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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Hightech-Forschungsinstitut hatten nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass ein Teilnehmer selbst seine Downloads würde fälschen wollen, da ja schließlich jeder der Fünftausend gründlichen Hintergrundrecherchen unterzogen worden war. Denjenigen, die gegen Sicherheitsrichtlinien verstießen und Informationen über das Experiment weitergaben, drohten schwere Strafen. Ronnie war überzeugt, dass irgendwo in diesem dicken Vertrag, den jede Testperson unterzeichnet hatte, eine Klausel stand, dass man die Daten niemals verändern oder manipulieren durfte.
    Tja, einer hatte aber genau das getan. Sie würde ihre Hand verwetten, dass er oder sie die Back-up-Datei vernichtet hatte, sodass niemand im Forschungsinstitut sie je zu Gesicht bekam. Die passende Ausrede würde lauten, dass die Daten überschrieben worden seien.
    Jeder Teilnehmer musste die Kameraaufnahmen alle vierundzwanzig Stunden auf einem externen Speicher sichern. Ein winziges Gerät mit einer Festplatte zu entwickeln, auf der über achtzigtausend Bilder am Tag – eins pro Sekunde – Platz fanden, war Dr. Tates größtes Hindernis gewesen. Dazu kamen die perfekte Schärfe und die Tiefe der Bilder; so etwas hatte Ronnie selbst bei den besten Kameras auf dem Markt noch nie gesehen. Wegen seiner Stecknadelgröße – schließlich musste das Gerät implantiert und mit dem Sehnerv verbunden werden – konnte der Mikrochip nur begrenzt Daten aufnehmen. Jeden Tag wurde er mit riesigen Mengen von Daten gefüllt, die unglaublich viel Speicherplatz benötigten.
    Sobald also vierundzwanzig Stunden vergangen waren und die Daten nicht heruntergeladen worden waren, wurden sie überschrieben. Für immer verloren, zumindest war ihr das so gesagt worden. Ronnie selbst hatte einmal vergessen, ihre Daten herunterzuladen, und ein ganzer Tag war futsch gewesen. Mit Sicherheit war das nicht nur ihr passiert, und wer seine Tätigkeiten verbergen wollte, würde wohl genau mit dieser Erklärung aufwarten, um seine Spuren zu verwischen.
    Vermutlich konnten Tate und seine Wunderassistentin, Dr. Eileen Cavanaugh, ein paar Tricks aus dem Ärmel schütteln und gelöschte Bilder wiederherstellen, wenn man den kleinen Chip aus dem Kopf der Testperson entfernte. Allerdings geschah das normalerweise erst nach ihrem Tod, denn wenn man es vorher machte, würde die Person mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für den Rest ihres Lebens mit Blindheit geschlagen sein.
    Wie notwendig es war, die Daten regelmäßig abzuspeichern, war jedem Teilnehmer eingebläut worden, und jeder sollte diese Back-up-Dateien vierzehn Tage lang auf dem eigens dafür vorgesehenen OEP -Laptop auf Abruf halten. Am Anfang des Experiments lautete die Vorschrift, dass alle Back-ups für immer aufbewahrt werden sollten. Aber selbst mit den riesigen Festplatten auf den Computern, die Tates Forschungsinstitut allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt hatte, reichte der Speicherplatz nicht für immer. Daher der Wechsel zum Zweiwochenrhythmus.
    Um den Wirkungsgrad des Experiments auszuwerten und sicherzugehen, dass sich alle Teilnehmer an die neue Regel hielten, lud sich das Labor in Bethesda außerdem automatisch die Daten von einem einzigen Tag pro Woche auf den Zentralrechner, wobei dieser Tag zufällig gewählt wurde. Bei so vielen Menschen und so vielen Bildern konnte unmöglich jede Testperson überprüft werden.
    Zweifellos hatten die Genies in Tates Labor verschlüsselte Datenebenen eingebaut, anhand derer sie deren Herkunft identifizierten, selbst wenn irgendein Hacker die sichtbare Kennzahl wegbekam. Aber was brachte ihr das in diesem Fall? Sie hatte ja nicht einfach nur eine JPG -Datei bekommen, in der verborgene Kenndaten drinsteckten, die man beim Verschicken eventuell weitergab. Der Vorgang war eher damit zu vergleichen, dass jemand die Datei genommen, das Bild ausgedruckt und wiederum ein Foto davon gemacht hatte. In dem Abzug war natürlich keine geheime Verschlüsselung mehr ausfindig zu machen.
    »Mist«, brummte sie. Es stand zu befürchten, dass das Labor keinen Weg fand, diese Person auf der Stelle zu identifizieren. Genauso wenig leuchtete ihr ein, warum er oder sie ihr diese Back-ups überhaupt zugeschickt hatte.
    Als hätte der Absender nur darauf gewartet, dass sie das alles begriff und auf sein Spielchen einstieg, passierte schließlich etwas. Eine Hand kam in Sicht. Groß, kräftig. Plumpe Finger. Puderig und bleich.
    OP-Handschuhe?
    Das Handgelenk wurde sichtbar. Sie

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