Armstahl in den Adelskalender aufgenommen werden können, nicht wahr?«
»Ich habe bereits vier Kinder, das genügt.«
»V ier Töchter, Peder. Vier Stiftsfräulein machen nicht so viel her wie ein kleiner Graf.«
»Und wie hätte ich mir sicher sein sollen, dass es ein Sohn werden würde?«
»Auf ein bisschen Glücksspiel muss man sich schon einlassen, wenn man die männliche Linie weiterführen will. Und Ihre Hintergedanken hätten Sie ja bis nach der Geburt für sich behalten können. Fraglich ist, ob Louise einverstanden gewesen wäre.«
Er schaute zu Boden, und Ebba stellte zufrieden fest, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Jetzt hatte sie ihn in die Schranken gewiesen. Noch dazu zu Beginn des Verhörs. Vendela hatte Peders Hintergrund rasch und effektiv recherchiert. Mit ruhiger und fester Stimme fuhr Ebba fort, während Peder langsam wieder den Blick hob.
»W enn Sie keinen Sohn bekommen, dann sterben die Armstahls aus. Das Wappen im Riddarhuset wird abgehängt und am Sarg des letzten Grafen zerschmettert, oder was immer dann fällig ist. Siebenhundert Jahre der Ehrerbietung werden zunichtegemacht, weil es Ihnen nicht gelingt, einen männlichen Erben zu
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