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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Vibes und wann du die zum letzten Mal gesehen hast … !«
    »Wen?«
    »Die aus der Wohnung hier!« Karl wurde ungeduldig, das konnte man hören.
    »Ach so«, sagte der Nachbar, »nein, also am Ende war das nur noch einer, der da immer gewohnt hat, die anderen haben ja dauernd gewechselt, aber die habe ich schon lange nicht mehr gesehen, das waren aber alle echt so fiese Typen, der eine auch, alle irgendwie, ich glaube, die waren so satansmäßig drauf, echt mal jetze, das ist immer Scheiße, so Typen, ich meine, ich war ja auch mal so auf Religion und so, aber dann was Weißes, so mitJesus, nicht diese schwarze Satans nummer, da kommen echt schwarze Vibes von denen durch die Wand.«
    “Und die letzten Tage, waren da auch noch schwarze Vibes?« fragte Karl. »Oder waren die weg?«
    »Nee, ja«, sagte der Mann, und dabei hob er einen Zeigefinger. »Jetzt fällt mir das auch auf: Heute noch nicht!«
    »Das ist doch alles Scheiße!« schrie Erwin und trat noch einmal gegen die Wohnungs tür. »Ich will, daß hier endlich mal was klappt. Erst ist die scheiß Kaffeemaschine in Arsch, und dann ist der Blödmann nicht da, ich will da jetzt reingehen und gut ist, ich will, daß hier endlich mal was klappt!«
    »Wenn sie nicht richtig abgeschlossen ist«, sagte Frank, »dann kann man die Tür auch einfach aufmachen und mal nachgucken! «
    »Da würde ich nicht reingehen«, sagte der Nachbar, »wer weiß, was ihr da drinne findet, da kommen immer so schlechte Vibes durch die Wand, die haben da ganz miese Sachen gemacht, da möchte ich lieber nicht wissen, wo die alle abgeblieben sind.«
    »Wo sollen die schon abgeblieben sein?« sagte Karl.
    »Wer weiß…«, sagte der Nachbar und schraubte dazu einen gekrümmten Zeigefinger durch die Luft, »wer weiß … - vielleicht liegt da noch einer von denen drinnen. Riecht das eigentlich komisch? Ich hab die alle schon lange nicht mehr gesehen, nur den einen noch…«
    »Wenn da noch einer drinliegen würde und tot wäre«, sagte Chrissie, »dann müßten da doch immer noch schlechte Vibes durch die Wand kommen, oder nicht?«
    »Nein, wenn der tot ist, dann nicht«, sagte der Nachbar, »das isses ja: Ich meine, wenn der tot ist, dann macht er ja nichts Schwarzes oder so Satanskram oder was, ein Toter an sich macht ja keine dunklen Vibes, der ist ja erstmal neutral, würde ich sagen, deshalb ist das gerade extra verdächtig jetzt mal, wegen heute keine Vibes und so, keine Ahnung, ich meine, ich war ja auch mal auf so einem Trip, aber dann mehr so jesusmäßig, mehr so weiße Religion und so.«
    »Man muß nur einen Schraubenzieher nehmen und die Abdeckung abschrauben, da sind die Schrauben ja offen zugänglich«, sagte Frank, »das kann man abschrauben, und dann kann man mit einer Zange wahrscheinlich einfach das Ding aufdrehen. So wie die Tür eben gewackelt hat, als du dagegengetreten hast«, sagte er zu Erwin, »ist die wahrscheinlich nicht extra noch abgeschlossen, die ist einfach nur zugezogen worden.«
    »Ich will damit lieber nichts zu tun haben«, sagte der Nachbar. Er lehnte sich an den Türrahmen, verschränkte die Arme und sah sie aufmunternd an.
    »Wir brauchen nur einen Schraubenzieher und eine Zange«, sagte Frank zu Erwin.
    »Ja, ja«, sagte Erwin nur.
    »Ich hab kein Werkzeug«, sagte der Nachbar. »Ich will damit auch lieber nichts zu tun haben.«
    »Im Einfall ist ein Werkzeugkasten«, sagte Karl.
    »Dann hol den doch mal«, sagte Chrissie ungeduldig.
    »Ich meine, wenn Erwin den Mietvertrag hat, dann müßte das doch eigentlich in Ordnung sein.«
    »Ich würde mal so sagen …«, sagte der Nachbar.
    “Bin gleich wieder da«, sagte Karl und lief die Treppe hinunter.
    Während er weg war, erfuhren sie noch einiges über den Nachbarn, der, das war mal sicher, kein Geheimniskrämer war, sie erfuhren zum Beispiel, daß er Marko hieß, Marko mit k, und daß er sein Geld nachts als Taxifahrer verdiente, und daß es ihn deshalb, wie er glaubhaft und mehrmals hintereinander versicherte, auch nicht störte, über einer Kneipe zu wohnen, zumal er sich auch schon lange überlegt hatte, selber mal in einer Kneipe zu arbeiten, weil das mit dem Taxifahren seiner Meinung nach sowieso keine Zukunft hatte, und wenn er sowieso immer nur nachts Taxi fuhr, gab er zu bedenken, dann konnte er ja ebensogut oder sogar viel besser nachts in einer Kneipe arbeiten, was er im übrigen schon als Kind unbedingt hatte machen wollen, das war tatsächlich als kleiner Junge sein größter Wunsch

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