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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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lächerlich sie sich benahm, konnte sie nicht anders. Die Eifersucht quälte sie, als sie Anna in Raouls Arm sah, als Anna Raoul den Arm um die Taille legte, als er ihre Hand küsste.
    »Alles in Ordnung?« Plötzlich stand er hinter ihr. Sie fuhr zusammen.
    »Raoul.« Ihre Stimme klang schwach. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen. Schon allein seinen Namen auszusprechen, kam ihr verboten und kompromittierend vor.
    Aber das genügte bereits. Raoul hatte erkannt, dass er sie genau dort hatte, wo er sie haben wollte. Seine Unruhe verflog sofort. Jetzt hatte er die Lage wieder unter Kontrolle und konnte den nächsten Schritt planen. Trotz seiner kopflosen Verliebtheit beherrschte er noch die Technik, mit seiner Nervosität fertigzuwerden. Schließlich war er ein abgebrühter Solist. Schließlich wäre es nicht infrage gekommen, kurz vor Ende einer erfolgreichen Verführung den Kopf zu verlieren.
    »Reiß dich zusammen, Caroline.« Seine Aufforderung war hart und ohne den geringsten Hauch jener Zärtlichkeit, die sie am Vormittag verspürt hatte, als sie zusammen Brahms gespielt hatten.
    Anna schritt mit ihrem Champagnerglas in der Hand durch die Küche und betrachtete das Arrangement zufrieden. Um sie herum herrschte Freude, es wurde geplaudert, Raoul hatte auf ihr Wohl getrunken, er hatte sie im Arm gehalten und ihr die Hand geküsst. Sie spürte immer noch die Feuchtigkeit seiner Lippen. Und am Herd stand Caroline und schmollte. Das war ein gutes Zeichen. Das bedeutete, dass Raoul nicht an ihr interessiert war. Caroline hatte sich eingebildet, ihn erobern zu können. Jetzt litt sie, enttäuscht darüber, dass ihr einmal jemand nicht zu Füßen lag. Und zwar kein x-Beliebiger. Raoul. Es nützte nichts, schön und begabt zu sein, wenn man gleichzeitig so kaltherzig-egoistisch war. Nein, Caroline tat es sicher gut, einmal eine Abfuhr zu bekommen. Die Bedrohung war abgewehrt. Warum hatte sich Raoul nach eventuellen Liebhabern erkundigt, wenn er nicht selbst vorhatte, diesen Platz einzunehmen?
    Raoul kam auf sie zu, und sie fing seine ausgestreckte Hand auf und vollführte eine Pirouette. Sie lachte und warf sich in seine Arme. Mit tänzerischer Eleganz entzog er sich ihrem Arm und stellte sich dann, einen Ellbogen auf ihre Schulter gelehnt, neben sie. Kokett nippte er an seinem Champagnerglas.
    »Hat die Philharmonie nächstes Jahr was Nettes im Repertoire?«, fragte Raoul.
    »Allerdings«, erwiderte Anna. »Und im Februar kommt ein ganz aufregender Solist.«
    »Ach wirklich?«, entgegnete Raoul fragend.
    Anna trank einen Schluck Champagner und schenkte ihm einen verführerischen Blick. »Er ist wahnsinnig beschäftigt und spielt auf der ganzen Welt. Es ist ihm nur mit knapper Not gelungen, das Konzert in Stockholm einzuschieben. Am Nachmittag kommt er direkt aus Berlin zur Probe, am Abend ist das Konzert, und am nächsten Tag geht es weiter nach Tokio.«
    Jetzt ging es Raoul auf, von wem sie sprach. Er lächelte.
    »Ach so, der! Den kenne ich nur zu gut. Ehrlich gesagt ist das ein arroganter Sack, der nicht halb so gut spielt, wie er glaubt«, sagte Raoul und lachte dröhnend.
    »Schade, dass er nicht länger bleibt, da haben wir ja kaum Zeit, uns zu sehen.« Sie stieß ihn mit dem Handgelenk an. Raoul wich vor der Berührung zurück, nahm dann aber eine ihrer blonden Locken, wickelte sie um den Finger und ließ sie zurückschnellen.
    »Für eine Tasse Kaffee in der Pause wird es schon reichen.«
    »Oder für ein Souper nach dem Konzert.«
    »Oder für ein Souper nach dem Konzert«, wiederholte er träge und blinzelte, um die Unterhaltung zu beenden. Anna fuhr mit dem Zeigefinger über sein Ohr.
    »Da hattest du noch etwas Rasierschaum«, flüsterte sie und schluckte. Dann drehte sie sich um, um den Tisch fertig zu decken.
    Raouls Handy machte plingplong . Er klappte es auf und überflog seine SMS , während er Caroline aus den Augenwinkeln beobachtete. Sie stand am Herd und starrte in den Topf. Plötzlich übermannte ihn eine enorme Zärtlichkeit. Er hatte große Lust, auf sie loszustürzen, sie in den Arm zu nehmen, sie ganz fest zu halten und nie mehr loszulassen. Das war natürlich ausgeschlossen, da alles so neu war und sie sich beide noch in einer Beziehung befanden. Aus Erfahrung wusste er, dass es das Klügste war, sie etwas schwitzen zu lassen, sie auf die Folter zu spannen. Sie schmoren lassen, klassische Verführungskunst. Sie litt, o ja, sie litt wirklich. Aber das war die sicherste Methode, ihre Gefühle zu

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