Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Keil zwischen euch treiben sollte. Ihr habt so eine fantastische Beziehung, erwartet ein Kind und … ja, was weiß ich noch alles.«
»W ir sollten uns vielleicht nicht in ihre Beziehung einmischen.« Helena lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kaffee.
»W as denn? Ich versuche nur, positiv zu sein. Entschuldige mal!«
Helena sah betreten aus. »Anna, bitte, sei jetzt nicht gleich beleidigt … «, sagte sie. »Ich glaube, das hier ist eine schwere Phase für Caroline.«
Sie beugte sich wieder zu Louise vor und strich ihr über den Unterarm.
»W as ich meine, ist, dass Caroline vermutlich nicht die einfachste Person ist, mit der man zusammen sein kann.« Sie zögerte, ehe sie fortfuhr. »Das mit dem Kind war von ihr aus vielleicht nicht so sonderlich gut durchdacht. Versteh das jetzt richtig, Louise, das ist nicht als Kritik gemeint, auch wenn du das vielleicht glaubst. Aber dir ist doch wohl klar, dass es eine große Umstellung für sie ist, eine Beziehung zu einer Frau einzugehen und Kinder zu bekommen?«
Louise zuckte zusammen und fuhr sich mit dem Verband über die Augen. Ihr Gesicht verzog sich zu einer gequälten Grimasse.
»Manchmal«, begann sie mit zitternder Stimme, »kommt es mir so vor, als gebe es da jemand anderen.« Ihre Schultern bebten. »Ich spüre irgendwie, dass … « Sie unterbrach sich und schluckte.
Helena fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »W ie meinst du das?«
Louise öffnete den Mund und sammelte Kraft, um das auszusprechen, was sie im Innersten bedrückte. Mehr als ein paar schwere Atemzüge brachte sie jedoch nicht zustande. Sie schüttelte den Kopf und strich sich mit den Fingerspitzen über die Augenlider, um die Tränen zurückzuhalten. »Ich bringe es nicht einmal über meine Lippen, denn das ist vollkommen wahnsinnig.«
»Du solltest keine übereilten Schlüsse ziehen, was Caroline angeht«, meinte Helena. »Lass ihr Zeit. Setz sie nicht unter Druck, denn dann schlägt sie nur um sich.«
»Du solltest dich da vielleicht nicht einmischen«, zischte Anna sie an.
»Sie ist meine Schwester, und ich denke, dass ich sie besser kenne als du.«
»Etwas anderes habe ich auch nie behauptet.«
»W as soll das dann?«
Innerhalb weniger Minuten hatte sich das Verhältnis von Anna und Helena beträchtlich abgekühlt. Louise fragte sich, ob das eigentlich mit Carolines und ihrer Situation zusammenhing. Sie sah ihre Kolleginnen an und versuchte zu entscheiden, ob an den Spannungen mehr dran war, als sie überblicken konnte.
Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Raoul rannte Richtung Studio und knallte dann die Türe hinter sich zu.
»Raoul … «, rief Anna mit ausgestreckter Hand.
»Lass ihn doch endlich mal in Ruhe!«, fauchte Helena, und sie spürte sogleich, wie sich ihre Wangen nach diesen Worten röteten. Anna setzte sich auf, ließ sich dann aber wieder zurücksinken. Nervös fingerte sie an einem Stück Brot herum, das noch vom Mittagessen auf dem Tisch lag.
»Ich glaube, Raoul und Caroline müssen ihre Probleme klären«, fuhr Helena so beherrscht wie möglich fort. »Irgendwas stimmt da nicht. Sie sind so vollkommen unterschiedlich, wie Wasser und Öl. Caroline bildet sich ein, dass sie Raoul nicht erträgt, und Raoul schikaniert sie die ganze Zeit nur. Ich weiß nicht, was das soll, er macht die ganze Stimmung kaputt. Jetzt sollen sie sich aussprechen, und dann legen sie ihre Probleme bei, und wir können diese verdammte Aufnahme abschließen und wieder nach Hause fahren.«
Im Studio war das Cellospiel verstummt. Anna lauschte auf Stimmen, konnte aber keine hören. Als sie Helenas Blick aus den Augenwinkeln begegnete, schüttelte sie ihre Zöpfe und sagte dann zögernd: »W ir … also, Raoul und ich … sind uns während unseres Aufenthalts hier wieder recht nahegekommen.« Ihre Stimme klang verträumt. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als trüge sie ein Geheimnis in sich, das auf jeden Fall preisgegeben werden müsse.
Helena merkte, dass sich ihre Nackenhärchen sträubten. Sie wollte es wissen und dann auch wieder nicht. Sie wollte das gesamte Geschehen kontrollieren, gleichzeitig graute es ihr aber auch davor. Trotzdem gelang es ihr, äußerlich die Ruhe zu bewahren, obwohl sie dann doch etwas zu laut sprach und zu spöttisch klang: »Ich hatte mich auch schon gefragt, warum ihr so erhitzt aussaht. Wart ihr zusammen in der Sauna, oder?«
Anna biss sich auf die Unterlippe und strich sich eine Locke hinters Ohr.
»Meine Güte«,
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