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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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ist ja Wahnsinn«, sagte er.
    »Das war ich«, sagte Chrissie. »Aber du kannst gerne neuen machen, wenn du das besser draufhast!«
    »Nein, schon gut, es ist nur, weil er nicht mehr so warm ist«, sagte Frank.
    »Wenn er nicht mehr so warm ist, warum pustest du dann die ganze Zeit da rein? Wird er davon wärmer? Hast du so einen heißen Atem, oder was?«
    »Schon gut«, sagte Frank.
    Eins ist mal klar, dachte er: Diese Kung-Fu-Meister wissen, wovon sie reden. Er stand auf, schüttete den Kaffee weg und suchte nach Teebeuteln.
    »Was suchst du denn?«
    »Teebeutel !«
    »Was denn für Tee? Schwarztee ?«
    »Gibt’s noch anderen?«
    »Kamillentee, Hagebuttentee, Kräutertees …«, zählte Chrissie auf.
    »Das ist kein Tee! Das sind irgendwelche Unkrautaufgüsse!« sagte Frank.
    »Na dann viel Glück«, sagte Chrissie. »Was hast du denn heute so vor?«
    »Ich?« Frank kramte in einem Hängeschrank herum, in dem er Teebeutel vermutete, aber alles, was er fand, war eine Tüte mit Tee mit Orangenschalenstückchen drin, den wollte er nicht.
    »Was sucht er denn?« sagte Erwin hinter ihm.
    Frank drehte sich um. »Einen Teebeutel«, sagte er.
    »Schwarztee?«
    »Gibt’s auch anderen?«
    »Grünen Tee.«
    »Nein, keinen grünen Tee! Ganz normalen, richtigen Tee.«
    »Weiß ich nicht, ob wir sowas haben. Aber da muß irgendwo noch Yogi-Tee sein.«
    Chrissie lachte. »Wer trinkt denn hier Yogi-Tee?«
    “Ist doch egal, Chrissie«, sagte Erwin. »Hast du jerzt mal darüber nachgedacht?«
    »Da gibt’s nichts nachzudenken, Erwin. Ich bleibe hier.«
    »Naja, hier jedenfalls nicht.«
    »In Berlin, mein Gott, jetzt hör doch auf, wie ein Arsch zu reden.«
    »Ja, aber wenn du mit den anderen überm Einfall wohnen willst, dann mußt du das mit denen klären, ich kann dir dabei nicht helfen.«
    »Frank?«
    »Ja?«
    »Kann ich bei euch überm Einfall wohnen?«
    »Wie war das nochmal jetzt?« sagte Frank ratlos. »Ich meine, das mit dem über dem Einfall, das ist eine Wohnung, oder? Und was ist das für eine Wohnung?«
    »Das hatten wir doch alles schon mal, das habe ich doch alles schon mal gesagt, die ist überm Einfall, die gehört mir, die wird heute frei, und in die könnt ihr alle einziehen.«
    »Ach so, ja. Das Komische ist nur, daß ich gerade Miete für diese Wohnung bezahlt habe«, sagte Frank, der plötzlich etwas die Panik bekam, was wird Freddie sagen, dachte er, wenn er wiederkommt und ich seinen ganzen Kram in eine andere Wohnung gebracht habe, dachte er, »ich meine, erst bezahle ich für Freddie die Miete, und dann soll ich das jetzt absegnen, daß du ihn rausschmeißt, kann man damit nicht wenigstens mal warten, bis er wieder da ist?«
    »Ja, aber wann ist er wieder da? Das weiß ja keiner. Und deshalb nein. Kann man nicht drauf warten. Außerdem schmeiße ich ihn nicht raus, ich setze ihn nur um!«
    “Kommt mir irgendwie komisch vor«, sagte Frank. Aber weiter wollte er nicht gehen. Er hatte nicht das Gefühl, in einer besonders starken Position zu sein.
    »Was denn nun?« sagte Chrissie. »Kann ich bei euch wohnen?«
    »Ja klar«, sagte Frank, »was weiß ich, klar, warum nicht.«
    »Na gut«, sagte sie und lächelte ihn an. Frank hatte ein seltsames Gefühl dabei; daß Chrissie auch mal lächelte, war neu und verwirrte ihn irgendwie.
    »Man muß natürlich noch rauskriegen, wieviel Zimmer es da gibt«, sagte er, »viereinhalb, okay, aber wie sind die geschnitten und wer kriegt was? Und dann muß man noch klären, wer da noch so wohnen muß oder was, ich meine: ich oder Freddie oder was, und dann Karl, H.R., du, und was ist mit Martin Bosbach?«
    »Bosbach? Was soll mit dem denn sein? Wie kommt der denn jetzt hier ins Spiel?« sagte Erwin.
    »Der muß doch auch irgendwo wohnen«, sagte Frank. »Der ist bei der ArschArt rausgeflogen und hat gefragt, ob er da dann auch wohnen kann.«
    »Nix! Das ist meine Wohnung, und bevor da Bosbach wohnt, wohnt da aber Chrissie!«
    »Jetzt spiel dich mal nicht so onkelhaft auf«, sagte Chrissie.
    »Was soll das denn jetzt schon wieder, du dummes Punkstück! Willst du auf der Straße wohnen?«
    »Nein, das habe ich doch gar nicht gesagt. Aber laß doch Martin in Ruhe.«
    »Laß doch Martin in Ruhe«, äffte Erwin sie nach. »Wieso drängelt sich neuerdings immer wieder Bosbach in mein Leben, wieso ausgerechnet Martin Bosbach, was ist da eigentlich los, Chrissie?«
    Frank beschloß, sich nun doch den Tee mit den Orangenschalenstückchen zu machen. Er stellte einen Kessel mit

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