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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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vorzugeben. Dieses Mal spielte Caroline im korrekten Tempo, aber so extrem leise, dass sie kaum zu hören war. Sie lachte vor sich hin und versuchte mit hysterischer Munterkeit ihre Heiterkeitsattacken zu unterdrücken. Helena sah Anna an, und diese schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
    Abrupt hörte Raoul zu spielen auf. Helena spielte noch einen halben Takt weiter, ehe ihr der Abbruch auffiel. Louise öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Raoul kam ihr zuvor.
    »W arum machst du das?« Er nahm seine Geige von der Schulter und stützte sie auf sein Knie. Die Bogenhand ließ er fallen. Er starrte Caroline an. Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf sie gerichtet, als befänden sich die anderen nicht im Raum. »Ist mit dir irgendwas nicht in Ordnung?«, fauchte er mit unterdrückter Wut.
    »Raoul! Caroline, Liebe … «, flüsterte Louise ängstlich, stand halb von ihrem Stuhl auf und ließ sich dann aber wieder sinken.
    Caroline zuckte mit den Achseln. »W as denn? Was ist denn?« Jetzt starrte sie ihn an. Sie schüttelte ihre Haare und setzte ein albernes Lächeln auf. »Spiele ich etwa falsch oder was?«
    Ohne sie einer Antwort zu würdigen, spielte Raoul dort weiter, wo er aufgehört hatte, und zwar vollkommen mechanisch und unengagiert. Als der letzte Ton verklungen war, stand er so abrupt auf, dass sein Stuhl umfiel. Er packte seine Geige weg und verließ das Studio. Anna und Helena erhoben sich schweigend, legten ihre Instrumente weg und verließen wortlos den Raum. Caroline blieb sitzen, nahm hinter den Stenhammar-Noten ihre Schumann-Noten hervor und begann sofort, für ihr Konzert zu üben. Louise stellte sich hinter Caroline. Sie legte ihr die Hände auf die Schultern und begann sie zu massieren, ohne dass Caroline reagierte.
    »W ar das wirklich notwendig?«
    Caroline antwortete nicht. Louise hielt in ihren Bewegungen inne, ließ die Hände jedoch auf den Schultern liegen.
    »Caro, ich bitte dich. Rede mit mir.« Louises Stimme klang schwach und verletzlich. Aber Caroline antwortete nicht.
    Da vergrub sie die Finger der unverletzten Hand so fest in Carolines Schulter, dass diese mit dem Bogen abrutschte. Sie stieß ihre Hand mit der Schulter zurück und hörte auf zu spielen.
    »Könntest du mich bitte üben lassen? Danke!«
    Louise zog sofort ihre Hände zurück. Caroline spielte scheinbar ungerührt weiter. Louises Anwesenheit störte jedoch ihre Konzentration. Sie rutschte mit den Fingern ab und begann dieselbe Phrase von Neuem. Mit angestrengter Sorgfalt versuchte sie die Musik zu formen, aber die Hände wollten ihr nicht gehorchen. Da stampfte sie mit beiden Füßen auf und erhob sich mit gerötetem Gesicht. Sie sah Louise an, ohne zu blinzeln, und ihre geschwollenen Augen funkelten. Langsam begannen ihr die Tränen in zwei schmalen Streifen die Wangen herunterzulaufen. Louise ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie standen wortlos da und starrten sich an. Schließlich schlug Caroline den Blick nieder. Sie wollte sich gerade umdrehen, als sie Louise mit der Rechten im Nacken packte. Ihr Griff war hart. Aber Caroline war zwanzig Zentimeter größer als Louise und ließ sich nicht so schnell zur Unterwerfung zwingen, obwohl sie das Cello in der einen und den Bogen in der anderen Hand hielt. Bockig zog sie die Schultern hoch.
    »Lass mich los«, fauchte Caroline.
    »Jetzt verlange ich eine Erklärung. Das kann man mit mir nicht machen, Caroline.« In der Stimme fand sich keine Verletzlichkeit mehr.
    »Lass los!«
    »Ich toleriere es nicht, so behandelt zu werden.«
    »Lass los, verdammt!«, schrie Caroline.
    Louise stieß Caroline von sich weg, und diese hob ihr Kinn, was ihren Blick auf Louise herunter noch verächtlicher erscheinen ließ.
    »W as ist mit dir los, Caroline? Antworte!« Louise versuchte, Caroline über den rechten Arm zu streichen. Diese schlug mit dem Bogen wie mit einer erhobenen Peitsche durch die Luft. Ihr Pulloverärmel glitt zurück, und ein hellroter Streifen auf dem Unterarm kam zum Vorschein. Caroline schüttelte den Ärmel wieder nach unten. Louises Blick war jedoch bereits auf ihren Arm gefallen. Dann schaute Louise Caroline wieder in die Augen. Caroline sah weg. Sofort trat Louise einen Schritt zurück.
    »W as ist das?«, keuchte sie.
    Caroline antwortete nicht.
    »W as hast du mit deinem Arm angestellt? Hast du wieder mit diesem Scheiß angefangen? Sag was!«
    Louise riss den Ärmel hoch, um sich den Streifen ein weiteres Mal anzusehen. Er befand sich recht weit

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