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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Offensichtlich amüsierte ihr Ärger ihn. »Ich hab dich im Sommer doch ständig durch Washington kutschiert, als du verletzt warst.« Sein Lächeln erstarb und sein Kiefermuskel zuckte, als er daran dachte, was ihr im Juli zugestoßen war.
    »Ich hab’s überlebt. Und dieser Schlag gegen den Kopf hat mir weder die Verkehrsregeln aus dem Hirn gehämmert noch dafür gesorgt, dass ich nicht mehr auf mich selbst aufpassen könnte … oder auf andere.«
    Er zögerte. »Ich habe nicht vergessen, was du für mich getan hast. Werde ich auch nie.«
    Wie könnte er auch? Jene Nacht in dem dunklen Tunnel – er gelähmt, sie fast blind, beide verfolgt von einem Verrückten. Sie würde diese furchtbaren Stunden ihr Lebtag nicht mehr vergessen. Jeremy und sie hatten ihre Feuerprobe hinter sich gebracht, und die Brandnarben würden für immer bleiben.
    Danach hatten sie nicht groß darüber gesprochen. Den ganzen August, September und Oktober über hatten sie sich auf den Fall konzentriert … und gelegentlich phänomenalen Sex gehabt. Hin und wieder hatten sie ein ruhiges gemeinsames Abendessen genossen. Noch seltener eine private Unterhaltung oder einen Moment des Lachens geteilt. Doch die meiste Zeit hatten sie einfach nebeneinander hergearbeitet und so getan, als wäre diese neue Art von Normalität völlig in Ordnung. Er lebte im Hotel, sie sorgte sich um ihren verletzten Partner und hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die Zeit mit Sykes so genoss. Nie hatten sie sich zusammensetzt und dieses tödliche Spiel noch einmal Revue passieren lassen, das sie mit Jack Wilders gespielt hatten … wie er Sykes mit dem Elektroschocker zur Unbeweglichkeit verdammt oder wie Ronnie sich ein gefährliches Handgemenge mit ihm geliefert hatte, in dessen Verlauf sie die schlimmsten Schläge ihres Lebens einstecken musste. Wie so viele Tatopfer, die versuchten, ein Pflaster auf die Wunder zu kleben, weiterzumachen und nie wieder darüber zu sprechen, hatten Sykes und sie die Sache auf sich beruhen lassen, ohne sie irgendwie aufzuarbeiten.
    Nach letzter Nacht jedoch vermutete sie, dass sie um dieses Gespräch nicht herumkamen. Denn nach letzter Nacht konnte sie nicht mehr vorgeben, dass es sie erfüllte, lediglich seinen Körper zu haben. Sicher, sie hatte seinen Körper gehabt und ihren Hunger an ihm gestillt … und zwar ziemlich oft. Aber die Verzweiflung, mit der sie sich nach ihm gesehnt hatte, wie sie sich an ihn geklammert hatte, als müsste sie sterben, wenn er sie wieder verließ, und die restlose Erleichterung, als sie in seinen Armen eingeschlafen war, hatte sie alles viel klarer sehen lassen.
    Sie steckten da gemeinsam drin, und zwar so richtig. Sie und Sykes steckten in etwas, was die meisten Menschen als Beziehung bezeichnen würden. Das bedeutete außer Orgasmen auch Gespräche.
    Aber nicht heute.
    »Stimmt ja. Ich hab dir damals deine vier Buchstaben gerettet«, sagte sie schließlich. »Wie wär’s also, wenn ich fahre?«
    Er grinste. Offenbar war auch er froh über den Themenwechsel. »Vergiss es.«
    Leise nannte sie ihn ein arrogantes A-Loch. Anscheinend hatte er es gehört, und sein Grinsen wurde noch breiter. Dann öffnete er ihr die Beifahrertür.
    »Ich bin deine Ermittlungspartnerin, nicht deine Tanzpartnerin beim Abschlussball«, brummte sie.
    »Wenn du meine Verabredung für den Abschlussball wärst, hätte ich dich in einer Limousine abgeholt und jemand anders würde dir die Tür aufhalten.«
    »Daddys Privatchauffeur?«
    »Übertreib’s nicht«, sagte er und verdrehte die Augen.
    Sie hatten sich nur kurz über seinen familiären Hintergrund unterhalten. Sie wusste, dass seine Familie reich war und von ihm erwartet hatte, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Stattdessen hatte er ihnen allen einen Schock versetzt, indem er nach dem College zur Armee gegangen war und im Ausland gedient hatte. Zu ihrer Beruhigung hatte er sich nach Ende seiner Verpflichtungszeit für ein Jurastudium entschieden. Nach Harvard hatte er dann dem Ganzen die Krone aufgesetzt, indem er direkt zum FBI gegangen war, statt mit seinem Juraexamen sein rechtmäßiges Erbe in der Anwaltskanzlei seines Vaters anzutreten.
    Schockierender Gedanke, dass er das schwarze Schaf der Familie war.
    Vermutlich hatten sich seine Eltern immer eine teetrinkende Wohltätigkeitsdame an seiner Seite gewünscht. Sie würden Ronnie nicht ausstehen können.
    Keine voreiligen Schlüsse. Es ist nicht gesagt, dass du seine Familie kennenlernst, nur weil

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