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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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es dir plötzlich gefällt, ihn die ganze Nacht in deinem Bett zu behalten, statt ihn rauszuwerfen, bevor der Fleck auf dem Laken trocken ist.
    Jeremy umrundete die Motorhaube und stieg auf der Fahrerseite ein.
    »Also, das war Daniels heute Morgen am Telefon, als ich unter der Dusche stand, oder?«, packte er das heiße Eisen an, kaum dass sie den Flughafenparkplatz verlassen hatten.
    Ronnie erstarrte und ging instinktiv in Alarmbereitschaft. »Ja.« Sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass er sie hatte telefonieren hören.
    »Wie geht’s ihm?«
    »Ganz gut. Jeden Tag besser.«
    »Ich habe gehört, dass die Replantation seiner Hand nicht geklappt hat. Tut mir leid für ihn.«
    »Er kommt schon klar. Dr. Tate hat dafür gesorgt, dass er die modernste Prothese gekriegt hat, die es auf dem Markt gibt.«
    »Das ist gut. Vielleicht schau ich mal bei ihm vorbei, wenn wir wieder in Washington sind.«
    »Das … würde ihn sicher freuen.«
    »Quatsch.«
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Wie bitte?«
    »Komm schon, Veronica, hältst du mich für blöd? Er kann es nicht ausstehen, mich um sich zu haben.«
    »Er ist halt nicht der zutrauliche Typ.«
    »Besonders bei mir nicht. Zuerst dachte ich, es ginge um eure Partnerschaft. Aber dann, als er verletzt wurde und wir seine Downloads angeschaut haben, lag es auf der Hand, dass er in dich verknallt ist.«
    Sie seufzte. Musste er dieses Thema schon wieder anschneiden? Im Sommer hatten sie bereits darüber gestritten. Sie hatte nicht darüber reden wollen, aber jetzt warf er es wieder einmal unverblümt in den Raum und zwang sie, sich damit auseinanderzusetzen und das Gespräch zu führen, dass sie seit Monaten vor sich herschoben. Sie befeuchtete ihre Lippen und fragte sich, warum um alles in der Welt Sykes fand, dass ausgerechnet die Fahrt zu einem Tatort der richtige Zeitpunkt dafür war.
    Andererseits – angesichts der vergangenen Nacht musste sie nicht zu lange darüber nachdenken.
    »Kann sein.«
    »Hat er Grund zu der Annahme, dass du dasselbe empfindest?«
    Interessant. Er fragte sie nicht, ob sie
tatsächlich
dasselbe empfand. Weil er nämlich wusste, dass dem nicht so war. Er wusste, dass sie nichts für einen anderen Mann empfinden konnte, nicht wenn sie sich so für Jeremy öffnete und sich ihm gegenüber so verletzlich machte, ihn so nahe an sich heranließ wie noch niemanden zuvor.
    »Nein. Definitiv nicht. Wir sind Freunde und Partner im Beruf, und daran wird sich auch nichts ändern.«
    Schweigen. Dann: »Er schaut dich nicht so an, als wärt ihr immer bloß Freunde gewesen. In seinem Blick liegt … Begehren. Und vielleicht sogar eine gewisse Vertrautheit.«
    Ganz langsam atmete sie ein. Atmete noch langsamer wieder aus. Das ging ihn so was von überhaupt nichts an. Bloß dass es ihn doch etwas anging. Sykes war Teil eines Dreiecks geworden, von dem er gar nicht wusste, dass es existierte.
    Er ließ nicht locker. »Wie nah ist er an das herangekommen, was er will?«
    Sie konnte nicht weiter um den heißen Brei herumreden, das war einfach nicht ihre Art. »Ein bisschen zu nah.«
    Seine Hände klammerten sich fester um das Lenkrad. Erst da begriff sie, wie viel ihm dieses Gespräch bedeutete.
    »Es ist nicht … zwischen uns läuft nichts.«
    »Das weiß ich«, erwiderte er. Natürlich wusste er das. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie nie zweigleisig fahren würde. »Aber es lief mal was?«
    Da ihr klar war, dass er das nicht auf sich beruhen lassen würde, wappnete sie sich dafür, ihm die Wahrheit zu sagen, die sie noch niemandem erzählt hatte. Sie musste ein bisschen weiter ausholen, indem sie erklärte, wie es an
jenem
Tag gewesen war, am 20. Oktober in Washington. Sykes hatte bis einige Monate davor ebenfalls in D.C. gelebt, war aber zu diesem Zeitpunkt bereits nach New York versetzt worden.
    Natürlich hatte er die Nachrichten gesehen. Die Berichte gelesen, die Bücher und die Millionen von Artikeln. Aber niemand, der nicht dabei gewesen war, konnte es nachempfinden. Nicht in hundert Jahren.
    Der Morgen war hell und wolkenlos angebrochen. Ein schöner Tag. Blauer Himmel, zwitschernde Vögel, zu warm für Herbst. Wenn die Kirschbäume geblüht hätten, hätte man meinen können, es wäre April.
    Dann hatte es angefangen. Chaos war in der Stadt ausgebrochen, Feuer, Gewalt. Eine Explosion nach der anderen, stundenlang. Die Erde hatte gebebt und sich über all den Metrotunneln hochgewölbt, die in verbogenes Metall und Geröll zerlegt worden

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