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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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schikanieren und in den Sand zu pinkeln, um ihr Gebiet zu markieren – hoffte er jedenfalls.
    »Ach,
das
war das Ding?«, erwiderte Ronnie in belustigtem Tonfall. »Und ich dachte, ich hätte einen Zahnstocher erwischt. Mensch, Jungs, kein Wunder, dass euer Boss sich so verunstaltet hat. Er muss sich die Damen durch Angst gefügig machen.«
    »Fick dich, Schlampe«, knurrte der rechts.
    »Wisst ihr, Jungs, ihr solltet wirklich mal euren Wortschatz erweitern«, sagte Sykes, der mit geballten Fäusten seine Wut unter Kontrolle hielt und nach außen Gelassenheit vortäuschte. »So langsam klingt ihr alle gleich. Geht doch einfach wieder rein, und wir hauen von hier ab.«
    »Wollt ihr uns dazu zwingen?«, fragte der Halbwüchsige.
    »Mir wär’s lieber, ihr wärt einfach so nett und würdet von selbst gehen.«
    »Nett hat mich ja noch nie wer genannt«, grollte der in der Mitte, den Sykes innerlich das Heinzelmännchen nannte.
    »Ist ja witzig«, sagte Ronnie. »Mich auch nicht.« Sie schaute zu Sykes. »Alle wissen doch, dass
du
der Nette bist. Ich bin die knallharte Schlampe, zumindest munkelt man das.«
    »Warum werden Polizistinnen eigentlich immer als Schlampen bezeichnet?«, fragte Gutierrez an Ronnie gewandt, obwohl ihre Botschaft ausschließlich fürs männliche Publikum gedacht war.
    »Kriegen Sie das auch immer zu hören?«
    »Ständig.«
    »Wahrscheinlich einfach fehlende Fantasie. Ich wünsche mir auch oft, sie würden sich mal was Neues einfallen lassen.«
    Die beiden jüngeren Gangster warfen sich einen nervösen Blick zu. Sie hatten keine Gelegenheit gehabt, Rücksprache mit dem Gator zu halten, daher war ihnen offenkundig entgangen, dass sie drei bewaffneten Polizeibeamten zum Parkplatz gefolgt waren. Für wen sie sie gehalten hatten, wusste Jeremy nicht – vielleicht für Kunden oder so, was nur wieder einmal zeigte, wie niedrig die Anforderungen an die Intelligenz für die Mitgliedschaft in einer Drogengang waren.
    Der Kerl in der Mitte – das Heinzelmännchen – hatte es garantiert gewusst. Er war weder dumm noch blind, und er hatte bei dieser Eröffnung nicht eine Miene verzogen. Er beobachtete sie einfach nur unerbittlich und mit drohendem Blick. Er war sehr viel gefährlicher als seine Gefolgsmänner. Wahrscheinlich auch gefährlicher als das zutätowierte Arschloch, das sich im Club hofieren ließ. Jeremy fragte sich, warum der Kerl überhaupt den Türsteher in einer Kneipe machte, und hoffte, dass es daran lag, dass er einfach ein Riese mit einem weichen Herz war und die beiden Halbstarken nur begleitete, um ihrem Auftritt ein bisschen Gewicht zu verleihen.
    »Wenn du nicht den Eingang bewachst, kippt sich doch bestimmt genau jetzt irgendein Sechzehnjähriger einen Schnaps hinter die Binde«, sagte Jeremy mit einem bedauernden Kopfschütteln. »Die Kneipe wird noch irgendwann wegen Alkoholkonsums von Minderjährigen geschlossen.«
    Der Türsteher lachte bellend. »Bist ’n ziemlicher Schwätzer, was?«
    »Jepp. Ich bin der, der quatscht.« Er zeigte mit dem Daumen auf Ronnie. »Sie ist die, die zuschlägt.«
    Die beiden Grünschnäbel, die zu dämlich waren, um eine Drohung zu erkennen, wenn sie ausgesprochen wurde, kicherten. Jeremy sah nicht zu Ronnie hinüber, denn er wusste, welchen Gesichtsausdruck sie jetzt zur Schau trug. Sie würde ganz leicht lächeln – das Zeichen, dass sie innerlich kochte, sich aber gleichzeitig darüber amüsierte, dass wieder einmal ein Schwachkopf mit Pimmel sie unterschätzte.
    »Lassen wir es gut sein für heute, okay?«, sagte Jeremy, ohne auf die Milchbubis zu achten.
    Der riesige Türsteher starrte sie alle drei an, während er sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen ließ. Jeremy hielt beinahe den Atem an – dies war der entscheidende Augenblick. Schließlich lockerte der große Mann seine steife Haltung ein wenig, und seine Fäuste öffneten sich. Mit einem Seufzer der Erleichterung sah Jeremy zu, wie er zu einem zustimmenden Nicken ansetzte.
    Doch bevor er dazu kam, warf dummerweise irgendein Vollidiot von der Hauswand aus einen Ziegelstein. Und dann brach die Hölle los.
    Jeremy reagierte instinktiv, als der große, schwere Brocken über seinen Kopf hinwegflog. Er warf sich zu Boden und rollte ab. Die Waffe hatte er gezogen, bevor er überhaupt auf dem Schotter zum Stillstand kam. Als der Schmerzensschrei einer Frau erklang, schossen ihm mehrere Bilder durch den Kopf – eine verwundete Ronnie, Ronnie wieder am Kopf getroffen, eine blutende

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